Kapitel 3

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3 (spielt ein Jahr nach dem Angriff)

Kein Wasser, kein Wind, nur Sonnenstrahlen, weiche Liege unter mir, laute Stimmen und… KOPFSCHMERZEN! Ich hörte meine Mum und meinen Dad. Sie redeten ohne Punkt und Komma auf mich ein und wiederholten sich andauernd. Zum Einen fragten sie, ob es mir gut gehe, warum ich solange eingenickt war, obwohl ich doch gewusst hatte, dass ich pünktlich sein sollte und zum Anderen hielten sie mir vor, dass ich nicht aufgestanden war, als sie gerufen hatten. Man die nerven sowas von! Ich öffnete langsam meine schweren Lieder, aber schloss sie, wegen der Sonne hin, wieder.

››Hey Kleines, wach auf das Spiel fängt bald an und außerdem wirst du dir eine schlimme Erkältung einfangen, wenn du weiter hier draußen nur mit dieser Jacke rumliegst!‹‹

Mich interessierte nicht, was mein Dad mir vorhielt, ich wollte… keine Ahnung, was ich wollte. Meine Beine schlugen wie von selbst über den Rand der Liege und brachten mir somit ein wenig Platz zwischen mir und meinen Eltern ein. Die Jacke von der mein Dad geredet hat, fiel mir auf den Schoß! Von wem war die? Ich hatte doch gar keine angehabt! Sie sah aus wie eine von Arron, dann musste er mich aus dem Wasser gefischt haben  und … vielleicht hatte er auch den Teil davor beobachtet. Ich musste mit ihm reden.

››Mir geht’s gut, Dad! Ich habe mich nur zu lange ausgeruht und bin dann ausversehen eingenickt. Ich mach mich schnell fertig, ja?‹‹

››Gut, dein Dad und ich warten drinnen auf dich. Los geh schon.‹‹

Auch wenn sie dabei gelächelt hat, wusste ich, dass sie ein wenig genervt war. Ich zog die innen gefütterte schwarze Lederjacke fest an meine Körper und rannte förmlich ins Haus, die Treppen hinauf und stoppte abrupt vor Arrons Zimmertür. Klopf. Klopf. Niemand antwortete. War er nicht da!? Ich ging hinein, aber sein Zimmer war verlassen. Ding, Dong, Ding, Dong! Mein Herz setzte für einen Moment des Schreckens aus, bis ich mich wieder gefangen hatte. Diese blöde Uhr! Was schon 14:30 Uhr. War ich wirklich drei Stunden lang ohnmächtig gewesen? Natürlich war Arron um diese Uhrzeit nicht da, er dürfte schon längst auf dem Weg zum Footballplatz sein!

Als ich mich umdrehte, wurde mir schwindelig und hielt mich am Türrahmen fest. Ich dachte, dass es wohl von der Beule, die ich mir beim Sturz zugezogen habe, stammte, aber als meine Finger danach tasteten, fanden sie nichts. Das konnte nicht sein! Meine Füße leiteten mich zum nächstbesten Spiegel. Ich sah wirklich schrecklich aus, mit dem Haar, dass mir im Gesicht klebte, den müden Augen und … dem rotem Etwas, dass von meinem Mund bis zu meinem Kinn klebte. Das rote Etwas war bei genauerem Betrachten: Blut! Ich ließ meine Zunge nach offenen und kurz verschlossenen Wunden suchen, aber nichts! Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen konnte, war, dass dieses Blut nicht von mir stammte, zumindest vorübergehend, bis ich mit Arron geredet hatte. Jetzt war ich mir auch nicht mehr so sicher, ob die Jacke auch wirklich Arron gehörte. Ganz ruhig! Ich konnte jetzt nicht mit Arron reden, erst nach dem Spiel. Oh Mist, das Spiel. Ich stieg unter die Dusche und versuchte überall, wo ich konnte Zeit einzusparen, wie zum Beispiel meine Haare, mit dem Gedanken anzufreunden, dass sie auch an der frischen Luft trocknen konnten. Keine zehn Minuten nach dem ich die Dusche verlassen hatte, zog ich mir eine Hotpens und ein schwarzes Top über.

››Ede, bist du fertig?‹‹

Na ganz toll!

››Ehm, gib mir noch fünf, nein warte lieber zehn Minuten!‹‹

Eigentlich brauchte ich nicht mal fünf Minuten, um den Eyeliner zu ziehen, meine Wimpern zu tuschen und das Puder aufzutragen, aber dann musste ich mich nicht abhetzen.

Ungeduldig wartende Eltern waren das Schlimmste, was einen ziemlich mies gelaunten, dazu auch noch verspätenden Teenager passieren konnte.

Konnte ich den nicht das Mädchen am Ende der Straße mit ganz normalen Eltern und Geschwistern sein, mit denen man über seine Probleme reden konnte und nicht für diese ausgelacht wurde. Wie es schien nicht!

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