Schweiss rann ihm über die Stirn. Verdammt, was hatte er nur getan? Wie konnte das passieren? Niemals hätte er sich ausgedacht das ausgerechnet er in so einer Situation landen könnte. Er musste abhauen, am besten in ein anderes Land. Wo hatte er nur all den Mut hergenommen?
"Was hast du gerade gesagt?" Sie starrte ihn an. Er konnte nicht aus ihrem Gesicht lesen welche Gefühle er mit den drei Worten in ihr geweckt hatte, aber es schien als stände sie unter Schock.
Speichel sammelte sich in seinem Mund und er schluckte kräftig. Was hatte er den eigentlich noch zu verlieren? Er hatte es bereits gesagt, er stand hier wie der letzte Vollidiot also konnte er es auch nochmal sagen.
"Ich liebe dich." Er versuchte ihrem Blick stand zu halten, aber als sich immer noch nichts in ihrem Gesicht regte wurde ihm etwas schlecht.
"Oh."
Wow. Was sollte man mit so einer Antwort anfangen? Dann hätte sie lieber nichts gesagt.
Er kämpfte mit dem Drang, die Beine in die Hand zu nehmen und wegzulaufen aber im letzten Moment sammelte er seinen letzten Funken Mut.
"Lia, ich liebe dich. Ich liebe es wie ich mich fühle wenn du bei mir bist. Bei dir fühle ich mich sicher, so sicher wie bei niemanden je zuvor. Wenn wir zusammen sind habe ich das Gefühl dass die Zeit uns einen Streich spielen will und vor uns wegrennt, denn mit dir fühlen sich Stunden wie Minuten an. Ich komme nach Hause, lege mich in mein Bett und mein Zuhause fühlt sich nicht richtig an. Die Lichter im meinem Zimmer sind nur halb so hell, die Sterne am Himmel strahlen nur halb so stark und ich habe das Gefühl als hätte ich kalt. Die Wärme fehlt in meinem Zuhause, in meinem Herzen und Lia, du bist diese Wärme. Du bist das Zuhause das ich vermisse. Es ist kein Ort, denn egal wo ich bin du fehlst. Ich könnte in den schönsten Wäldern, an den schönsten Stränden mit den allerschönsten Sonnenuntergängen sein aber wenn du nicht da bist ist alles ganz fad. Nichts fühlt sich richtig an ohne dich. Ich habe immer gedacht dass ich dafür gemacht bin alleine zu sein, ich war froh wenn ich alleine war aber seitdem ich dich habe fühlt sich alleine sein so einsam an. Ich weiß das kommt vielleicht überraschend oder etwas kitschig, aber wenn du wüsstest wie schnell mein Herz immer schlägt wenn ich dich sehe und mit dir lache würdest du mich verstehen. Ich habe noch nie so einen wunderschönen Menschen wie dich getroffen, du erleuchtest meine doch so dunkle Welt und ich habe das Gefühl endlich wieder atmen zu können. Lia, ich hoffe dass es dir genau so geht, mir würde es reichen wenn du nur ein bisschen so fühlst wie ich mich fühle."
Er atmete durch. Geschafft. Endlich waren die Gedanken, die seit Monaten in seinem Kopf umherschwirrten ausgesprochen. Er sah sie erwartend an, und rechnete absolut nicht mit den Worten die er gleich gesagt bekam.
"Alex, es tut mir Leid. Das was du gesagt hast war echt schön und es schmeichelt mir sehr, aber ich kann dir, glaube ich, nicht das geben was du möchtest. Du bist mein bester Freund, meine Schulter zum ausweinen wenn es mir schlecht geht aber mehr nicht. Ich kann deine Gefühle nicht erwidern."
Die restlichen Worte erreichten Alex nur in Fetzen. Die Sicht verschwamm vor seinen Augen, er dachte zuerst dass er gleich umkippen würde, bis er realisierte dass er weinte.
Er sagte nichts mehr. Drehte auf dem Absatz kehrt und lief davon.
Jemand der noch nie geliebt hatte, der noch nie wahrhaftig einen Menschen von tiefsten Herzen geliebt hatte konnte seinen Schmerz nicht nachempfinden. Sein Inneres brannte, alles fühlte schmerzte so sehr dass er nicht mehr klar denken konnte. Unerwiderte Liebe, ja das war das schlimmste Gefühl dass er jemals empfunden hatte. Niemals hätte er sich ausgemalt solche Worte auszusprechen und so vor den Kopf gestoßen zu werden. Es tat weh, verdammt weh und er wollte nur schlafen. All dem Schmerz aus dem Weg gehen, in eine Welt abtauchen in der das alles niemals passiert war. Wie konnte er so dumm sein? Sein Herz so zu verschenken, für jemanden der es nicht wertzuschätzen wusste? Warum war das Leben und die Liebe so ungerecht? Warum wurden seine Gefühle nicht erwidert? Warum hatte er das Gefühl als hätte sich die Welt aufgehört zu drehen? Warum, warum verdammt tat es so unfassbar weh? Am liebsten würde er seine Gefühle abschalten, denn so furchtbar wie er sich gerade fühlte wäre dass das Beste.
*************Liebe nicht erwidert zu bekommen ist eines der schlimmsten Gefühle die ein Mensch ertragen kann. Aber auch wenn man es selbst nicht glaubt und wahrhaben will, man schafft es. Man steht morgens auf, zwar mit Bauchweh, aber man steht auf und erträgt den Tag. Jeden Tag dasselbe, und irgendwann, ja irgendwann wird das Gefühl schwächer. Wie oft dachte man sich dass man es nicht schafft. Dass dies nun der Zeitpunkt ist, an dem man aufgibt und das alles nicht mehr erträgt? Sei ehrlich zu dir und gestehe dir ein, dass das schon öfter der Fall gewesen ist. Jedes Mal denkt man sich: "Okay, das wars. Ich kann das alles nicht mehr, ich gebe auf." Und trotzdem ist man jeden Tag aufgestanden und hat weitergekämpft, sich nicht ergeben. Schau dir an wo du heute stehst, was du alles überstanden hast von dem du gedacht hast dass du es niemals da rausschaffst. Du bist stärker als du denkst, stärker als all die Dämonen in deinem tiefsten Inneren, du musst nur kämpfen. Niemand hat gesagt dass es leicht wird, aber wir wachsen durch die schlimmen Dinge die wir erleben und werden dadurch stärker. Geb niemals auf, du weißt nämlich nicht was da Draußen in der großen Welt noch alles auf dich wartet.