19

271 24 3
                                    

19

Philip besteht freundlich darauf, dass Hermine und Draco auf ein paar Tassen Tee bleiben. Sie stimmen zu, auch wenn es ein wenig dauert, Draco von der Idee zu überzeugen. Dann unterhält Philip sie mit Geschichten aus seinen 'besseren Tage', berichtet von seiner jahrelangen Arbeit in den Bereichen Geologie und Archäologie und erzählt ihnen davon, wie er nach dem frühen Tod seiner Frau die Apotheke übernommen hat.

Nach zwei Tassen Tee verabschieden sie sich von Philip. Hermine will seine Gastfreundschaft nicht überstrapazieren und merkt außerdem, dass Draco es kaum erwarten kann, aufzubrechen.

Als sie den Laden verlassen, ist es bereits Abend. Der Sonnenuntergang glüht in einem auffälligen Orangerot und die Straßen sind ruhiger als bei ihrer Ankunft am Nachmittag — schläfrig und betäubt wie ein Bienenstock, der sich in der Dämmerung niedergelassen hat.

Es ist eine herrliche Nacht, kühler und dennoch lau, und Hermine kann jetzt schon sehen, dass der Himmel später klar sein wird. Perfekt, um Sterne zu beobachten.

Während sie durch die stillen Straßen wandern, ist Draco wortkarg und reserviert. Hermine weiß, dass es das Beste ist, es dabei zu belassen; ihm ein paar Minuten zu geben, die er in seinem Kopf verbringen kann, immerhin scheint das der Ort zu sein, an dem er sich am wohlsten fühlt.

Und so, als hätten sie die stumme Vereinbarung getroffen, erst später darüber zu sprechen, verliert keiner von ihnen ein Wort über die neuen Entdeckungen, die sie gemacht haben. Stattdessen nutzen sie die Gelegenheit, alle Details zu verdauen und miteinander zu verknüpfen — jeder für sich. Falls es einem von ihnen nicht gelingen sollte, einen bestimmten Zusammenhang herzustellen, dann wird es dem jeweils anderen gelingen, dessen sind sie sich beide sicher. Es ist ein Gegenseitigkeitsverhältnis, das in ihrer Partnerschaft ganz natürlich ist.

Mittlerweile weiß Hermine, dass sie gemeinsam immer in der Lage sein werden, komplexe Wissensfundamente zu kreieren. Wenn sie die Köpfe zusammenstecken, verketten und verwurzeln sich ihre Gedanken von ganz allein. Es bilden sich Knoten und Schleifen, bis am Ende eine vollständige und strukturell solide Hypothese dabei herauskommt — ganz ähnlich wie bei einem Spinnennetz.

Es herrscht ein angenehmes Schweigen, während sie den leeren Bürgersteig entlang schlendern und beobachten, wie die Straßenlaternen aufflackern und das Orange des Himmels von einem Dunkelblau abgelöst wird. In ihrer Tasche spielt Hermine mit dem Stein der Auferstehung; dreht ihn immer wieder zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her.

Sie biegen um eine Ecke in eine breite, ruhige Seitenstraße, die von Kastanienbäumen gesäumt ist, deren Blätter im Licht der Laternen saftig grün leuchten. Es muss sich um eine Wohngegend handeln, denn auf beiden Seiten der Straße stehen in regelmäßigen Abständen Sitzbänke zwischen den glatten Baumstämmen und die Gebäude wirken heimeliger. Sie passieren einige alte, aber gemütlich aussehende Mietshäuser, auf dessen Balkonen ein paar Bewohner Zigaretten rauchen und ihnen milde interessiert nachsehen.

Plötzlich ertönt in der Ferne eine Kakophonie aus Gelächter und einem tiefen, vibrierenden Bass, die sich mit den fröhlichen, feierwütigen Stimmen einer kleinen Menschenmenge vermischt.

Noch bevor die Gesellschaft in Sicht kommt, ahnt Hermine, dass es sich um eine Hochzeit handeln muss. Als wäre sie auf einer Mission, beschleunigt sie ihre Schritte und überholt Draco, wobei ihr Blick auf der Suche nach der Quelle der Geräusche, denen sie folgt wie einer Spur Brotkrumen, über die Straße huscht.

„Granger?"

Sie ignoriert ihn und geht noch schneller, womit sie der Musik immer näher kommt. Hinter einer weiteren sanften Kurve und einer dichten Baumreihe wird sie schließlich fündig.

Soft As It Began (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt