Kapitel 10

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10

 ››Ich wollte mich verabschieden.‹‹

Ace hatte mich bis jetzt keines Blickes gewürdigt, doch nun packte er mich bei den Armen.

››Also lässt dich Myles gehen?‹‹

››Ja und ich wollte auch noch mit dir reden.‹‹

››Klar, schieß los.‹‹

››Dann bist du wegen vorhin nicht mehr sauer?‹‹

››Du hast ja eingesehen, dass er es nicht war, sonst wärst du nicht hier, um dich zu entschuldigen.‹‹

››Entschuldigen!?‹‹

Ich schob seine Arme beiseite und durschritt das Zimmer bis zum Fenster, an dem ich verweilte.

››Was würdest du sonst wollen?‹‹

››Dir mitteilen, dass ich mein Leben weiterleben werde, als hätte ich dich nie kennengelernt und die gestrige Nacht nie erlebt.‹‹

››Das kannst du nicht. Du bist eine Erbin!‹‹

››Nein. Das nächste Mal, wenn ich dieses Haus verlassen werde, habe ich abgedankt.‹‹

››Eden, du weißt nicht, was das bedeutet.‹‹

››Krieg, ich weiß, allerdings habe ich damit nichts zu tun. Das ist euer Ding.‹‹

››Du meinst das wirklich ernst? Nicht mal du könntest so egoistisch sein? Hörst du dir überhaupt selber zu?‹‹

››Ich soll egoistisch sein? Was war mit dem Schlüssel, nur um einen Kuss zu bekommen?‹‹

››Es war nur ein Schlüssel, noch dazu hast du den Kuss genauso gewollt wie ich.‹‹

››Bist du dir da sicher? Vielleicht war es ja alles gespielt? Schon ein bisschen seltsam, dass ich genau für dich, der mich umbringen wollte, Gefühle entwickelt haben sollte. Du hast alles kaputt gemacht, Ace. Deswegen will ich, dass du mich nie wieder aufsuchst und denk nicht mal daran es zu tun. Ich dachte Vampire könnten freundlich sein, doch da hatte ich mich geirrt. Du sagst dein Bruder hat sich nicht gerade zum Guten verändert, dann solltest du wissen, dass du ihm mehr ähnelst, als du dir selber eingestehen willst.‹‹

››Warum bist du dann überhaupt in den Wagen gestiegen?‹‹

››Das weißt du genau!‹‹

››Bist du dir auch wirklich sicher?‹‹

››Hundertprozentig!‹‹

Ich stürmte mit Tränen in den Augen an ihm vorbei zur Tür.

››Ich hoffe wir werden uns bis auf dieses eine Mal nie wieder sehen.‹‹

Damit verließ ich den Raum. Wenn ich eine Liste meiner schlimmsten Momente bis jetzt erstellt hätte, wäre das Platz 1 gewesen. Da wusste ich aber auch noch nicht, was mir meine Zukunft brachte. Nachdem ich mich weinend wieder einmal zum Garten geschleppt hatte, fühlte ich mich anstatt befreiend, eher wie ein Ballon kurz vorm Platzen.

Ich war ein Monster. Ace musste mich hassen. Ich fand es nur als Genugtuung, als ich meine Hände und Füße wegen der eisigen Kälte nicht mehr spüren konnte.

››Das war nicht gerade nett von ihnen gewesen.‹‹

››Wenn es geholfen hat ihnen das Hoheit abzugewöhnen, dann war es das wert.‹‹

››Hören sie auf. Ich bin zwar nur ein Diener, dennoch unterschätzen mich die meisten. Wenn sie die Wahrheit zu meinem Herrn gesagt hätten, würden sie jetzt nicht weinen.‹‹

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