Kapitel 5.4: Fluch und Segen - Tjorvik | 24.12., frühmorgens

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„Ich bin ein Virtuose, Wicht", sagte Herr Pastell zu Tjorvik. „Es wäre eine Schande, der Welt mein Talent vorzuenthalten."

Tjorvik bekam endlich einen Arm frei. Dadurch baumelt er zwar schief vor dem Gesicht seines Ergreifers herum, aber er konnte mit der Hand ausholen. Er verpasste dem Psychopathen eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte. „Patrick Pastell!", hörte er sich rufen, ohne wirklich zu wissen, was er da eigentlich sagte oder was er sich bei dieser leichtsinnigen Aktion gedacht hatte: „Im Namen des Weihnachtsrettungskomitees verbiete ich dir, diese Familie weiter in Schrecken zu versetzen!"

Der Mann lachte schallend auf. „Niedlich." Er ließ Tjorvik so abrupt fallen, dass er fast mit der Nase zuerst auf den Boden knallte. „... aber meinetwegen." Tjorvik berappelte sich schnell. „Dann geh!", herrschte er Herrn Pastell an.

„Erst der Messerkoffer. Ich will ihn meiner Schwester schenken. Dagegen kann das Weihnachtsrettungskomitee doch wohl nichts einzuwenden haben, oder?"

„Ich habe etwas dagegen", warf Santa ein und rückte so dicht an Herrn Pastell heran, als stünden sie kurz vor dem Stare Down eines Boxkampfes. Währenddessen legte Santa Tjorvik eine Hand auf die Schulter und schob ihn sanft, aber bestimmt ein Stück hinter sich zurück. „Herr Pastell, Sie sollten nicht hier sein, sondern in der Forensik. Und ich werde persönlich dafür sorgen, dass Sie dort wieder hinkommen."

Bevor Herr Pastell etwas erwidern konnte, schwang die Eingangstür ein weiteres Mal auf.

„Patrick!" Lania Pastell stürmte herein. Tjorvik konnte zwar nicht wissen, wer es war, aber die Schwester und Bruder sahen sich recht ähnlich und Lanias Gesichtsausdruck sprach Bände, sobald ihr Blick Herrn Pastell erfasste. Zudem befand sie sich in Begleitung von Anushka. Die Weihnachtselfin hatte sie also tatsächlich noch rechtzeitig ausfindig gemacht.

Herr Pastell wandte sich um, scheinbar völlig unbeeindruckt von der Hünengestalt Santas, dem er dafür den Rücken zudrehen musste. „Lania..."

„Bist du wahnsinnig geworden?" Sie winkte ab. „Ach, ich vergaß – das bist du ja längst. Wie kommst du darauf, dass du mir eine Freude machen könntest, indem du unsere Mutter ermordest?!!" Sie schmetterte es ihm derart hart entgegen, dass er zunächst nichts zu erwidern vermochte – wenigstens wirkte es so, als sei er tatsächlich baff von ihrem Erscheinen, oder hätte sich zumindest mit ihrer Reaktion auf ihn verkalkuliert.

Lania starrte ihn fassungslos an. „Du wolltest dir Mühe geben..."

„Ich bin doch dabei", behauptete er und geriet ins Straucheln. „Ich wollte dir ein persönliches Geschenk machen und dir gleichzeitig zeigen, dass ich dich beschütze." „Nein", entgegnete Lania kalt. „Du wolltest einfach wieder malen und es hinter diesen Motiven verstecken. Ich kann mich selber schützen – das musste ich lernen, als du weg warst. Mit diesem „Geschenk" hättest du mir keine Freude bereitet, sondern bewirkt, dass ich mir ein Leben lang Vorwürfe gemacht hätte."

„Wieso?! – Sie hat dich oft genug im Schrank eingesperrt, als sie es noch konnte!"

„Ja... aber nur, wenn Papa ausgerastet ist! Das hast du nie verstanden. Ja, ich hatte Angst. Aber sie hat in diesen Momenten das getan, was ihr möglich war, um mich zu schützen." „Das redest du dir ein. Aber wer dich wirklich beschützt hat, das war ich."

„Nein, Patrick. Indem du Papa unter die Erde gebracht hast und schließlich noch ein paar andere, hast du dafür gesorgt, dass mir nicht mehr viel von einem Bruder geblieben ist, der für mich da sein könnte."

Alle Anwesenden starrten regungslos auf Herrn Pastell, als erwarteten sie, dass er jeden Moment eine Granate unter seinem schwarzen Mantel hervorziehen und sie mit irrem Lachen durch die Gegend werfen könnte. Das wäre ihm wohl durchaus zuzutrauen gewesen. Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen geschah ein waschechtes Weihnachtswunder.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 31, 2023 ⏰

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Advent, Advent - Die Feder brennt! Vol. I: Fluch und Segen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt