Kapitel 4

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Der Wagen fuhr durch immer breitere und von hohen Bäumen gesäumte Straßen. Die Häuser wurden größer und prächtiger, die Vorgärten gepflegter und die Straßen immer ruhiger. Es war, als ob sie eine völlig andere Welt betraten.
Schließlich bogen sie in eine Allee ein, deren Bäume in allen möglichen Rottönen leuchteten und ein beeindruckendes Farbenspiel boten. Am Ende der Allee tauchte das Anwesen auf, und es war in der Tat beeindruckend. Ein langer, gewundener Kiesweg führte durch eine weitläufige, gepflegte Parkanlage, in der die Herbstblumen in voller Blüte standen.

Die Villa selbst ragte majestätisch vor ihnen auf. Es war ein prächtiges Gebäude aus cremefarbenem Stein, mit hohen Säulen, die den Eingang flankierten. Die Fenster waren groß und mit kunstvollen, Ornamenten verziert, und das Dach war mit glänzenden Schieferplatten gedeckt. Ein breiter Balkon erstreckte sich über die Vorderseite des Gebäudes, und eine imposante Treppe führte zu den massiven Eingangstüren.
Usagi und Shingo starrten auf das Anwesen, völlig überwältigt von seiner Pracht und Größe, während die Herbstsonne einen goldenen Schimmer über alles legte. Es war schwer zu glauben, dass sie hier willkommen waren, gerade wenn man bedachte wo sie her kamen.

Kaum hatte jemand die Autotür geöffnet, wurden sie auch schon ins Innere des Hauses geführt. Der Eingangsbereich war groß und geräumig, mit einem glänzenden Marmorboden, der unter ihren Schritten leise hallte. Über ihnen spannte sich ein kunstvoller Kronleuchter aus funkelndem Kristall, der das Licht in alle Richtungen brach und ein faszinierendes Spiel von Licht und Schatten auf die Wände warf. Schwere Vorhänge aus beigem Samt hingen an den hohen Fenstern. Ein breites Treppenhaus führte zu den oberen Etagen, und die Geländer waren mit geschmiedeten Verzierungen versehen. Shingo und Usagi kamen aus dem Staunen gar nicht wirklich heraus, als ihnen plötzlich Chibiusa lachend entgegenlief.

Sie trug ein neues Kleid einer edlen Marke. Von dem Geld, das dieses gekostet haben musste, hätte Usagi ihre Geschwister einen knappen Monat ernähren können. "Usagi, Shingo! Da seid ihr ja endlich!", rief Chibiusa aufgeregt und rannte direkt in die Arme ihrer großen Schwester. "Ihr glaubt gar nicht, wie toll es hier ist! Ich war schon baden, und schaut mal, was für tolle Klamotten ich bekommen habe. Außerdem hatte ich einen riesigen Eisbecher, der war so lecker." Chibiusa erzählte so schnell, dass ihre Geschwister gar nicht die Chance hatten, zu Wort zu kommen.

Doch dann spürte Usagi, wie sich ein mulmiges Gefühl in ihr ausbreitete. Etwas stimmte hier nicht, sie konnte es nicht genau sagen, aber irgendetwas war seltsam an dieser Situation. Die Warnung ihrer Mutter, dass ihr Vater gefährlich sein könnte, klang in ihren Gedanken nach und fügte ihrem Unbehagen eine scharfe Kante hinzu.

Chibiusa redete weiter, aufgeregt von ihren Erlebnissen, und Usagi versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Sie drückte ihre kleine Schwester fest an sich. . Als ihre Blicke sich trafen, konnte Chibiusa die Anspannung in Usagis Augen erkennen, doch sie verstand die Gründe dahinter nicht. Usagi musste sicherstellen, dass sie und ihre Geschwister in dieser neuen Umgebung sicher waren, und sie war entschlossen, herauszufinden, was hier vor sich ging.

Als das Klackern von Absatzschuhen auf dem Marmorboden erklang, richtete Usagi ihren Blick nach oben. Vor ihr stand eine hübsche junge Frau mit schulterlangen blonden Haaren und einer Brille. Ihr elegantes Kleid und ihr freundliches Lächeln vermittelten den Eindruck von Wohlstand und Selbstbewusstsein.

"Usagi Sasaki? Ich heiße Sie herzlich willkommen, mein Name ist Mimete und ich bin eine der Assistentinnen ihres Vaters", begann die Frau höflich. "Das Bad in Ihrem Zimmer ist bereits eingelassen, und frische Kleidung wurde für Sie herausgelegt. Ihr Vater lädt Sie alle zu einem gemeinsamen Abendessen ein und bittet Sie im Anschluss daran um ein vertrauliches Gespräch. Fühlen Sie sich hier wie zu Hause, und wenn Sie irgendwelche Fragen, Wünsche oder Anliegen haben, dann lassen Sie es mich wissen."

Usagi konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass hier mehr im Spiel war, als es auf den ersten Blick schien. Sowohl der Mann, der sie abgeholt hatte, als auch diese Mitarbeiterin waren zu freundlich. Diese aufgesetzte Freundlichkeit kannte sie von früher, wenn jemand in der Schule etwas von ihr wollte, waren ihre Mitschüler vorher auch immer besonders freundlich nur um sie dann um einen Gefallen zu bitten. Nur was konnte ihr Vater ausgerechnet von ihr wollen? Er besaß doch alles. Usagi konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn schon hatten sich Chibiusas kleine Finger um ihre Hand geschlungen.

"Komm, ich zeig dir dein Zimmer. Du wirst vielleicht Augen machen. Mein Zimmer ist direkt daneben, und Shingo hat das gegenüber. Die Zimmer sind riesig, und die Betten sind so weich!", plapperte Chibiusa ohne eine Pause zu machen, während sie ihre Geschwister die Treppe nach oben führte.

Usagi betrat das Schlafzimmer, das ihre Schwester ihr zeigte, und sie konnte ihren Augen kaum trauen. Chibiusa schob sich an ihr vorbei und warf sich mit Anlauf auf das riesige Bett, das in der Mitte des Raumes stand. Die Wände waren in einem sanften Cremeton gehalten, der dem Raum eine warme und einladende Atmosphäre verlieh. Das Bett dominierte den Raum, ein großes Himmelbett mit einem kunstvoll geschnitzten Holzrahmen und einem üppigen Baldachin aus elfenbeinfarbenem Stoff. Die Bettwäsche war makellos weiß und fühlte sich weich und luxuriös an, die Kissen und Decken sorgfältig arrangiert. Eine Ecke zierte ein großer Spiegel, daneben stand ein Schminktisch.

An dem Schrank hing ein schlichtes hellblaues Kleid, und ein weiteres Detail fiel Usagi ins Auge: unter einem Stuhl stand ein Paar glänzende, silberne High Heels. Dann erblickte sie eine Tür und öffnete diese vorsichtig. Dahinter verbarg sich das Badezimmer.
Das angrenzende Badezimmer war genauso beeindruckend. Es verfügte über eine riesige, freistehende Badewanne, die bereits bis oben hin mit einem wohl duftenden Schaumbad gefüllt war. Auf dem Waschtisch aus poliertem Granit standen duftende Pflegeprodukte und flauschige Handtücher, bereit für ihre Verwendung.

"Ich geh noch etwas draußen spielen wenn du jetzt badest. Bis später.", flötete Chibiusa ihr zu und dann fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.

Usagi wusste nicht wie lang es her war das sie das letzte mal gebadet hatte. Sie zog die Tür hinter sich ran und ließ ihre Klamotten auf den Boden fallen. Das warme Wasser, das sie umfing, schien all ihre Sorgen und Ängste wegzuspülen, und für einen kurzen Moment konnte sie die Realität vergessen. Erst als das Wasser langsam kälter wurde, wurde sie daran erinnert, dass sie nicht ewig diesem Traum verweilen konnte.
Usagi hüllte sich in ein weiches Handtuch und betrachtete das hellblaue Kleid, das für sie bereitlag. Zögerlich strich sie darüber und bewunderte die makellose Verarbeitung. Auf der Kommode fand sie frische Unterwäsche und eine seidige Strumpfhose, alles in ihrer Größe.

