~ 14. - 15. Mond ~
Eibenfluch.
So nannte man sie nun.Die SchattenClan Kätzin hatte die Große Versammlung mit erhobenem Kopf, energischen Schritten und einem Mir-doch-egal-Ausdruck im Gesicht verlassen. Doch in ihrem Herzen war etwas zerbrochen.
Sie hatte gewusst, dass sie alleine war. Schon von Anfang hatte sie das gewusst und war sich eigentlich sicher gewesen, dass sich daran nichts mehr ändern würde. Doch durch Nebelrose war die Hoffnung in ihrem Leben erwacht, sie hatte sich langsam erlaubt, optimistisch in die ferne Zukunft zu blicken und dort etwas anderes als Feindseligkeit und Einsamkeit zu sehen.
Doch als Eschenstern sie heute angeblickt, sie zum ersten Mal seit so vielen Monden wirklich angeblickt, hatte, da hatte sie nur Hass entdeckt. Puren, reinen Hass. Er war auf sie zugeschossen und hatte sich in ihr Herz gestoßen, ihr eine blutende Wunde zugefügt.
Ihr Herz blutete.
Und sie war Schuld. Sie hatte sich mit ihrer lächerlichen Hoffnung verwundbar gemacht, hatte zugelassen, dass Eschensterns Hass ihr etwas ausmachen konnte, weil sie sich noch immer seine Liebe wünschte.
Das erstickte Miauen von Nebelrose hatte sie aus ihrer Betäubung geholt. Eibenfluch hatte aufgeschaut und in die nebelfarbenen Augen geblickt, in denen eine so große Verzweiflung, so viel Mitleid und eine so tiefe Liebe lag, dass es Eibenfluch das Herz zusammengezogen hat.
Leb wohl, hatte sie ihr stumm gesagt. Ich werde diesen Schmerz nie wieder zulassen.
Sie wusste, dass ihre Liebe zum Scheitern verurteilt war.
Sie waren Kätzinnen aus unterschiedlichen Clans.
Unangebrachter hätten die beiden sich wohl kaum verlieben können. Eibenfluch hatte sich häufig gewünscht, nicht in einem Clan geboren worden zu sein. Doch nie war der Wunsch so dringlich und heftig gewesen, wie in dem Moment, als sie Nebelrose zum letzten Mal in die wunderschönen Augen blickte, bevor sie sich endgültig abwandte.
Dabei hatte Eibenfluch bei den Worten der DonnerClan Schülerin, Waldpfote, und denen von Nebelrose schon wieder Hoffnung in sich aufsteigen gespürt. Sie hatte gehofft, die Clans würden verstehen, dass jede Katze ein Herz zum Lieben und Geliebt werden besaß. Doch wieder war die Hoffnung trügerisch.
Diese Mäusehirne und Rattenschwänze von Clankatzen würden sich immer weigern, Neues und Schönes anzunehmen und lieber in ihren festgetretenen Ansichten zugrunde gehen, von den Flammen ihres eigenen Feuers verschlungen werden. Eibenfluch schnaubte verächtlich.
Die Blume der Einsamkeit, die in ihrem Inneren in den letzten Monden besänftigt worden war, brach zur neuen Blüte auf. Die danebenwachsende rote, wütende Pflanze biss und stach ihr in den Bauch, fraß ihr ein Loch ins Herz und drängte, aus ihr herauszuwachsen und alles zu verschlingen. Eibenfluch wurde mit jedem Pfotenschritt hasserfüllter, mit jedem Schritt, den sie am Ende des SchattenClans machte. Immer schön brav hinter ihrem Clan hinterhertrabte, zwar allgemein als aufmüpfig galt, jedoch nur mit genervten Blicken bedacht wurde.
Warum fragte sich niemand, wieso sie so war? Warum Eibenfluch so bissig, gemein und streitsüchtig war? Weshalb sie ihre Nächte selbst in der Blattleere lieber in einem Fuchsbau verbrachte statt von ihren Clangefährten umgeben zu schlafen?
Eibenfluch wusste die Antwort. Ihre Clangefährten waren feige, faule Fuchsherze. Sie wollten sich nicht der Anstrengung hingeben, zu hinterfragen. Nach Heilung zu suchen.
Stattdessen wälzten sie die Schuld für Eibenfluchs Verhalten bequem bei ihr ab; sie war eben ein schwieriger Charakter, schlecht geraten und es deswegen nicht wert, freundlich zu ihr zu sein. Ihr eigener Clan war nicht für sie da, wenn sie ihn brauchte. Sie beschimpften sie, nahmen und nahmen von ihr und spuckten auf ihre Wünsche. Auf ihre Wünsche nach Zusammenhalt, nach Gemeinschaft und Freundschaft.
Welchen Grund hatte Eibenfluch überhaupt noch, bei ihnen zu bleiben? Welchen Grund hatte sie, bei den Katzen zu bleiben, die sie gerade so duldeten?
War sie nicht viel besser alleine dran? Irgendwo anders, weit weg von den Clans und ihren verqueren, zurückgebliebenen Ansichten?
Und wenn sie alleine unter einem Dornenstrauch eingerollt starb, konnte ihr das nur recht sein.
Kurz flackerte das Bild von Nebelrose vor Eibenfluchs geistigem Auge auf. Ihr sorgenvoller Blick hatte sich ihr eingebrannt. Nebelrose würde sie nicht gehen lassen wollen, das wusste Eibenfluch. Doch Nebelrose war eine zu freundliche, schöne Katze - Eibenfluch wollte sie nicht ihrer Dunkelheit aussetzen. Es war zu ihrem Besten, redete sie sich ein, sie zu verlassen.
Die Idee, einfach fortzugehen, wurde für Eibenfluch immer greifbarer.
Sie fing Nadelfalls Blick auf, die über die Schulter nach hinten zu Eibenfluch geschaut hatte. In ihren Augen lag Gehässigkeit, Verachtung und Genugtuung. Sie freute sich über den Kriegernamen, den Eibenfluch vor allen Clans auf der Großen Versammlung von ihrem Vater erhalten hatte.
Die Blume der Wut zuckte und bäumte sich auf, wollte zerfetzen und zerreißen. Eibenfluch würde gehen, entschied sie, doch vorher konnte sie dem SchattenClan ruhig ein wenig der Ablehnung zeigen, die sie seit ihrer Geburt erfahren hatte.
Mit brodelnder Wut im Bauch erwiderte Eibenfluch Nadelfalls Blick so beherrscht wie möglich. Doch vielleicht war etwas von ihrem gerade so unter Verschluss gehaltenem Hass unter der Oberfläche hervorgeblitzt, vielleicht hatte Nadelfall die Gnadenlosigkeit in Eibenfluchs Augen gesehen. Jedenfalls zuckte die kleine Kätzin erschrocken zusammen und drehte den Kopf eilig nach vorn.
Eibenfluch leckte sich die Lippen.
Der SchattenClan würde bezahlen.
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Hey Sternis,
erinnert ihr euch noch an die Stelle aus 'Ein Hauch von Schicksal'? Ich erinnere mich noch an all eure empörten Kommentare, die Eschensterns Verhalten zurecht kritisiert hatten - werden Eibenfluchs nun folgende Taten also gerechtfertigt sein ...?Findet es im nächsten Kapitel heraus - möge der SternenClan euch auf euren Wegen bis dahin sicher geleiten!
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𝐄𝐢𝐛𝐞𝐧𝐟𝐥𝐮𝐜𝐡𝐬 𝐒𝐞𝐠𝐞𝐧 I Special Adventure
ФанфикEibenfluch - eine Kätzin, deren Existenz ein Fluch für ihre Clangefährten bedeutete. Wo sie hinging, was sie tat, Unglück und Misserfolg folgten ihr auf den Pfoten wie dunkle Schatten, die sich ihr an die Pfoten hefteten. Sie ist eine Enttäuschung...