Kapitel 9 - Der verbotene Wald

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Gelangweilt kickte Streuselband einen Stein vor sich her. Sie war noch immer etwas grimmig darüber, dass Flammenstrahl nur so wenige Pferde zur großen Versammlung mitgenommen hatte. Warum musste ausgerechnet sie hierbleiben? Nur weil sie noch Schülerin war. Sauerband durfte auch mit. Vielleicht weil er ein Wächterschüler war und sie eine Kämpferin. Wollte Flammenstrahl vor der feindlichen Bergherde möglichst friedlich auftreten und hatte deshalb so wenige Pferde mitgenommen.

„Ist dir auch so langweilig wie mir", fragte Birkenband ihre Freundin. Die hellbraune Stute kam mit hängenden Ohren heran getrottet und schüttelte ihr Fell aus. Bis gerade eben noch war sie im Sand gelegen und hatte ein Nickerchen gemacht.

„Was denkst du denn, ich fühle mich, als wäre mein Pelz voller Flöhe!", rief Streuselband. Wie zur Bestätigung vollführte sie einen Bocksprung in der Luft und stieß ein leises Wiehern aus.

„Geht mir genauso. Ich wäre so gerne mit Sauerband mitgekommen ..." Verträumt richtete Birkenband ihren Blick gen Himmel, wo die heiße Mittagssonne auf die beiden Schülerinnen hinunter brannte.

Streuselband sah sich im Lager um. Flimmermähne hatte viele Pferde auf Patrouille geschickt, um die Grenzen zu schützen. Obwohl während dem Herdentreffen eigentlich Waffenruhe herrschte, konnte man nie vorsichtig genug sein.

„Ich habe eine Idee!" Streuselband sprang auf und schlug übermütig nach Birkenband aus.

„Hey, was ist denn mit dir los?" Birkenband legte die Ohren an und schnappte spielerisch nach ihrer Freundin.

„Du kennst doch den verbotenen Wald ..." Streuselbands Augen funkelten verführerisch.

„Oh nein, Streuselband! Ich weiß, dass du manchmal echt witzige Einfälle hast, aber das geht zu weit." Abwehrend hob Birkenband den Kopf.

„Ach komm schon. Du kannst mir nicht erzählen, dass du da nicht auch schon immer mal hin wolltest!" Streuselband war nicht zu bremsen. „Außerdem wird Sauerband sicherlich beeindruckt sein, wenn wir ihm heute Abend erzählen, dass wir den verbotenen Wald erkundet haben, während er auf dem langweiligen Herdentreffen war."

Damit hatte sie einen Punkt bei Birkenband getroffen. Resigniert seufzend stimmte die Stute zu. Streuselband wusste genau, dass sie eine Schwäche für den kleinen Schecken hatte.

„Dann nichts wie los!", rief Streuselband und setzte mit aufgestelltem Schweif zum ersten Galoppsprung an.

„Aber ... Was, wenn man uns vermisst." Zweifelnd trat Birkenband von einem Huf auf den anderen.

„Wir sagen unseren Tutoren einfach, dass wir nach neuen Futterstellen kundschaften wollen. Das werden sie uns bestimmt erlauben. Und in gewisser Weise stimmt es sogar."

„Na gut ..." Birkenband schien noch immer nicht gänzlich überzeugt, aber ihre Freundin alleine in den potentiell gefährlichen Wald laufen lassen, wollte se auf keinen Fall. Außerdem freute sie sich schon darauf, später Sauerband von ihren Erlebnissen berichten zu können - auch wenn sie dafür ihre Komfortzone verlassen musste.

Nachdem die beiden ihre Tutoren Flügel und Sonnenblüte davon überzeugt hatten, alleine auf Entdeckungspatroullie zu gehen, machten sie sich voller Eifer auf den Weg. Schon als Fohlen hatte man ihnen immer wieder gepredigt, dass es im verbotenen Wald zu gefährlich sei. Es gab Geschichten von Pferden, die sich hineingewagt hatten und nie wieder herausgekommen waren. Ein Schauder zog sich über Streuselbands Rückgrat, als sie daran dachte, wie Gewitterblüte, Flohbands Mutter, in diesem Wald ihr Leben gelassen hatte. Ebenso wie Streuselband selbst, war es eine aufgeweckte Stute gewesen, die das Abenteuer suchte. Eines Tages hatte sie sich in den Wald gewagt und war von einem Sturm überrascht worden. Ein Baum hatte sie erschlagen und ihre Überreste wurden erst Tage später von Raubtieren zerfetzt am Waldrand gefunden.

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