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deyanira

Ich nahm einen tiefen Atemzug. Ich hatte mich seit dem letzten Mal stets noch nicht daran gewöhnt in einer so massiven  Menschenmenge zu sein.

Doch in gewisser Form genoss ich es. Die vielen Blicke, die sich nicht von uns abwenden konnten als wären wir ein Schauspiel amüsierten mich.

Aznar schien das ganze jedoch sichtlich nicht all zu sehr zu amüsieren, denn der Blick, der sich alle paar Sekunden durch die Menschenmasse schlängelte, trug eine gewisse Reizlosigkeit in sich.

Er äußerte seine Emotionen zwar nicht, aber zu dieser Erkenntnis zu kommen war nun auch kein Hexenwerk.

Das war aber auch der einzige Unterschied in seinem Blick, der mir auffiel ohne dass ich tiefer graben müsste.

Wie ein tief unter die Oberfläche reichender Eisberg, von dessen Ausmaß man keinen Schimmer besaß, wirkte er.
Er schien so gefestigt.

Doch so etwas konnte nur illusorisch sein. Kein Mensch besaß eine solche Fähigkeit, kein Kaiser dieser Welt könnte dieser Fantasie gerecht werden.

Aznar's kühle Augen sahen zu mir herab. Die entstehende Hitze auf meiner Haut schien sich trotz der Kälte nur noch mehr zu entflammen. Wie widersprüchlich.

Seinen Arm, den ich festhielt, entwendete er bevor er seine Hand deutend auf Höhe meiner Taille senkte und mich erneut ansah.

Er war so still. Das einzige was sprach waren seine Augen. Dios, wieso nur diese Augen.

Sie baten um Einverständnis. Zum erneuten Male.

Ich nickte abermalig. Ein schwerer Atem überkam meine Lippen. „Passen Sie bloß auf bevor Sie noch vergessen welche Sprache Sie sprechen"

Er schüttelte seinen Kopf, als wären meine Worte das unrealistischste und dümmste was er seit langem gehört hatte.

Mit meiner Hand in seiner einen und der anderen auf meiner Taille ruhend, bewegten wir uns wie die Tanzpaare um uns herum im Rhythmus der Musik. Meine Tia hatte mir das Tanzen im jungen Alter beigebracht, als ich ihr und ihrem Mann Tomás erstaunt dabei zugesehen hatte, wie sie für ihre Bälle geübt hatten. Es faszinierte mich.

„Waren Sie schon einmal auf einem solcher Bälle?", fragte ich interessiert und legte meine Hand von seinem Oberarm auf seine Schulter.

Ich spürte fortdauernd die Augen mehrerer Personen auf uns. Wieso konnten sie ihre Blicke nicht einfach bei ihrem Tanzpartner halten?

Er nickte.

Er nickte und blieb still wie in jedem unserer aufgrund dessen scheiternden, gottverdammten Dialoge.

Doch ich würde nicht locker lassen, bis der Mann sich mit Anstand artikulieren konnte.
„Auf wie vielen?"

Aznar zog gelind seine perfekt wachsenden, dunkeln Augenbrauen zusammen. Wir kamen dem Ziel immer näher. Mimik gehörte immerhin zum Ausdruck.

„Drei", antwortete er wortkarg.

„Haben sie Ihnen gefallen?" Ich blieb penetrant. Meine Augen suchten nach Kontakt und mussten nicht lange warten bis die schwarzen Löcher mein Sichtfeld einnahmen.

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