Kapitel 7. Brennende Vorwürfe

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~ 13. - 14. Mond ~

"Eibenpfote! Was tust du denn hier?"
Das vertraute, erstaunte Miauen ließ Eibenpfote erstarren. Sie hatte den Fluss überquert ohne nass zu werden und befand sich nun auf FlussClan-Territorium. Sie war noch nicht lange durch das nach Fisch und Wasser riechende Unterholz gestreift, als eine Katze ihre Stimme an sie richtete.

Eine melodische, sanfte Stimme. Eibenpfotes Ohrenspitzen wurden heiß, als sie sich zu der Kätzin umdrehte, die sie mit schief gelegtem Kopf betrachtete. 

"Hallo, Nebelpfote", miaute Eibenpfote und verfluchte nicht zum ersten Mal die Heiserkeit, die ihre Stimmbänder durch das lange nicht-Sprechen befallen hatte. Sie räusperte sich. 
"Ich bin nur ein wenig am Erkunden", meinte sie betont lässig und kam sich dabei wie das größte Mäusehirn vor.

In Nebelpfotes Augen funkelte es amüsiert, doch sie sagte mit ebenso lässiger Stimme: "Und, wie gefällt dir das, was du siehst?"

"Gut", miaute Eibenpfote ein wenig zu hastig. Sie räusperte sich noch einmal, da ihr schien, als würde ihr die Stimme gleich versagen. 
"Also, mir gefällts gut. Es ist wunderschön." Ihr Miauen erstickte und sie konnte den Blick nicht von Nebelpfote abwenden. Die näherte sich nun der grünäugigen Kätzin und miaute mit einer klaren, weichen Stimme, die so einen starken Kontrast zu Eibenpfotes rauem Krächzen bildete,: "Möchtest du vielleicht noch mehr sehen? Ich könnte dir meinen Lieblingsort zeigen."

Überrascht zuckte Eibenpfote mit dem Schwanz.
"Musst du denn nicht deinen Clangefährten Bescheid geben? Schließlich darf ich doch nicht hier sein. Ich bin eine SchattenClan-Katze", erinnerte sie Nebelpfote, auch wenn sie sich selbst immer weiter von ihrem Clan zu entfernen schien. Doch das brauchte die liebliche Kätzin ja nicht zu wissen. 

"Nun", miaute Nebelpfote und klang ein wenig unsicher, "eigentlich hast du ja recht."
Eibenpfote sank das Herz.
"Ich sollte meinem Clan berichten und die führen dich dann zurück zu deinem Clan, der dich dann bestraft. Aber", hob sie an und sah Eibenpfote dabei beinahe flehentlich an, "ich finde das ein wenig zu ... hart." 
Sie schien sich deutlich schwer damit zu tun, Kritik am Gesetz der Krieger auszuüben. Eibenpfote schwieg.

"Ich meine, das ist doch doof. Du tust uns doch nichts Böses und trotzdem sollen wir dich verjagen? Nachdem ich aus Versehen auf der SchattenClan Seite ans Ufer geklettert bin, wurde ich einen ganzen Mond lang nur noch in Patrouillen eingeteilt, die nicht an den Grenzen waren." Sie senkte verlegen den Kopf.
"Dabei wollte ich dich eigentlich gerne wiedersehen. Du warst damals so nett und gar nicht so gemein, wie alle behaupten." 

Sie sprach noch immer zu ihren Pfoten und Eibenpfote war das nur recht, denn sie hatte das Gefühl, dass ihre Augen das warme Gefühl verraten würden, das sich bei Nebelpfotes Worten in ihr breitmachte.

"Und auch jetzt bist du nett und harmlos und ich sehe nicht ein, warum ich dich verjagen sollte", miaute Nebelpfote und eine Spur Trotz hatte sich in ihre Stimme geschlichen. Eibenpfote mochte das. Sie mochte diese Kätzin und wie sie sprach und wie sie mit ihr umging. Wie sie sie aus diesen wundervollen Augen anblickte. 

"Na dann", miaute sie sorglos, in den Augen ein neckisches Funkeln, "warum zeigst du mir dann nicht deinen Lieblingsort und ich passe darauf auf, nicht verjagt zu werden?"

<~>

Die beiden Kätzinnen wurden nicht erwischt. 
Nicht dieses und auch nicht das nächste Mal, als sie sich trafen. Ebenso wenig wie die darauffolgenden Male. 

Eibenpfote und Nebelpfote verabredeten sich immer häufiger, um gemeinsam zu jagen, zu reden oder einfach spazieren zu gehen. Nachdem Nebelpfote zur Kriegerin ernannt wurde, feierten die beiden am Flussufer nebeneinandersitzend und waren glücklich.

Nebelrose war zwar jünger als Eibenpfote, doch Eschenstern weigerte sich noch immer, ihr ihren Kriegernamen zu geben, da sie sich ihrerseits weigerte, die Schülerausbildung fortzuführen. Nebelrose versprach der SchattenClan-Kätzin, ihr in der Blattgrüne das Schwimmen beizubringen. Eibenpfote war froh, dass das Wasser gerade noch so kalt war und die Blattgrüne so weit entfernt schien. Sie mochte das kalte Nass noch immer nicht sonderlich gerne an ihren Pfoten.

Doch Fisch schmeckte ihr erstaunlich gut, hatte sie festgestellt. Nachdem Nebelrose einst stolz einen gefangen und sie ihn gemeinsam verspeist hatten, fand Eibenpfote Gefallen an dem saftigen, frischen Fleisch und begann nach kurzer Zeit selbst zu fischen. Sie übte, stundenlang bewegungslos am Flussufer vor ihrem Fuchsbau zu hocken und blitzschnell zuzuschlagen, wenn ein Fisch vorbeischwamm. Meist wurde sie durch das regungslose Kauern träge und müde, war zu langsam für die flinken Fische, doch mit der Zeit wurde sie besser und aufmerksamer. 

Schon bald konnte sie Nebelrose immer mit einem selbst gefangenen Fisch überraschen, was diese sehr glücklich machte und Eibenpfote wiederum mit Stolz erfüllte. Denn egal wie häufig die beiden sich trafen, wie lange sie miteinander redeten und sich austauschten - das leichte, flatternde Gefühl in Eibenpfotes Magengegend blieb, wann immer sie in diese nebelfarbenen Augen voller Wärme blickte. Nicht selten erwischte sie sich dabei, sich in dem Anblick der FlussClan-Kätzin zu verlieren und spürte dann jedes Mal ein Gefühl von Schüchternheit in sich aufsteigen, das ihr bis dahin unbekannt gewesen war.

Bei Nebelrose zu sein war schön und aufregend, sie verbrachte noch weniger Zeit mit dem SchattenClan und war zur Abwechslung mal froh, dass niemand sie zu vermissen schien. Niemanden kümmerte es, dass Eibenpfote beim ersten Schnee die Nacht woanders verbrachte und niemand wollte wissen, wo sie sie verbrachte. 

So weit Eibenpfote es beurteilen konnte, waren ihre Clangefährten darüber ziemlich erleichtert und mit einer gewissen Schadenfreude im Herzen konnte sie es ihnen nicht verübeln. Denn durch Nebelrose an ihrer Seite und in ihrem Herzen fühlte sich Eibenpfote so mutig wie schon lange nicht mehr, sie war schnippisch und überheblich und gab den älteren Katzen Widerworte, wann immer ihr der Sinn danach stand. 

Dornenzunges Blicke, die sich ihr dabei häufig in den Pelz brannten, versuchte sie zu ignorieren. Sie sprach kein Wort mehr mit ihrer Mentorin, zu groß war noch der Schmerz in ihrem Herzen darüber, dass sie sie einfach für ihre Junge aufgegeben hatte. Und Dornenzunge machte sich nicht die Mühe, mit der widerspenstigen Schülerin zu reden. 

Eibenpfote redete sich ein, dass das egal wäre. Dass es ihr nichts ausmachen würde, auch ihre letzte Bezugsperson im Clan verloren zu haben. Genau so wie Eschenstern sie noch immer vor dem gesamten SchattenClan ausschimpfte, ihr Strafen und Verbote aufbrummte und sie mit brennenden Augen anblickte, in denen kein Fünkchen Liebe mehr stand. Wenn er sie überhaupt einmal geliebt haben sollte, war diese Liebe mit Eibenpfotes Heranwachsen endgültig erloschen. 

Stattdessen brannten Vorwürfe in seinen Augen. Dieselben Vorwürfe, die Eibenpfote sich selbst machte, wenn sie zusammengerollt in ihrem Nest kauerte und es draußen tiefschwarz war, der Fluss gluckerte und die Eulen riefen. Aus diesem Grund konnte sie ihm nicht in die Augen blicken. Sie wandte den Blick ab, betont gelangweilt und versuchte ihre Furcht mit Respektlosigkeit und spöttischen Erwiderungen zu verschleiern.

Denn sie hatte ja Nebelrose, sagte sie sich. Sie brauchte niemanden. 
Sie hatte ja Nebelrose.

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Was wird wohl noch passieren - schließlich nähern wir uns allmählich schon dem Ende dieses kleinen Special Adventures ... 

𝐄𝐢𝐛𝐞𝐧𝐟𝐥𝐮𝐜𝐡𝐬 𝐒𝐞𝐠𝐞𝐧 I Special AdventureWo Geschichten leben. Entdecke jetzt