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Die nächsten Tage verbringen sie mit ausführlichen Recherchen. Das Problem ist, dass sie keine Ahnung haben, wonach genau sie überhaupt Ausschau halten.

Hermine hatte geglaubt, sie hätte sich inzwischen an all das gewöhnt: blind nach Informationen zu graben und zu versuchen, Anhaltspunkte miteinander zu verknüpfen, die es überhaupt nicht gibt. Doch dem ist nicht so. Auch heute fühlt es sich noch an wie ein Schlag in den Magen.

Das einzige Positive ist, dass sie dank der Horkrux-Jagd mit den Märchen von Beedle dem Barden bereits so vertraut ist, dass sie die Geschichten quasi Wort für Wort aufsagen kann.

Am ersten Tag nach ihrem Besuch in dem Geschäft in Ljubljana war Hermine in das nächstgelegene Zaubererdorf in Polen appariert und hatte sich ein eigenes Exemplar des Kinderbuchs gekauft, da sie die Ausgabe, die ihr von Dumbledore vermacht worden war, zuhause gelassen hatte. Auch ein paar andere Bücher, die sie nicht eingepackt hatte, von denen sie aber annahm, dass sie ihnen helfen könnten, hatte sie dort besorgt.

Malfoy und sie hatten außerdem beide noch einmal die Erinnerung von Harry in dem Laden angesehen, doch keinem von ihnen war etwas Neues oder Alarmierendes aufgefallen.

„Wissen Sie etwas über diesen Autor?" hatte Harry den Ladeninhaber gefragt.

Dass der Mann nichts gewusst hatte, wundert Hermine nicht.

Beedle der Barde ist eine berühmt-berüchtigte, rätselhafte Figur der Zaubererliteratur: es ist nicht viel über ihn bekannt, außer dass er in England geboren worden war und seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Kinderbüchern verdient hatte. Informationen zu seiner wahren Identität sind nur schwer zu finden und sogar noch schwieriger zu überprüfen. Es ist fast unmöglich, zu verifizieren, ob sie echt sind oder nicht; ob sie vielleicht lediglich erfunden worden sind, um eine interessante Story zu erzählen.

Jeden Tag suchen Malfoy und sie stundenlang nach Hinweisen. Sie sitzen zusammen im Arbeitszimmer, wenn auch an getrennten Schreibtischen, und brüten über alten Wälzern — über Büchern, die von der Genealogie der magischen Welt handeln, über Biografien anderer Zaubererautoren, die mit dem Barden in Berührung gekommen sein könnten, und über uralten Zeitzeugenberichten von Persönlichkeiten, die ihn tatsächlich getroffen hatten.

„Der Mann ist schon seit Jahrhunderten tot", hatte Malfoy am dritten Tag ihrer Nachforschungen geschimpft. „Selbst falls wir herausfinden, wer er wirklich war, wissen wir immer noch nicht, warum die Information für Potter von Bedeutung ist."

Hermine hasst es, zugeben zu müssen, dass er recht hat.

Nun sind sie auf der aussichtslosen Suche nach gleich zwei Personen statt nur nach einer. Und eine ganz bestimmte Frage geht ihr dabei nicht aus dem Kopf: Warum interessiert Harry sich überhaupt für die wahre Identität von Beedle dem Barden?

An irgendeinem Punkt hatte Hermine damit begonnen, tagsüber kleine Recherchepausen einzulegen, um Arbeiten im und am Haus zu erledigen. Nach dem Vorfall mit der Maus hatte sie beschlossen, dass es vermutlich nicht schaden konnte, ein wenig aufzuräumen und mit der Hilfe von Magie Ordnung zu schaffen. Sie hatte die mottenzerfressenen Vorhänge ausgebessert, die Sofa- und Sesselpolster einer gründlichen Reinigung unterzogen, die kaputte Stufe der Veranda geflickt und das Drahtgeflecht der Fliegengittertür wieder in seinem Rahmen befestigt. Sie hatte Wände und Böden geschrubbt und Löcher, Scharniere und Türklinken repariert. Da sie Molly jahrelang beim Frühjahrsputz geholfen hatte, waren ihr die Haushaltszauber leicht gefallen, doch manchmal hatte sie auch mit Schwämmen geputzt oder lose Schrauben mit ihren bloßen Händen festgedreht, da ihr die Herausforderung gefallen hatte.

Soft As It Began (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt