12 Dolce

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Julia

Es ist mittlerweile später Abend und ich sitze in einer Art von Wohnzimmer. Unsere Eltern müssen anscheinend etwas wichtiges klären, weshalb sie uns einfach rausgeschickt haben. Alejandro ist vor einiger Zeit die Treppen hoch gegangen, wahrscheinlich in sein Zimmer und Pablo und Léon gucken desinteressiert auf ihre Handys und tippen irgendwas ein. Mein Bruder sollte ebenfalls im Speisesaal bleiben, weil er anscheinend auch irgendetwas damit zu tun hat. Ich hatte mein Handy leider zu Hause liegen lassen, sodass ich hier einfach sitze und nichts mache. Einfach still da sein.

Es fühlte sich falsch an, hier zu sitzen. Ich hatte ein ungutes Gefühl und dieses leere Haus machte das nicht besser. Einzelne Porträts hängen an den Wänden, aber ansonsten gar nichts. Keine Kommode, keine Pflanzen, gar nichts. Zero.

Deine Schritte hallen durch die Gänge und man fühlt sich wie in einem Geisterhaus. Würde ich hier drin wohnen hätte ich es ausgeschmückt. Jeden einzelnen Zentimeter hätte ich dafür genutzt. Ich liebe es zu dekorieren. Papá hatte früher immer gesagt, ich werde irgendwann Innenarchitektin oder Raumausstatterin. Ich bin mir aber nicht mehr so sicher. Es war mein und Papás Wunsch und jetzt ist er nicht mehr da...

Kein Papá mehr, der mich immer unterstützt. Der mir auf die Beine geholfen hatte, wenn ich eine Figur auf de, Eis nicht hinbekommen habe. Keiner, der mir bei meinen Hausaufgaben hilft. Keiner, der mir jeden Abend einen Gute Nacht Kuss gegeben hat und mich in den Arm genommen hat, wenn etwas nicht in Ordnung war. Alles was ich hatte. Einfach weg. Für immer...

Keine Person wird dieses Gefühl verstehen. Niemand in meinem Umfeld interessiert sich genug um mich, um mich einfach so in den Arm zu nehmen. Naja. Außer Lorenzo, aber der ist nicht immer da. Er hat ein soziales Leben, im Gegensatz zu mir...

Ich zucke zusammen als ich plötzlich angesprochen wurde. „Worüber denkst du nach?", fragt mich Pablo und ich hebe nur meine Schultern und lasse sie danach sofort wieder sinken. Ich kenne diesen Mann nichtmal mehr als 4 Stunden. Naja... Theoretisch gesehen ja schon, aber ich verspüre kein Gefühl, ihn richtig zu kennen. Als Jugendlicher habe ich ihn vielleicht mal gekannt, dass bedeutet aber auch, dass er als Erwachsener natürlich weiterentwickelt ist.

Ich bin hier. Alleine mit drei Jungs/Männer, die ich nicht richtig kenne. Was ist, wenn sie mir was antun?! Oder mich entführen?!

Naja. So schlimm wäre das nicht. Ich hab ja eh nichts zu verlieren, von daher... Schon traurig, wenn ich so darüber nachdenke, aber ich kann es ja eh nicht ändern und es wird wahrscheinlich mein ganzes Leben so bleiben.

Ich möchte nicht heiraten und Kinder bekommen. Ich liebe Kinder, aber ich bräuchte dafür einen Mann und das werde ich nie haben. Davon bin ich schwer überzeugt. Ich hätte keine Zeir mich um eine Beziehung zu kümmern. Außerdem wird man in der Liebe immer nur enttäuscht. Es ist nichts für immer. Das beste Beispiel sind meine Eltern. Meine Mamá ist so in ihrer Trauer gefangen, dass sie zu einem Monster geworden ist.

Ich nehme eine Bewegung war und schaue auf. Léon hat anscheinend sein Handy auch mal weggelegt und aufgestanden. Er geht an mir vorbei und geht Richtung Tür. Alejandro verfolgt ihn ebenfalls und ruft seinem Namen. Léon, der schon im Türrahmen steht, dreht sich fragend um und wartet darauf, dass Alejandro ihm was sagt.

„Llévalos contigo. Ella solo se sienta aquí todo el tiempo y mira la pared. De lo contrario, al menos tráele algo con lo que pueda ocuparse." (Nimm sie mit. Sie sitzt die ganze Zeit nur hier und guckt die Wand an. Ansonsten bring ihr irgendwas, womit sie sich beschäftigen kann.) , sagt Alejandro in einem ruhigen Ton und schaut Léon an, der ihn genervt anschaut.

It's youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt