18. Nachtruhe

183 14 9
                                    

"Ella." Jemand rüttelte sanft an mir. Ich schreckte hoch und blickte in tiefbraune Augen. Huch. Noahs Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Als er sah, dass ich wach war, wich er ein Stück zurück. "Wir sind am Hotel. Du musst aussteigen."

Widerwillig nickte ich und richtete mich auf. Ich zog mir meine Jacke über und quälte mich dann aus dem Auto. Wieso kostete das so viel Anstrengung?

Sobald mich jedoch die kühle Nachtluft empfing und ich den anderen in das Hotel folgte, wo mich das grelle Licht blendete, wurde ich automatisch etwas wacher. Dabei war es so schön gewesen, zu dösen, ich wollte gar nicht wach sein.

Wir holten unsere Zimmerkarten und stapften mit unserem Gepäck die Treppe ein Stockwerk nach oben. Das Hotel war so klein, dass es nicht mal einen Aufzug gab.

"Ich bin echt super müde. Also würde ich direkt ins Bett verschwinden, wenn das okay für dich ist?", meinte Alva und sprach mir damit aus der Seele. Sicher wäre es cool, noch ein wenig beisammen zu sitzen, aber heute nicht mehr.

"Dem schließe ich mich an", stimmte Erik zu. "Also gute Nacht. Wir sehen uns morgen. Nicht verschlafen!", warnte er uns und verschwand dann mit Alva am Ende des Flurs.

Unbeholfen drehte ich mich zu Noah. Der sah mich bereits verwirrt an. "Das heißt, wir schlafen in einem Zimmer, und du sagst gar nichts dazu?"

"Wusstest du das nicht?", fragte ich ihn überrascht. Er legte den Kopf schief. "Nicht unbedingt. Ich habe es mir denken können, ja. Aber ich hätte ja nicht gedacht, dass du da widerstandslos mitziehst."

Ich zuckte die Achseln. "Nach dieser Fußmassage bin ich für alles bereit." Ich sah ihn verlegen an. "Das war echt lieb."

Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Deine Füße sehen ganz in Ordnung aus, also gern geschehen. Für eine Fortsetzung bin ich jetzt aber zu müde."

Ich verengte die Augen. "Du hast aber nicht einen Fußfetisch oderso?" Er lachte. "Tatsächlich nicht, nein. Aber ich weiß, wie gut so eine Massage nach einem langen Tag sein kann." Er kratzte sich am Kopf und wirkte nun ebenfalls etwas verlegen. Ich beschloss das Thema zu beenden. "Also danke auf jeden Fall", murmelte ich ehrlich dankbar. Er nickte annehmend.

Wir liefen zu unserem Zimmer und ich warf mein Gepäck in die Ecke. Diesmal war ich so schlau, den un-rollbaren Koffer zuhause zu lassen und ebenfalls nur mit einem Rucksack zu kommen.

Leider war Noah schneller im Bad und ich musste warten. Währenddessen lüftete ich das Zimmer einmal kurz und blickte nach draußen. Mittlerweile war die Müdigkeit trotz des gedämpften Lichts im Zimmer verschwunden. Hoffentlich könnte ich trotzdem schnell schlafen.

Sobald Noah das Bad frei machte, ging ich gewappnet mit Zahnbürste und Pyjama - der aus einem einfach übergroßen Shirt aus der Männerabteilung bestand - hinein. Ich zog mich um, wusch mein Gesicht und schrubbte meine Zähne.

Ich war erleichtert, als die Arbeit endlich erledigt war und ich mich wieder frisch fühlte. Jetzt müsste ich nur noch schnell meine Haare bürsten und könnte dann ins Bett. Da meine Haarbürste noch im Zimmer lag, verließ ich das Bad, um sie schnell zu holen.

Noah saß auf seinem Bett und sah angestrengt in sein Handy. Er trug eine graue Jogginghose und ein lockeres Shirt. Der entspannte Look stand ihm. Wieso waren graue Jogginghosen auch immer irgendwie heiß? Sie regten meine Fantasie an.

Doch ich ignorierte Noah und beugte mich über meinen Rucksack, um die Bürste zu suchen. Als ich sie endlich fand, drehte ich mich triumphierend um, um wieder ins Bad zu verschwinden. Als ich sah, wie Noah sein Handy weggelegt hatte und mich nun anstarrte, hielt ich abrupt inne.

Katzenbegräbnisse, Polarlichterjagd und andere SchwierigkeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt