Kapitel 12

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12

Es hatte eine Ewigkeit gedauert bis Arron verstanden hatte, dass es zu gefährlich war, ihn mitzunehmen. Soweit würde ich es nicht kommen lassen. Einen Werwolf unter hunderten von Vampiren? Nein, niemals. Wir hatten ausgemacht, dass ich genau um Mitternacht im Thronsaal zu ihnen stoßen würde. Und zwar mit Ring! Er war direkt vor meiner Nase, wie konnte ich bloß so blind gewesen sein?

››Wie kommen wir da ungesehen rein?‹‹

››Wir?‹‹

››Ja, Ryan. Wir oder wollen sie mich jetzt alleine lassen?‹‹

››Tut mir leid Hoheit, aber mein Fehlen dürfte aufgefallen sein.‹‹

››Oh. Ja, natürlich, aber …?‹‹

››Es gibt keine Wachen um das Haus herum und der Garten hat einen Hintereingang. Verzeiht die Frage Hoheit, aber wo liegt das Problem?‹‹

››Das werden wir sehen, wenn sie mich geschnappt haben.‹‹

Es war nicht schwierig den Weg zu finden, aber das war auch nicht das Problem, sondern der immer matschigere Moorboden. Ein kühler Wind war aufgezogen und die Sonne hatte sich auch verabschiedet. Das Anwesen war zwar nicht groß, doch ich hatte immer wieder das Gefühl schon eine Meile gelaufen zu sein, außerdem konnte ich nicht verhindern, dass es mir kalt den Rücken runter lief. Ich verstand nicht, wie ich diesen einen Hinweis übersehen haben konnte. Er war doch genau vor mir gewesen. 

››Das hatte ich dir die ganze Zeit versucht zu sagen.‹‹

Schon wieder diese Stimme!

››Und wieso hast du mir nicht gesagt, dass ich ihn hier finde? Warum musste ich nach dem Buch suchen!?‹‹

Manch einer würde mich für geistig instabil halten, wenn er das hier mitverfolgen hätte können. Ich redete mit einer imaginären Stimme.

››Schau dich an. Du bist viel stärker geworden.‹‹ 

Ich redete nur blödes Zeug vor mich hin. ››Schwachsinn. Wer war er überhaupt, das sagen zu können!‹‹

››Auch wenn es keine Wachen gibt, würde ich doch achtsam sein, in welcher Lautstärke ich rede, Hoheit.‹‹

Urplötzlich war der Hintereingang des Gartens vor mir erschienen und mit ihm Ryan, der anscheinend schon längere Zeit dort gewartet hatte.

››Nun kommen sie schon rein, Hoheit oder wollen sie noch weiter mit sich selbst reden?‹‹

››Ich, ehm … ach egal.‹‹

Beleidigt ging ich hinter ihm her bis ich schließlich das Kommando übernahm, um schleunigst den Grabstein zu erreichen.

››Kann ich die Zeichnung haben?‹‹

Ryan zog das zusammengefaltete Stück Papier aus der Innentasche seines Anzugs. Seines Anzugs!?

››Sagen sie Ryan, wann haben sie sich umgezogen?‹‹

››Gerade eben, Hoheit.‹‹

››Das ist einer der Fähigkeiten von denen ich nichts geerbt habe.‹‹

Obwohl ich nicht gefragt hatte, gab er mir ein Nicken zurück.

››Schnelligkeit, Hoheit.‹‹

››Anderes Thema.‹‹

Vermutlich brauchte ich die Zeichnung nicht mehr, nichtsdestotrotz hielt ich sie mir direkt vor die  Nase. Das Stück Papier zeigte scheinbar einer der Nachfahren, der seinen rechten Zeigefinger in eine Art Wölbung im Grabstein hielt.

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