Ihre zittrigen Hände zogen das Kleid über ihren Körper, und als sie in die silbernen High Heels stieg, fühlte sie sich, als ob sie in eine völlig neue Rolle schlüpfte, die sie noch nicht kannte. Ihr Spiegelbild reflektierte eine Frau, die nicht mehr wie das Straßenmädchen aussah, das sie gewohnt war, zu sein.

Als sie vor dem Schminktisch stand und die verschiedenen Make-up-Produkte darauf sah, überflutete sie ein Gefühl der Unsicherheit. Die Auswahl an Produkten erschien überwältigend, und sie erinnerte sich daran, wie lange es her war, seit sie sich das letzte Mal geschminkt hatte.

Ihre Haut war von den Strapazen des Lebens auf der Straße gezeichnet, sonnengebräunt und gesprenkelt mit kleinen Narben und Schrammen. Etwas Make-up könnte sicherlich nicht schaden, dachte sie, und setzte sich vor den großen Spiegel.
Ihr Blick wanderte zu den Lidschatten-Paletten, und sie entschied sich für einen dezenten, erdigen Farbton, den sie sanft auf ihre Augenlider auftrug. Das Ergebnis war subtil, verlieh aber ihren Augen einen geheimnisvollen Glanz. Dann griff sie nach einem Lippenbalsam und trug ihn auf, um ihren Lippen Feuchtigkeit zu schenken.

Schließlich nahm sie eine Bürste und kämmte ihre Haare, die nun frisch gewaschen und duftend waren. Ihr langes, goldblondes Haar schimmerte im Licht des Raumes und vervollständigte die Verwandlung.
Usagi betrachtete sich im Spiegel und konnte kaum glauben, was sie sah. Das Mädchen, das ihr entgegenblickte, wirkte wie aus einer anderen Welt - weit entfernt von den rauen Straßen Tokios. Sie fühlte sich unbeholfen und ungewohnt in dieser Verkleidung, aber sie hatte ja nichts anderes zum Anziehen. Mit ihren Lumpen von der Straße konnte sie in diesem Haus nicht herumlaufen.

Während sie noch ihr Spiegelbild musterte, erklang ein Klopfen an der Tür. "Ja?", rief sie zögerlich, und die Tür öffnete sich. Usagi musste zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass der junge Mann, der ihr lachend entgegentrat, tatsächlich ihr Bruder war. Die feine Stoffhose und das hellblaue Hemd, das farblich genau auf ihr Kleid abgestimmt war, standen ihm erstaunlich gut. Sogar Shingo staunte, als er seine Schwester in ihrer ungewohnten Eleganz sah.

"Ähm... Usa, du siehst umwerfend aus", sagte Shingo schüchtern.
"Danke, du aber auch. Hast du Chibiusa gesehen? Sie ist schon eine Weile weg."
"Ja, aus meinem Fenster. Sie tobt draußen durch den Garten."

Usagi und Shingo saßen gemeinsam in ihrem Zimmer und unterhielten sich leise über die merkwürdigen Umstände, die sie in dieses prächtige Anwesen geführt hatten. "Shingo, es ist alles so seltsam", flüsterte Usagi und faltete nervös ihre Hände im Schoß. "Warum sollten wir plötzlich zu meinem Vater gebracht werden? Er hat sich bisher nie für mich interessiert... und wenn er so reich ist, warum hat er Mama nie finanziell unterstützt? Ich frage mich wirklich, was er von mir will."

Shingo runzelte die Stirn und blickte nachdenklich aus dem Fenster. "Ich weiß es auch nicht, Usa. Aber ich mache mir Sorgen. Irgendetwas stimmt hier nicht. Diese Leute sind so freundlich, zu freundlich. Verstehst du, was ich meine?"

Usagi nickte, sie wusste genau, was er meinte. Doch bevor sie antworten konnte, wurde die Tür geöffnet, und die blonde Frau, die sie zuvor begrüßt hatte, trat ein.

"Es ist Zeit für das Abendessen", lächelte sie. "Kenji Tsukino entschuldigt sich für seine Abwesenheit und bittet darum, dass ihr ohne ihn beginnt."

Usagi und Shingo folgten ihr in den prachtvoll gedeckten Speisesaal. Der Tisch war mit edlem Porzellan, funkelnden Gläsern und silbernen Bestecken reich gedeckt. Es gab eine Vielzahl von köstlich aussehenden Gerichten, die verlockend dufteten.
Chibiusa saß bereits am üppig eingedeckten Tisch und plapperte munter drauf los, als sie ihre Geschwister erblickte. "Usagi, Shingo, ihr habt ja keine Ahnung, wie toll es hier ist! Die Blumen im Garten sind so schön, und es gibt sogar einen kleinen Teich mit Fischen! Und das Essen, oh mein Gott, das Essen! Ihr werdet es lieben!"

Usagi und Shingo ließen sich lächelnd auf ihre Stühle fallen und nahmen am festlich gedeckten Tisch Platz. Während des Abendessens genossen sie die köstlichen Speisen und lauschten Chibiusas aufgeregten Erzählungen über die Abenteuer im Garten.
Nach dem Dessert trat einer der Bediensteten höflich an Usagis Seite. "Entschuldigen Sie bitte, aber Herr Tsukino bittet darum, dass Sie zu ihm in den Salon kommen. Er möchte sich gerne mit Ihnen unterhalten."

Usagi fühlte erneut eine Mischung aus Nervosität und Neugier, als sie aufstand und dem Bediensteten folgte. Shingo und Chibiusa blieben am Tisch zurück.

Usagi betrat den Salon. Schwere, dunkle Vorhänge bedeckten die hohen Fenster, dunkle Holzböden erstreckten sich unter ihren Füßen, und der Raum wurde von einem großen Kamin dominiert, in dem ein behagliches Feuer knisterte. Trotz der dunklen Farbgebung wirkte der Raum gemütlich und einladend.

Am anderen Ende des Raumes saß Kenji Tsukino in einem tiefen Sessel am Kamin. Er war ein Mann mittleren Alters mit schwarz-grau gesträhnten Haaren, die ihm in sanften Wellen ins Gesicht fielen. Eine Brille ruhte auf seiner Nase, und sein Blick war freundlich, als er Usagi begrüßte.
"Willkommen, Usagi, es ist schön dich endlich kennenzulernen.", sagte er ruhig und lud sie ein, sich in einem Sessel ihm gegenüber niederzulassen. "Ich hoffe, das Abendessen hat dir geschmeckt. Es tut mir leid, dass ich nicht persönlich dort sein konnte, um dich zu begrüßen... aber die Geschäfte kennen keine Pause."
Usagi nickte höflich und erwiderte: "Das Essen war wunderbar, vielen Dank. Aber ich frage mich immer noch, warum ich hier bin."

Kenji Tsukino lächelte und lehnte sich in seinem Sessel zurück. "Ich verstehe deine Verwirrung, Usagi, und ich werde dir alles irgendwann erklären. Aber zunächst muss ich etwas abkürzen. Ich möchte dir ein Angebot unterbreiten, von dem wir beide etwas haben werden."
Mit diesen Worten machte er eine Handbewegung und deutete auf den Kaminsims. Dort stand ein Bild von einem jungen Mädchen, das etwa im gleichen Alter wie Usagi sein musste.
"Das war Minako, deine große Schwester. Sie war ein Jahr älter als du und ist vor einigen Wochen bei einem Autounfall verunglückt." Kenji machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. "Du solltest wissen, dass in unseren geschäftlichen Kreisen es oft noch üblich ist, dass Ehen arrangiert werden. Es geht dabei darum, Macht und Einfluss zu mehren, und Minako hatte diesem auch zugestimmt, als ich alles in die Wege leitete. Nun ist Minako fort, und du bist die einzige lebende Erbin des Tsukino-Imperiums, falls mir etwas geschehen sollte." Kenji erhob sich und lief vor dem Kamin etwas auf und ab. "Um es kurz zu machen, wärest du bereit, an Minakos Stelle zu heiraten? Du bräuchtest dich um nichts zu kümmern, dein künftiger Mann ist schlau und bereits in alles eingearbeitet. Das Einzige, was von dir erwartet wird, ist, dass du die nächste Generation sicherstellst. Dafür biete ich dir alles, was du hier siehst. Außerdem werde ich für das Internat deiner Geschwister aufkommen, sie werden die beste Schulbildung des Landes genießen und selbstverständlich werden sie auch finanziell abgesichert sein. Allerdings am anderen Ende des Landes."

Usagi starrte auf das Bild ihrer verstorbenen Schwester Minako. Sie hatte sie nie persönlich kennengelernt, aber der Anblick des Mädchens auf dem Foto rührte sie trotzdem. Die Worte von Kenji Tsukino hallten in ihren Gedanken wieder, und sie versuchte, die Bedeutung dessen zu begreifen, was er ihr gerade mitgeteilt hatte. Eine arrangierte Ehe, um das Tsukino-Imperium zu erhalten? Das war es also warum alle so nett waren. Es war einer Seits überwältigend und dennoch schwer zu verdauen.

Heute früh lebte sie noch mit ihren Geschwistern auf der Straße und nun sollte sie die Erbin von Kenji Tsukino sein und noch dazu heiraten, diese plötzliche Wendung in ihrem Leben war fast zu surreal.

Als Kenji die Frage nach der Ehe stellte, blickte Usagi auf. Sie hatte immer für Shingo und Chibiusa gesorgt und war bereit, alles für sie zu tun. Aber eine arrangierte Ehe? In einer völlig unbekannten Welt, zu der sie keinen Bezug hatte? Ihre Gedanken wirbelten in ihrem Kopf. Sie hatte die Verantwortung für ihre Geschwister übernommen, aber war sie wirklich bereit, diesen enormen Schritt zu gehen? Außerdem war da ja immer noch Seiya, den sie gerade erst kennengelernt hatte und der so nett und zuvorkommend gewesen war, trotz ihrer zerlumpten Erscheinung.

"Ich weiß, das ist jetzt bestimmt alles etwas viel für dich. Denk in Ruhe darüber nach, aber bis morgen Mittag brauche ich deine Entscheidung. Ich kann mir denken, dass du noch viele Fragen hast. Solltest du dich dafür entscheiden, werde ich dir alles andere in Ruhe erklären."

Usagi grübelte nachdenklich vor sich hin. So langsam schloss sich der Kreis an Fragen. Er hatte sie also nur aufgesucht, damit sie Minakos Platz einnehmen sollte. Doch warum konnten Chibiusa und Shingo nicht einfach hier bleiben? Platz gab es doch genug, und wenn er eh finanziell für sie sorgen wollte, konnte er das auch hier tun.

"Aber warum müssen Chibiusa und Shingo denn ans andere Ende des Landes? Es gibt doch auch in Tokio gute Schulen und Internate. Ich habe doch nur die beiden."

Kenji rieb sich mit einer Hand über die Augenbrauen und nahm seine Brille ab. "Genau darum geht es doch. Wenn du dich entscheidest, den Platz als Erbin der Tsukinos anzunehmen, musst du mit allem in deiner Vergangenheit abschließen. Du wirst nicht mehr länger Usagi Sasaki sein, sondern ab dem Zeitpunkt Serena Usagi Tsukino."

Usagi spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Der Gedanke daran, ihre Identität und Vergangenheit aufzugeben war befremdlich. Sie hatte sich immer als Beschützerin ihrer Geschwister gefühlt, als diejenige, die für sie sorgte, und das hatte ihrem Leben einen gewissen Sinn gegeben, selbst in den härtesten Zeiten auf der Straße.
Aber jetzt wurde ihr klar, dass diese Entscheidung nicht nur sie betraf, sondern auch ihre Geschwister. Chibiusa und Shingo würden ihre Heimatstadt und alles, was ihnen vertraut war, verlassen müssen. Das war etwas, das sie nicht alleine entscheiden konnte.

"Wie gesagt, überleg es dir in Ruhe. Wir reden dann morgen weiter", sagte Kenji ruhig und ließ sie alleine am Kamin zurück.


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