16. Wil

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Wil

Viel zu früh sitzt ich im Wohnzimmer auf der Couch.
Heute ich Samstag und Luke macht eine extra Schicht im Café, dabei könnte ich ihn heute gut gebrauchen. Den Onkel Jo ist wohl der letzte mit dem ich über mein Problem reden möchte.

Die ganze Nacht lag ich mit wirren Gedanken wach, ich hab von Luke geträumt. Von unserem Kuss und wie es weiterging, es war schön zu schön.
Mitten in der Nacht bin ich wach geworden und war erregt. Das war ich noch nie.

Nie habe ich mich zu jemandem sexuell hingezogen gefühlt, eigentlich dachte ich es könnte einfach daran liegen das ich diese Art der Zuneigung nicht mag oder eine Art Trauma habe.
Aber Luke scheint es zu ändern, das erstemal will ich jemand küssen, berühren und...

,,Hey Großer, was schaust du den so verzweifelt?", ertappt zuck ich zusammen als Jo sich neben mich setzt.

,,Tu ich garnicht", überlegen versuche ich seinem Blick stand zu halten. Aber vergebens, Jo kennt mich besser als jeder andere und würde eine Lüge wohl aus 10km Entfernung riechen.

,,Falls du dir Gedanken wegen dem Kuss mit Luke machst, es ist ok. Ich weiß wie verwirrend und kompliziert die erste Liebe ist. Also werde ich es euch nicht schwerer machen als nötig. Das heißt nicht das ich begeistert bin aber...", leicht lacht er auf ,,...Haylie würde mich zum Teufel jagen wenn ich euch im Weg stehen würde wie ihr Vater uns damals".

Abrupt hallte ich inne, zum erstenmal redet er von sich aus über sie.
,,Ich dachte ihre Eltern mochten dich?", interessiert seh ich zu ihm auf, über ihre Beziehung wusste ich nie viel, außer das dass wahre Liebe war.

,,Oh ja sie haben mich geliebt, zumindest als wir eine weile zusammen waren aber wenn ich dir eins versprechen kann, dann das kein Vater begeistert davon ist wenn ein dahergelaufener Junge sein Glück bei seiner Tochter versucht", als seine Augen auffunkeln wird mir einmal mehr klar wie sehr er sie vermisst.

Sie waren Jugendfreunde, Jahrelange Partner im Einsatz und verlobte. So einen Menschen zu verlieren muss schrecklich sein.

Die letzten Tage arbeite ich an diesem Lied, auch wenn ich eigentlich noch einige Schulaufgaben machen müsste kann ich nicht anders als Seit Stunden über meinen Notizen zu hängen.

Egal wie sehr ich es versuche Luke zu beschreiben, nichts kann auch nur annähernd beschreiben was ich empfinde wenn er bei mir ist.

Ich hatte noch nie Schwierigkeiten ein Lied zu schreiben, normalerweise hab ich eine melodie im kopf und der text kommt wie von alleine.
Leise Summe ich die melodie vor mich hin und schließe meine Augen. Sofort erscheinen seine wunderschönen dunklen Augen und sein atemberaubendes Lächeln vor meinem inneren Auge.

Immernoch kann ich seine Lippen auf meinen spüren, seinen rasend Puls und warmen Atem. Es wird sein Lied.

,,Schöne melodie", hektisch spring ich auf, lächelnd steht Luke vor mir.
Hab ich sie immernoch gesummt? Warum ist er schon hier? Ist es schon so spät?

Wie selbstverständlich setzt er sich auf mein Bett und lächelt, immer dieses verdammte Lächeln.
Schnell sammel ich die losen Blätter zusammen und steck sie in irgendeine Schublade meines Schreibtisch's.

Ohne ein Wort lässt er sich nach hinten auf mein Bett fallen, dann steh ich auf und tu ich es ihm gleich. Still liegen wir nebeneinander und trotzdem habe ich mich noch nie so lebendig gefühlt.

Glücklich beobachte ich ihn ohne verhindern zu können das mein Blick immerwieder auf seinen Lippen landet.
Aber statt wie sonst zu mir zu sehen und mich anzulächeln legt sich seine Stirn in falten, ein ungutes gefühl breitet sich in mir aus. Hab ich was falsch gemacht? Oder hat Jo doch was gesagt?

,,Ich hab dich vermisst", verunsichert versuche ich seinem Blick eine Reaktion abzulesen. Leicht zucken seine Mundwinkel hoch, aber trotzdem liegt sein Blick starr auf der Decke.
Immer mehr unruhe breitet sich in mir aus, ich will das er mich ansieht.
Zögerlich greif ich nach Luke's Hand, augenblicklich schnellt sein Blick zu mir rum. Da sind sie wieder seine dunkle Augen, die einzig und allein auf mir liegen.

Seine Augen verschlingen mich, eine mir bekannten Spannung baut sich zwischen uns auf und mein Bauch fängt an zu Kribbeln. Weil ich weiß was folgt.

Bevor ich auch nur einen Gedanken an seine Lippen verschwendet kann liegen sie auf meinen.
Es fühlt sich so normal an und trotzdem löst es jedesmal mehr in mir aus, es ist wie ein Feuerwerk was explodiert, wie ein Sturm der unaufhaltsam in mir wütet und gleich ist es wie ein Nachhause kommen, wo ich mich sicher und geborgen fühle.

Langsam lösen sich Luke's weiche Lippen von meinem, starr fixiert sein Blick meine Augen.
Laut pocht mein Herz, so das ich Angst habe er könnte hören, wie es von Sekunde zu Sekunde lauter schlägt.

,,Also was war das für eine melodie die du da eben gesummt hast?", Hitze schießt mir in den Kopf, meine Lieder waren schon immer mein Rückzugsort, meine persönliche kleine Welt. Nichtmals Jo spiele ich sie vor.
Ahnungslos seh ich ihn an ,,Melodie? Das war nur ein bisschen gesumme nichts besonderes". Leicht piekst er mir in die Seite ,,Ich weiß das du lügst, das seh ich an deinen Augen, sie weichen mir aus...", unsicher erwider ich seinen Blick ,,Deinen Lippen würde ich nie ausweichen", sofort bereue ich meine Worte, ich weiß ja nichtmals wo der Mut so etwas zu sagen herkommt.

Im nächsten Moment lieg ich unter ihm und Luke presst seine Lippen fordernd auf meine, sie rauben mir die Luft zum Atmen, während sein Körper mich mot allseinem Gewicht erquetscht. Anders als sonst ist sein Kuss herrisch und impulsiv, unsicher erwider ich nur leicht bis sich Panik in mir auslöst.

Ich will was sagen, ihm sagen das er aufhören soll, das es weh tut, ich will schreien das er gehen soll aber stattdessen verstummt alles in mir. Mein Körper verkrampft sich und mein Herz setzt aus.
Wie damals.

,,Wil?", plötzlich habe ich Platz, Platz zum Atmen. Mit panisch aufgerissenen Augen sitzt Luke an der Ecke meines Bett's ,,Es tut mir leid...i-ich...das war dumm, ich konnte nicht anders...ich wollte nie...", gestresst fährt er sich durch seine Haare, bis er aufspringt ,,Ich sollte gehen...".

Schmerzhaft zieht sich alles in mir zusammen ,,Nein, bleib. Ich möchte nicht allein sein", erst als Luke stehen bleibt, sich zu mir dreht und sich wieder aufs Bett setzt lässt der stechende Schmerz in meiner Brust nach.

Genau spüre ich wie er Abstand zwischen uns hält, dabei ist es das letzte was ich jetzt will.
Langsam rück ich dichter zu ihm auf, kaum lehne ich mich wie gewohnt an seine Schulter schlingt Luke seinen Arm um mich.

Umso länger er schweigt desto unruhiger werde ich, ich will mich ihm erklären, den es ist nicht seine schuld, sondern meine ,,Danke das du für mich da bist...er...er hat mich danach immer allein gelassen", meine Stimme zittert vor angst, auch wenn ich weiß das es lange her ist.

Augenblicklich verspannt sich Luke's ganzer Körper, erst als meine Hand seine umschließt entspannen er sich wieder.
,,Wil ich würde dir nie etwas antun, denn ich..ich brauche dich". Das weiß ich, mein Verstand weiß es, aber es wird dauern bis mein Körper im glaubt.

Lächelnd kuschel ich mich dichter an ihn, ich brauche dich viel mehr Luke.


......

Was soll ich sagen, mich macht das Kapitel etwas traurig💔🥺

Wil's Vergangenheit ist so schlimm aber jetzt hat er ja Luke❤️‍🩹

Wrong WayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt