8. Katerstimmung

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Am nächsten Morgen wachte ich mit einem ziemlichen Kater auf.

Gestern wurde tatsächlich noch eine Menge durch Eriks Wohnzimmer getanzt, ich war scheinbar nicht die Einzige, die ein bisschen zu tief ins Glas geschaut hatte. Ich fragte mich, ob die anderen auch so einen Kater hatten. Noah zum Beispiel hatte ziemlich bei Sinnen gewirkt, obwohl er eigentlich auch nicht wenig getrunken hatte. Auf meine gestrige Wahrnehmung war vermutlich aber auch nicht hundertprozentig Verlass. Ironischerweise fiel mir ein, dass selbst wenn Noah einen Kater hatte, ich seinen richtigen Kater ja schon vor Monaten totgefahren hatte. Bei dem Gedanken daran stöhnte ich.

Bei der Party gestern hatte ich mich aber auch nicht viel besser verhalten. Ich begann mich zu schämen, als mir die Ereignisse nach und nach langsam wieder in den Sinn kamen. Zum einen hatte ich erstaunlich viel Zeit mit Noah verbracht. Und erstaunlich viel Körperkontakt gehabt. Zum anderen hatte ich mich ziemlich idiotisch verhalten. Eigentlich fiel mir nichts richtig Gemeines ein, das Noah gestern gesagt oder getan haben sollte und trotzdem war ich ziemlich undankbar und zickig gewesen. Naja, man konnte sein gewohntes Verhalten eben nicht einfach abstellen. Ich war mir sicher, Noah verfiel auch bald wieder in seine alten Muster. Nur weil er gestern nicht übermäßig fies war, war er jetzt nicht gleich ein guter Mensch. Wahrscheinlich hatte er es nur schon verinnerlicht, sich um die betrunkenen Mädels zu kümmern, damit er am Ende bei ihnen punkten und schneller in ihrem Höschen landen konnte. Allein der Gedanken ließ mich erschaudern. Gut, dass das bei mir nicht klappte.

Apropos in jemandes Höschen landen.

Von nebenan hörte ich Gekicher und immer wieder ein Schmatzen, das verdächtig nach Geknutsche klang. Och ne. Seit wann trieben sich Linnea und ihr Frederik denn hier rum? Normal ging Linnea immer zu Frederik, aber vielleicht war ihre Mutter heute nicht da und meine Anwesenheit war ihnen offensichtlich egal. Ich stöhnte abermals genervt auf und steckte meinen Kopf in das Kissen. In meinem Zustand konnte ich das gerade wirklich nicht ertragen. Zusätzlich klingelte in dem Moment mein Handy. Das schrille Ringen tat meinem Kopf weh.

Ich kroch aus dem Bett hervor und warf einen Blick darauf. Noah? Unsicher nahm ich ab.

"Du sollst zum Aufräumen kommen", sagte er ohne viel drumherum oder mich auch nur zu grüßen.

"Dir auch einen wunderschönen guten Morgen!", murmelte ich. "Ich liebe deinen freundlichen Ton."

"Ich bin nur der Bote", meinte er gleichgültig.

"Wer sagt, dass ich kommen soll? Erik? Wieso sagt er mir das nicht selber?", fragte ich nach und kuschelte mich wieder in die warme Bettdecke. Wir hatten doch erst letztens Nummern getauscht.

"Was weiß ich, er hat gesagt ich soll dich anrufen. Vielleicht weil er selbst noch wie eine Leiche im Bett liegt und seine Eltern aber schon genervt sind von dem Chaos", erklärte Noah mir. "Also beweg deinen platten Arsch besser schnell hier her." Dann legte er einfach auf. Na also, ich wusste doch er wäre schnell wieder der übliche anstrengende Noah.

Da ich aber sowieso keine Lust mehr auf Linneas Gekicher hatte, quälte ich mich aus dem Bett. Ich machte mir nicht die Mühe, mich irgendwie herzurichten und war kurze Zeit später schon auf dem Weg. Linnea würde mich wohl nicht vermissen.

Die frische kalte Luft draußen tat gut und ließ mich etwas besser fühlen. Ich drehte sogar noch eine extra Runde, bevor ich an Eriks Haus klingelte. Seine Mutter öffnete mir. "Hi, Ella!", freute sie sich. Ich grüßte sie freundlich zurück und bedankte mich dafür, dass wir gestern bei ihnen feiern konnten. Eriks Eltern waren extra dafür ausgegangen und erst ziemlich spät wieder gekommen.

Als ich gerade dabei war meine Schuhe auszuziehen, tauchte Noah auf. Ich sah auf und musste feststellen, dass er auf eine unordentliche Art süß aussah. Er wirkte noch ein wenig verschlafen, seine Haare waren durcheinander und er trug lockere gemütliche Klamotten.

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