~ 15. Mond ~
Eibenfluchs Schritte wurden kräftiger. Ihre Atemzüge tiefer. Sie spürte, wie die Kiefern um sie herum erwartungsvoll den Atem anhielten, ihre Lunge mit dem Duft nach Nadeln und Harz füllten und sich eine tiefe Ruhe in ihr breitmachte.
Keine bleibende Ruhe, gewiss nicht.
Doch es war die Ruhe vor dem Sturm. Eine Ruhe, die sich über ihre Züge legte und im Kontrast zu ihren hell funkelnden Augen stand. In ihren Augen konnte das lodernde Feuer gesehen werden. Die Flammen, die gierig in ihrem Inneren züngelten und darum bettelten, freigesetzt zu werden, verschlingen zu dürfen und manisch zu wüten.
Doch noch beherrschte Eibenfluch die Ruhe und die Kälte, geschmeidig lief sie hinter den Katzen, die sich auf ein warmes Nest, eine entspannte Nacht freuten. Das Feuer brannte gleißender, ihre heißen Finger griffen nach ihrem Herzen, das vor Kälte ganz hart war.
Das SchattenClan-Lager tauchte zwischen den Kiefern und Tannen auf. Nadeln bohrten sich ihr in die Ballen.
Die Kälte überzog das heiße Feuer mit Frost, ließ es erkalten und beinahe erlöschen.
Eibenfluch sah, wie sich Nadelfalls boshafte Augen mit den gerissenen von Fuchsflug trafen. Die beiden Kätzinnen warfen einen flüchtigen Blick zurück, auf Eibenfluch, die Schnauzen gehässig und spöttelnd verzogen, 'Dreckpfote', schienen sie zu rufen und zu flüstern, wie früher.
Wie früher.
Das Feuer erwachte zischend zum Leben, doch dieses Mal war es eiskalt und tödlich. Nicht mehr rasend und kopflos, sondern berechnend und vergeltend. Es dürstete sie nach Rache, sie wollte diesen Schmerz betäuben und dieses verdammte Verlangen nach Liebe verstummen lassen.
Du wirst hier keine Liebe finden, flüsterte ihr Kopf, während ihr Herz mit den Augen eines einsamen und verlorenen Junges flehte und bettelte. Zuneigung, Freundlichkeit. Ein liebes Wort, ein gut gemeinter Blick.
Doch Eibenfluch wusste auch, dass ihr das nicht mehr genügen würde. In ihrem Inneren war etwas verhungert und das konnte kein Mäusebein, kein Hasenohr an Nettigkeit mehr rückgängig machen. Früher hätte es vielleicht gereicht, ihr Hoffnung gegeben und sie am Leben gehalten, wenn eine Katze ihr hin und wieder Freundlichkeit und Güte gezeigt hätte. Doch nicht mehr heute.
Sie war die Katze aus dem Fuchsbau.
Eibenfluch folgte den SchattenClan-Katzen mit harten Augen ins Lager, auf die Lichtung und sie blieb dort stehen, während sich die Katzen in ihre Nester zurückzogen. Über ihr funkelte ein klarer Sternenhimmel, die Nacht war kühl und ein seichter Wind fuhr ihr durch das dunkle Fell.
Sie blickte sich um. Schaute, ob es etwas gab, das sich lohnte, verschont zu werden.
Da waren Nadelfall und Fuchsflug. Sie trafen sich vor dem Kriegerbau mit Rotpelz, der sich gähnend streckte. Sie tauschten ein paar Worte aus, ein verstohlener Blick zu Eibenfluch."Vielleicht sollten wir dich eher Dreckjunges nennen?"
"Oder Dummjunges. Dämlichjunges klingt auch nicht schlecht."
"Was wäre mit Bescheuertjunges?"
"Au ja! Bescheuertjunges; weil du so bescheuert bist. Ich meine, sieh dich an, Bescheuertjunges."Die Flammen leckten hungrig, verlangend.
Da war ihr Vater, Eschenstern, der einen Abstecher zum Frischbeutehaufen machte, bevor er sich hinlegen würde.
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𝐄𝐢𝐛𝐞𝐧𝐟𝐥𝐮𝐜𝐡𝐬 𝐒𝐞𝐠𝐞𝐧 I Special Adventure
أدب الهواةEibenfluch - eine Kätzin, deren Existenz ein Fluch für ihre Clangefährten bedeutete. Wo sie hinging, was sie tat, Unglück und Misserfolg folgten ihr auf den Pfoten wie dunkle Schatten, die sich ihr an die Pfoten hefteten. Sie ist eine Enttäuschung...