Kapitel 6: Der Morgen danach

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Ich sah an die Zimmerdecke, es war nicht meine. Mir dämmerte, dass ich ja in Berlin war. Vielleicht ist es die Decke des Hotelzimmers. Ja das wirds sein. Ich drehte meinen Kopf, um mich etwas umzusehen, als ich merkte, dass ich auf einer Couch lag. "Ah, sie lebt noch!" hörte ich eine Stimme sarkastisch rufen. Nope, definitiv nicht mein Hotelzimmer. Ich setzte mich auf. Und sah... Max. "Fuck!" entfuhr es mir. "Wird ja auch höchste Zeit, dass sie sich mal bewegt! " lachte eine, mir bekannte, zweite Stimme. Florian. " Normale Menschen sagen eigentlich Guten Morgen" bemerkte Max sarkastisch. "Morgen" murmelte ich," wie bin ich hier her gekommen?" fügte ich noch total klischeehaft hinzu. "Mit'm Auto."Ich sah Florian mit dem willst-du-mich-verarschen-Blick an und er erweiterte seine Aussage: "Du bist gestern Nacht, beziehungsweise heute Morgen in meinem Auto eingepennt und ich wusste nicht wo ich dich hätte abladen sollen, also hab ich dich zu Frodse gebracht, außerdem wolltest du ja nochmal mit ihm reden". "Danke nochmal das du mich gestern da aufgegabelt hast, auf einen Polizei- Transport hatte ich echt kein Bock." ich hatte das Bedürfnis mich nochmal bei ihm zu bedanken. "Polizei- Transport?!" kam es fragend von Max. "Äh.. Ja?" gab ich ihm unsicher eine Antwort. "Du hast ihm eine Menge zu erklären, geh es langsam an." warf Flo ernst und eindringlich ein. "Das werde ich." versicherte ich ihm. "Ich verzieh mich dann mal. Machts jut." warf Flo in die Runde. "Wir sehen uns." meinte Max und ich gab ein zustimmendes Nicken von mir. Florian ging und Max und ich waren allein, ich und mein Bruder, der mich wahrscheinlich gar nicht haben wollte. "Wat zu trinken?" fragte mich Max. "Ja, gerne" war meine Antwort. "Kaffee?"hakte er nach. "Wär super, danke" gab ich von mir. Max stand auf, ging in die Küche und setzte einen Kaffee auf. Unterdessen sah ich mich ein wenig um, es war eine sehr große Wohnung, wahrscheinlich eine WG. Das hatte ich schon am Klingelschild gesehen, es standen mehrere Namen darauf. Als max wieder zurück ins Wohnzimmer kehrte, mit zwei Tassen dampfendem Kaffee, stellte er eine vor mir ab. "Danke." sagte ich höflich. "Ich wusst nich wie du ihn trinkst, deswegen hab ich den so gemacht wie meinen." sagte er. "Alles Gut, was Kaffee angeht, bin ich eigentlich recht flexibel." gab ich von mir. "So und jetzt erklär mir mal bitte, warum du gestern Nachmittag vor meiner Tür standest und behauptet hast, dass du meine Schwester wärst. Ich hab keine Schwester, dat wüsst ich. Und wenn du schon mal dabei bist zu erklären, dann kannste mir noch gleich sagen, warum Flo dich heute abholen musste und du auf meinem Sofa gepennt hast."verlangte Max zu wissen. "Also..." fing ich an "ich habe behauptet deine Schwester, beziehungsweise Halbschwester zu sein, da es stimmt. Bevor meine Eltern zusammen gekommen sind, hatte meine Mutter eine Beziehung zu einem Geschäftsmann, hier in Berlin, sein Name war Bernd Krüger..." Max machte bei dem Namen große Augen und sah mich fassungslos an, jedoch fuhr ich unbeirrt fort. "meine Mutter wusste nicht, dass er bereits einen sechsjährigen Sohn hatte. Als sie es erfuhr, packte sie ihre Sachen und hat Berlin verlassen. Das sie mit mir schwanger war hat sie erst später gemerkt, zu der Zeit, als mein Vater und sie eine Beziehung eingingen. Sie hat es wohl meinem biologischen Vater, also deinem Vater erzählt und auch gesagt, dass er mich niemals zu Gesicht bekommen würde. Meine Eltern ließen mich in dem Glauben aufwachsen, dass mein Vater auch mein Erzeuger war. Gestern bin ich 18 geworden und sie haben mir die Ganze Geschichte gebeichtet. Und dann hab ich ein paar Sachen gepackt und bin nach Berlin gekommen, und ich glaube, das war kein so genialer Plan." schloss ich meine Erklärungen über die "Schwestern-Frage" . Max sah mich einfach nur stumm und erstaunt an. Ich hatte den Eindruck ihn, völlig überrumpelt zu haben. Mir fielen Flos Worte wieder ein ~ Geh es langsam an ~. Fuck, ich hatte es bestimmt überstürzt. "Vielleicht, sollte ich besser gehen und dich erst einmal allein lassen" sagte ich, stand auf und wand mich der Tür zu. "Dein Kaffee" kam es von Max. Ich drehte mich irritiert um. "Was?" fragte ich sichtlich verwirrt. "Du hast noch nicht einen Schluck von deinem Kaffee getrunken." klärte er mich auf, was mich jedoch nicht wirklich weiter brachte. "Ich äh.. dachte, .. ehm ... dachte, dass...-" "Setzen! Kaffee trinken!" unterbrach Max mein Gestottere, er schmunzelte. In so einer Situation könnte ich das nicht. "Okay" gab ich kleinlaut zurück und setzte mich wieder. Ich nahm die Kaffeetasse in die Hand, die Max vorhin vor mich gestellt hatte, und nahm einen Schluck. Als Max mein Gesicht sah, musste er lachen. "Wie viele Tonnen Zucker hast du denn darein getan?" fragte ich und versuchte mit dem viel zu süßem Kaffeegeschmack klar zu kommen. "Fünf Löffel", antwortete er, "war das zu viel für dich?" fragte er grinsend. "Nur dezent" antwortete ich ebenfalls grinsend. "Trinkst du das etwa standardmäßig so?" wollte ich wissen. "Ja eigentlich schon", das Eis schien gebrochen, denn es war eine lockere Atmosphäre. Ich wusste nicht, ob fragen sollte, was mir nach meiner Erklärung schon auf der Zunge brannte. "Max? Darf ich dich was fragen?" rückte ich nun doch mit der Sprache raus. "Jo, frag," kam die Antwort. "Glaubst du mir? " fragte ich grade heraus. Er sah mich an, irgendwie abwägend. "Ich weiß noch nicht wirklich, was ich glauben soll. Ich mein, warum solltest du dir das Ganze ausdenken, und selbst wenn es ausgedacht wäre, wo solltest du dann bitte die ganzen Informationen über mein Leben herhaben? Aber ich muss mit erst mit meinem Vater sprechen, das Ganze von ihm hören" sagte er nachdenklich. "Klar das verstehe ich, du hättest es von deinem Vater erfahren sollen, nicht von mir, einer praktisch Fremden. Es war eine Art Kurzschlussreaktion bei dir aufzukreuzen, es war wahrscheinlich ein Fehler." gestand ich ein. " Es war kein Fehler, es war unerwartet und irgendwie seltsam, aber ich kann es nachvollziehen, wenn man sowas erfährt, will man auch denjenigen kennen lernen, mit dem man verwandt ist." erwiderte Max. "ich war trotzdem etwas taktlos, und eine einfühlsame Meisterleistung wars jetzt auch nicht, ich hab dich ja praktisch damit überfallen." versuchte ich mich zu erklären. Ich hörte ein klappern, dann eine Tür, die geöffnet und geschlossen wurde. "Jo, Frodo, haste Bock uns bei ner neuen Roomsession an den Drums auszuhelfen?" es war wahrscheinlich ein Mitbewohner von Max, der da im Türrahmen stand. Dann fiel sein Blick auf mich.

Überraschung: Du hast einen BruderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt