21
Draco Malfoy ist wie Rauch.
Als sie ihn noch nicht gekannt hat, ist er schwer greifbar gewesen — an nichts gebunden, kaum zu durchschauen, ein Warnsignal für sich. Denn wo Rauch ist, da ist auch Feuer.
Atme es ein und es hinterlässt für immer Spuren auf deinen Lungen.
Ob man die Gefühle, die sie für ihn hat, berücksichtigt oder nicht: er ist nun ein Teil von ihr. Sie hat ihn eingeatmet; hat sich lange genug in seiner Gegenwart aufgehalten, um sich unwiderruflich von ihm verändern zu lassen. Durch die Dinge, die er ihr gezeigt hat: über die Welt, über sie selbst und über sich. Und sollte sie sterben, beim Leichenbeschauer landen und aufgeschnitten werden, so wird man überall in ihr Stücke von ihm finden. Erinnerungen daran, dass er in ihrem Leben eine Rolle gespielt hat und dass Teile von ihr sich daran gewöhnt haben, ihn um sich zu haben.
Sie ist immer noch sie selbst; besteht immer noch aus der Intelligenz, dem Selbstvertrauen und der Entschlossenheit, die sie bereits als kleines Mädchen ausgezeichnet haben. Als sie noch Glühwürmchen in einem Glas bewundert und gehofft hat, die Welt würde ebenjenes Gefühl des Staunens, diese Verheißung, die sie in sich spürt, für sie bereithalten.
Aber nun wird auch Draco immer da sein. Als ein Teil von ihr — so wie andere Menschen und Orte und Dinge, die sie auf die ein oder andere Art und Weise geprägt haben. Denn sie weiß, dass sie nicht aus Singularitäten besteht. Sie hat genug Poesie gelesen. Sie ist sich im Klaren über die verschiedenen Facetten ihres Lebens, die es ihr ermöglichen, eine Vielzahl von Dingen zu beinhalten: Berge, Ozeane, Himmel und Täler, Erde und Luft und Wasser und Rauch.
Also ja: wo Rauch ist, da ist auch Feuer. Es entflammt schnell und ist schwer zu löschen. Und Draco Malfoy ist etwas, das in dieser Welt lichterloh brennt — warm und schön und unaufhaltsam.
Irgendwie hat sie Gefallen daran gefunden, mit dem Feuer zu spielen.
Und sie ist froh, von ihm verändert worden zu sein; froh, ihn in seinen schlimmsten und besten Momenten kennengelernt zu haben. Es macht sie glücklich, dass er ihre Lungen versengt und ihre Haut mit seinen Berührungen gebrandmarkt hat.
Sie liegt neben ihm im Bett und zählt die Minuten, bis sie aufstehen und sich für die Abreise nach Finnland fertig machen müssen. Draco schläft noch. Seine Atemzüge sind träge und gleichmäßig und seine Augen huschen unter seinen hellen Lidern hin und her, während er träumt.
Hermine fragt sich, wovon.
Acht Minuten.
Falls alles gut geht, könnte dies ihr letzter Tag im Hauptquartier sein. Ihr letzter Morgen. Sie haben beide leichte Reisetaschen gepackt und sie magisch verkleinert, damit sie besser zu tragen sind. Ein zusätzliches Outfit, einige notwendige Vorräte, Hermines Karte und ein paar Euro, die sie notfalls in andere Währungen umtauschen können. Das Ritual-Buch. Den Stein der Auferstehung. Portschlüssel. Zauberstäbe. In den letzten Tagen hatten sie sorgfältig an ihrem Plan gefeilt, die Details ausgearbeitet und sich auf jedes erdenkliche Szenario vorbereitet.
Sie sind so startklar, wie sie nur sein können.
Sieben Minuten.
Mit der Adresse, die Blaise ihnen gegeben hat, werden sie nach Finnland aufbrechen. Sie werden sich in das Büro des Maklers einschleichen und die Unterlagen zu Harrys unauffindbarem Grundstück finden. Und dann werden sie sich selbst alle Daumen und dicken Zehen drücken, dass es ihnen gelingt, ihn zu finden — wo auch immer er sein mag.
Falls das nicht klappen sollte, werden sie irgendein Transportmittel nach Russland nehmen und versuchen, Merlins Ruhestätte zu finden. Immerhin könnte es sein, dass Harry sich dort aufhält und bereits daran arbeitet, den Zauber aufzuheben.
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Soft As It Began (Deutsch)
Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Übersetzung • Am Tag nach seinem berühmt-berüchtigten Triumph bei der Schlacht von Hogwarts verschwindet Harry Potter spurlos. Als der Rest der Welt die Suche nach ihm aufgibt, ist Hermine Granger, mittlerweile eine aufstrebende investiga...