23. Schneeballschlacht

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In dieser Nacht würde ich wie ein Baby schlafen. Die Glücksgefühle schwebten noch in mir und auch Noahs Anwesenheit neben mir störte mich kaum. Eigentlich tat sie das gar nicht, nur dieses komische Bedürfnis in mir, ihn zu berühren störte. Aber ich blieb standhaft.

Bis Noah anfing zu reden. "Ich kann es nicht glauben. Wir haben die Polarlichter gesehen", flüsterte er in die Dunkelheit.

"Ich habe es auch noch nicht realisiert", flüsterte ich zurück. "Nur mein noch nicht ganz aufgetauter Körper ist Beweis dafür. Ist dir auch noch so kalt?"

"Geht eigentlich", murmelte Noah.

Wir schwiegen einen Moment. Dann fasste ich einen Entschluss. Wieso eigentlich zurückhalten? Ich sollte anfangen meinen Impulsen zu folgen und nicht krampfhaft ein Bild aufrecht erhalten wollen. Wir waren schon lange nicht mehr die verfeindeten Nachbarn von damals. Und mein Impuls war, dass ich kalte Füße hatte. Eiskalte Füße. Und Noahs eigener Aussage nach war ihm nicht kalt. Glasklare Sache also.

Unauffällig rutschte ich in Noahs Richtung, sodass unsere Decken nun zusammen lagen. Dann schob ich vorsichtig meine Füßen unter Noahs Decke und tastete mich voran. Bis ich gegen Noahs Beine stieß. Ich hielt die Luft an und wartete seine Reaktion ab.

"Soll ich fragen, was das werden soll?", bedachte Noah skeptisch.

"Mir ist kalt." Das sollte wohl Erklärung genug sein.

"Das merke ich", meinte er in Anbetracht der Tatsache, dass ich meine eiskalten Zehen unter seine Beine schob, um sie zu wärmen. Er trug wieder seine dünne Jogginghose, aber scheinbar hielt das die Kälte nicht ab, zu ihm hindurch zu kriechen. Trotzdem ließ er es geschehen. Meine Zehen tauten langsam wieder auf.

"Jetzt ist mir aber kalt", murmelte Noah plötzlich.

"Oh", murmelte ich verlegen zurück. "Was können wir da machen?" Ich biss mir auf die Lippe und mein Herz pochte so laut in meiner Brust, dass ich Angst hatte, man könnte es hören.

"Ich weiß auch nicht..."

Ich nahm allen Mut zusammen und rutschte vorsichtig mit dem Rest meines Körpers ein Stück an Noah heran. Himmel, was tat ich hier.

Unweigerlich schlossen sich Noahs Arme um mich und zogen mich das letzte Stück zu ihm. Er löste die kurzzeitige Umarmung sofort wieder, aber das machte keinen großen Unterschied.

Fuck. Mein Atem ging schwer und ich brauchte einen Moment, um die Situation zu begreifen. Ich konnte Noahs tiefbraune Augen erkennen, so dicht lag ich nun an ihm. Wir sahen uns direkt an und ich spürte seinen warmen Atem. Unsere Beine waren unter seiner Decke miteinander verschlungen.

Ich schluckte. "Du bist gar nicht kalt", murmelte ich nervös das Erste, was mir einfiel.

"Doch", widersprach er und sah mich undefinierbar an. Mein Atem stockte bei seinem Blick und ein Schauer überlief mich.

Ich räusperte mich. "Wir müssen jetzt schlafen", stellte ich fest.

"Ja. Schlafen wir", stimmte Noah zu. Seine Mundwinkel formten ein Lächeln. Er sah entspannt und gelöst aus. Ich freute mich darüber und rutschte in einer Übersprungshandlung auch noch das letzte bisschen an ihn heran. Bis ich meinen Kopf an seiner Brust ablegen und die Arme um seinen Oberkörper legen konnte. Noah sagte nichts, sondern umschloss meinen Rücken nun auch wieder mit seinen Armen.

Ich kuschelte mich an ihn und atmete tief aus. Nun fühlte ich mich ebenfalls völlig entspannt. Geborgen. Die Wärme tat gut und ließ mich schläfrig werden. Gleichzeitig zog sich mein Bauch nervös zusammen und kribbelte aufgeregt, was ich jedoch erfolgreich ignorierte.

Katzenbegräbnisse, Polarlichterjagd und andere SchwierigkeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt