Epilog

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Epilog

SECHS MONATE SPÄTER

Malfoy Manor sieht überhaupt nicht mehr so aus, wie sie es in Erinnerung hat.

„Wir haben eine Menge renovieren lassen", erklärt Draco, während er Hermine im Sinne einer kurzen Roomtour durch die Korridore führt, bevor sie ihr eigentliches Ziel ansteuern. „Vater hätte uns niemals erlaubt, etwas am Haus zu verändern, aber Mum sagt, es war schon überfällig, als ich noch ein Baby war."

Sie folgt ihm eine große Treppe hinauf, wobei ihr Blick über die Gemälde schweift, die zu beiden Seiten an den Wänden hängen. Dracos Hand ruht ganz leicht auf ihrem unteren Rücken, weshalb sie weiß, dass er nervös ist.

Für Hermine ist es immer recht schwierig, seine Nervosität zu entschlüsseln, denn diese äußert sich bei ihm anders als bei den meisten Menschen. Ihm hilft es, sie anzufassen: flüchtige, beruhigende Berührungen, als wäre sie diejenige, die nervös ist; ein einzelner Kontaktpunkt, Haut auf Haut, als würde ihn das erden.

Sie wandern nebeneinander durch einen langen, mit Teppich ausgelegten Flur, dessen eine Seite vollständig aus raumhohen Fenstern besteht, durch die man auf den großen, schneebedeckten Garten schauen kann.

Über Weihnachten hatten sie an einem kleinen Fall für eine Story gearbeitet und dann, als sie nach England zurückgekehrt waren, hatte Draco vorgeschlagen, das neue Jahr damit zu feiern, Hermine seiner Mutter vorzustellen.

Hermine, die nur hin und wieder nach dem Wohlbefinden der Frau gefragt, das Thema aber nicht weiter forciert hatte, war klar gewesen, wie wichtig das für Draco war. Als er sich eines Abends, während sie in ihrer Wohnung auf dem Sofa gesessen hatten, zu ihr hinübergebeugt, ihr Knie geküsst und gesagt hatte „Was hältst du davon, meine Mum kennenzulernen, Granger?", hatte sie gewusst, dass sie sich in sein sorgsam gehütetes Herz geschlichen hatte.

Damals hatte sie erfreut und bereitwillig zugesagt, aber jetzt machen sich ihre Nerven bemerkbar. Sie verspürt einen gewissen Druck, Narzissa zu beeindrucken; wünscht sich verzweifelt, der Frau zu gefallen, und fürchtet gleichzeitig, dass sie es nicht tun wird. Draco hingegen scheint ziemlich zuversichtlich zu sein, dass sie gut miteinander auskommen werden.

Am Ende des Flurs biegen sie um eine Ecke und bleiben einen Moment vor einer hohen Doppeltür stehen. Hermines Puls beschleunigt sich, aber sie schaut trotzdem mit einem, wie sie hofft, selbstbewussten Lächeln zu Draco auf.

„Bereit?", fragt er mit zuckenden Augenbrauen und mustert ihr Gesicht.

Sie nickt und streicht sich die Locken, die sie extra für diesen Anlass gezähmt hat, hinter die Ohren. Draco nickt ebenfalls, beugt sich vor und legt eine Hand an ihre Wange, bevor er ihr einen schnellen Kuss auf die Schläfe drückt.

Dann stößt er die Tür auf und führt sie in einen großen, eleganten Salon.

Als sie sich nähern, erhebt Narzissa Malfoy sich von dem Sessel vor dem Kamin, auf dem sie gesessen hat, und dreht sich zu ihnen herum.

„Draco, Liebling", sagt sie herzlich und streckt lächelnd die Hände nach ihm aus, bevor sie ihn auf beide Wangen küsst. „Du siehst dünn aus. Hast du genug gegessen?"

Draco ignoriert den Kommentar, doch sein Kiefer zuckt leicht, während er die Begrüßung seiner Mutter erwidert.

„Mum. Frohes neues Jahr."

Falls Narzissa ihn gehört hat, macht sie sich nicht die Mühe, ihm zu antworten, denn ihr Blick ruht bereits auf Hermine. Ihre blauen Augen sind stechend und unbarmherzig, flackern jedoch mit einer zaghaften Neugier. Als sie Draco loslässt und einen Schritt nach vorn macht, liegt ein gut einstudiertes Lächeln auf ihren Lippen.

Soft As It Began (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt