Blumen

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Sie war wie ein Vogel. Frei und unbeschwert, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. Er war das Gegenteil. Wie ein Maulwurf, in sein Zimmer zurückgezogen und etwas in sich gekehrt. Trotzdem waren sie gute Freunde. Sie kannten sich durch ihre Eltern und verbrachten daher schon als Kinder viel Zeit miteinander, was sich bis jetzt in die Jugend fortgesetzt hatte. ,,Was ist der Unterschied zwischen 'Lieben' und 'lieb haben'?", fragte sie eines Tages, als sie beide im Garten saßen und in ihre Bücher vertieft waren. Oft saßen sie auch nur zusammen um nicht alleine zu sein, ganz ohne Reden. ,,Das ist eigentlich ganz einfach. Wenn du eine Blume magst, wenn sie dir gefällt, dann pflückst du sie. Du stellst sie dir ins Wohnzimmer, in die Küche oder in dein Zimmer um sie dir anzuschauen. Aber nach ein paar Tagen lässt die Blume ihren Kopf hängen und du musst sie in den Müll werfen. Naja, wenn du eine Blume liebst, dann pflückst du sie nicht- nein, du  wartest jeden Tag, bis sie größer und schöner wird. Du lässt sie leben." Der Junge blickte wieder in sein Buch und das Mädchen sah ihn lange an. ,,Wieso hast du keine feste Freundin?" Wie oft hatte sie sich darüber den Kopf zerbrochen und nun endlich den Mut gefasst, ihn das zu fragen. Er antwortete lange nicht. Zuerst hatte sie Angst, dass er sauer wäre, aber da blickte er ihr mitten in die Augen. ,,Es ist wie mit der Blume. Ich will niemanden pflücken. Ich will mit jemanden mein Leben verbringen, gemeinsam alle Hürden überstehen und gemeinsam wachsen. Und ich glaube dass das in unserem Alter nicht funktioniert." Schweigend sahen sie sich an, bis das Mädchen wieder das Wort ergriff. ,,Da ist doch immer ein Risiko dabei, wie mit der Blume, wie du gesagt hast. Du kannst so lange wie möglich auf deine Blume aufpassen, sie gießen und beim Wachsen zuschauen aber trotzdem kann es passieren, dass eines Tages ein anderer kommt und diese Blume pflückt. Dann hast du nichts." Der Junge sah ihr in die Augen und senkte dann den Blick wieder. ,,Vielleicht ist derjenige, der die Blume pflückt, auch ein guter Besitzer." Sie schüttelte energisch den Kopf. ,,Nein, dann hätte er die Blume stehen gelassen. Er hätte sie leben gelassen." Er sah sie an, blickte wieder auf sein Buch und seine Hand wanderte langsam zu ihrer, bis er diese ergriff. Dann las auch sie weiter.

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Ehrlich gesagt habe ich einfach drauf losgeschrieben. Ich hoffe es gefällt euch. :)

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