09 Nueve

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Léon

Laut fällt die Tür hinter mir ins Schloss und vor mir erstreckt sich unser Haus. Naja, eher Schloss. Ich weiß selber nicht warum mein Vater das hier gekauft hat, denn wir könnten zu viert auch in einem normalen Familienhaus leben, aber ich beschwere mich nicht.

Manchmal habe ich das Gefühl mein Vater dieses „Haus" nur für die Besucher gemacht. Es sind immer wichtige Leute hier und er möchte wahrscheinlich als ein wichtiger Geschäftsmann und Anführer wirken.

Das Haus hat nichts persönliches an sich. Die Flure sind leer und kahl. Nur hin und wieder hängen große Portraits an den Wänden von irgendwelchen Verwandten, die mal gelebt haben.

Meine Madré hat versucht ihren Mann umzustimmen und doch etwas Leben in die mehr als nur vier Wände zu bringen, ist aber kläglich gescheitert. Genauso wie meine Brüder.

Wenn ich aber sage, dass es in unseren anderen Anwesen anders ausgesehen hat, dann lüge ich mich nur selber an. Denn es sah immer gleich aus. Protzig, unpersönlich und leer. Wir haben über 100 Räume und nur ein paar davon sind belegt.

Ich seufze über meine Gedanken und gehe die linke Treppe hoch. Es ist eigentlich egal welche von beiden man nimmt, doch die linke ist näher an meinem Zimmer dran. Erschöpft drücke ich die Türklinke nach unten und betrete mein Zimmer. Es riecht wie immer nach meinem Aftershave und ein wenig Lavendel. Meine Mutter meint immer, wenn ich irgendwann ein Frau zu Hause haben sollte, sollte mein Zimmer nicht so nach Mann stinken.

Sie hat ernsthaft stinkt gesagt! Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Geruch jede Frau in die Knie zwingen würde. Als ob das nicht jetzt schon so wäre. Und dafür bräuchte ich nicht einmal Aftershave. Jedes weibliche Wesen auf dieser scheiß Highschool findet mich heiß.

Naja... Außer Julia. Sie ist ein kleines Biest. Ich glaube sie ist die einzige, die sich gegen mich behauptet. Die anderen gucken mich nur mit großen Augen an und warten nur auf die Befehle. Ich weiß nicht was das in mir auslöst, aber ich fühle etwas, wenn sie so aufgebracht ist. Es gleicht fast schon an ein Glücksgefühl. Mehr aber auch nicht. Ich mag es einfach sie zu ärgern.

An meiner Tür höre ich ein leichtes Klopfen, die, nach meinem 'herein', aufschwingt. Im Türrahmen steht nun eine nervöse, zierliche Frau, die die Kleidung eines Dienstmädchens hat. Also eine neue Angestellte. Wunderbar. Weil man Vater anscheinend gar nichts alleine machen kann.

Mit hochgezogener Augenbraue warte ich nun schon seit ungefähr einer Minute, dass sie mir sagt warum sie hier ist. Doch alles was sie bis jetzt gemacht hat, ist, an ihren Händen rumzuspielen und auf den Boden zu starren. So langsam werde ich ungeduldig. Kann sie nicht einfach sagen warum sie hier ist?

„Señor Gonzáles erwartet Sie in seinem Büro in 5 Minuten.", richtet sie mir dann aus. Sollte es mir Angst machen? Vielleicht. Bin ich wütend? Ja! Dafür hat er sie jetzt geschickt. Er hatte mich anrufen, mir eine Nachricht zu senden oder einfach selber seinen Arsch hier hin bewegen können. Aber nein! Alles müssen die Angestellten machen. Selbstbesinnung Handy holen. Bald müssen sie ihm bestimmt auch den Arsch abwischet, weil er es nicht selber hinkriegt.

Doch ich schlucke alles runter und nicke nur, damit sie sich wieder an ihre Arbeit richten kann. Mit einem Nicken geht sie dann auch wieder und schließt leise die Tür hinter sich. Seufzend lasse ich meinen Kopf in meine Hände fallen. Wenn das so weiter geht melde ich mich wieder bei Eishockey an. Ist mir egal wie mein Vater das findet. „Es ginge ja nur um meine Sicherheit!". Das hat mein Vater immer nur gesagt. Nichts mehr. Mittlerweile weiß ich ein wenig mehr, aber überzeugen konnte ich ihn trotzdem nicht, dass mich niemand anderes verletzen kann.

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