Kapitel 10: U wie Ultra

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Ich fühlte mich total sicher in seinen Armen, geborgen irgendwie. Und ich heule sein Shirt voll, super Mel, eine weitere Glanzleistung. "Wie hast du mich überhaupt gefunden?" fragte ich Jakob. " Nach dem Telefonat, hast du dein Handy einfach fallen gelassen und ich dachte das bräuchtest du vielleicht und deswegen bin ich dir nach. Und da ich mir irgendwie nicht vorstellen konnte, das du Richtung S-Bahn gegangen bist, hab ich es auf gut Glück in der anderen Richtung versucht. Durch Zufall hab ich dich dann auf der Bank gesehen, du hast geweint und ich hab dich auch angesprochen, ehrlich, ich saß da nicht so stalkermäßig, aber du warst so in Gedanken und ich wollte dich nicht erschrecken." zum Ende hin wurde er immer schneller und ich musste unwillkürlich lächeln. "Ist schon okay", sagte ich. Wir saßen eine Weile schweigend so da, er umarmte mich immer noch und mir wurde langsam warm. Als ob er Gedanken lesen könnte, entließ er mich aus seiner Umarmung. "Dein Ex hat dich geschlagen?" fragte er. Ich stockte, sollte ich es ihm erzählen? Wir kannten uns ja kaum. trotzdem sagte ich: "Nicht nur das, ich wünschte, es wäre beim schlagen geblieben." Meine Stimme war seltsam ruhig, fast schon monoton, doch in meinen Augen sammelten sich bereits wieder neue Tränen. Es war, als würde eine andere Person in mir sprechen. Jakob sah mich geschockt an. "Was meinst du damit?" fragte er komplett verwirrt. Ich hob, statt zu antworten, mein Shirt ein wenig an, so dass er meine Narbe sehen konnte. "Was zum -..." setzte er an, doch ich unterbrach ihn schnell. "Bitte Jakob, ich will nicht unbedingt drüber reden." Er schaute mich mit großen Augen an, akzeptierte jedoch meine Aussage. "Hast du Angst?" fragte er stattdessen. Ich nickte, ja, ich hatte verdammt nochmal Angst. Angst davor, dass er wieder auftauchen würde, Angst davor, dass er es wieder schaffte, dass ich mich wieder von meinem sozialen Umfeld abkapselte. Das alles schwirrte mir im Kopf rum und ich bekam nur ein jämmerliches Nicken zustande. "Woher weiß er, wo du bist?" tastete sich Jakob weiter vor, sorgsam bedacht, nicht zu neugierig und mitleidig zu wirken. "Ich weiß es nicht," antwortete ich, "ich dachte er würde noch sitzen." "Er war im Gefängnis?" hakte Jakob nach. "Ja." sagte ich schlicht. "Hat das etwas mit deiner Narbe zu tun?" kam es leise von Jakob. Wieder nickte ich. "Lass uns zurück in die UWG gehen." wechselte er das Thema und ich stimmte ihm zu. "Jakob? Warum UWG?" erkundigte ich mich. "U wie Ultra, weil wir so awesome sind." antwortete Jakob gespielt eingebildet. Ich lachte und schüttelte den Kopf, Mara wäre garantiert auch auf so eine Idee gekommen. An der UWG angekommen, schloss Jakob die Tür auf und ließ mich als erste in das Treppenhaus des Mehrfamilienhauses treten. "Danke, wehrter Gentleman." scherzte ich und brachte ihn dadurch zum lachen. Als er die Wohnungstür aufschloss rief er: "Leute, wir sind wieder da!" Daraufhin sahen die anderen wie eine Herde Erdmännchen aus der Wohnzimmertür, es sah so komisch aus, dass ich mir nur wegen ihrer sorgenvollen Gesichter ein Lachen verkneifen konnte. Max sah mich besorgt an und fragte mich, ob alles okay sei und was passiert wäre. Ich sagte, dass es jetzt wieder ginge und es eine zu lange und emotionale Geschichte wäre um sie jetzt zu erzählen. Er beließ es dabei. "Freunde? Jemand ne Mate?" fragt Felix in die Runde. Alle, außer mir, nickten. Max sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Was is mit dir Melanie?" fragt er mich. "Um ehrlich zu sein, hab ich noch nie ne richtige Mate getrunken, nur Matecola."gab ich kleinlaut zu und die anderen sahen mich ungläubig an. Steven murmelte irgendwas, was sich verdächtig nach Kostverächter anhörte. "Willst du es probieren?" fragte mich Jakob und ich sagte. "Klar, warum nicht?". Promt bekam ich eine Flasche in die Hand gedrückt. Ich nahm einen Schluck und da mich alle ansahen während ich trank, und ich das nicht ab konnte, weil ich dann immer lachen musste, verschluckte ich mich. Ich versuchte den Hustenanfall so gut es ging zu unterdrücken, was bei meinem Glück nicht klappte. Felix klopfte mir auf den Rücken, während Steven mich einfach nur auslachte. Als ich mich dann einigermaßen wieder eingekriegt hatte, fragte Max mich, ob es denn so schlimm schmecken würde, woraufhin ich ihm erklärte, dass ich mich nur auf Grund der Tatsache verschluckt hatte, dass ich lachen musste. Zu einer Antwort kam er nicht mehr, da zum zweiten Mal an diesem Tag Session aus meiner Hosentasche ertönte. Ich nahm mein Handy aus meiner Hosentasche und sah aufs Display, "Mara ruft an", stand dort. "Wer ist Mara?" fragte Steven, der hinter mir stand und auf mein Handy sah. "Meine beste Freundin." antwortete ich ihm. "Oh ich will rangehen!" rief er in einer kindlichen Stimme und schnappte sich mein Handy aus meinen Händen. "Hallo Melanies Handy, sie sprechen mit Steve, wie kann ich ihnen helfen?" fragte er, immer noch mit Kinderstimme. "Wenn du schon an mein Telefon gehst, dann mach wenigstens auf laut, damit ich Mara auch hören kann!" rief ich durch den Raum, denn Steven hatte sich mit meinem Handy ans andere Ende des Raumes verzogen. Er stellte auf Laut und kam wieder näher. "Hi Mara" begrüßte nun auch ich meine beste Freundin. "Hi Mara" kam es wie ein Echo von Max und Felix. "Ähm Mel? Was geht denn bei dir Maus? Oder besser gesagt bei den Typen um dich rum?" fragte Mara. "Maus?" lachte Jakob. "Denk nicht mal dran!" sagte ich nur. "Oh Melanie wird ernst." kam es jetzt von Max, der ebenfalls lachte. "Maus? Die nennen dich ernsthaft Melanie? Und wer sind die?" hörte ich Maras Stimme aus dem Hörer. "Ja leider Süße, ich mags auch nicht gern. Und um mich rum sind Steven, mit dem hast du ja schon gesprochen, Jakob, Felix und Max." klärte ich sie auf. "Ach dein Big-Bro Max, der dir nicht Glauben wollte?" fragte Mara. Alle sahen Max und mich verwirrt an. "Ähm Kleine? ich ruf dich heute Abend noch mal an." sagte ich zu Mara. "Okay, aber nenn mich nicht Kleine, ich bin eineinhalb Jahre älter als du!" meckerte sie. "Aber ich bin größer. Bis dann, Hab dich lieb." ärgerte ich sie und legte dann auf. "Dein Big-Bro" fragte Steven verwirrt.

Überraschung: Du hast einen BruderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt