Kapitel 15 - Aussichtslos

13 2 0
                                    

Lautes Wiehern ertönte. Rabenband schreckte aus seinem unruhigen Schlaf auf. Er sprang auf die Hufe und rannte aus der Schülerhöhle hinaus auf den Lagerplatz. Nachtstrahls und Krautfells Gruppe war von ihrer Sonnenkristall-Mission zurückgekehrt. Freudig wollte Rabenband zu ihnen laufen, als er die Schatten bemerkte, die über den Gesichtern der fünf Pferde lagen. Wasserfall stützte die erschöpfte Luftzug und Nachtstrahl wechselte einen Blick mit Nordwind und dem Heiler.

„Was ist geschehen? Hat der Sonnenkristall euch eine Lösung gezeigt?", fragte Rabenband vorsichtig. Nach und nach traten auch die übrigen Pferde aus ihren Höhlen und umringten die Neuankömmlinge gespannt.

Stumm schüttelte Krautfell den Kopf. „Die Sonnenstrahlen waren zu schwach, um genug Macht freizusetzen", berichtete der kleine braune Hengst an die Herde gewandt.

„Wir sollten die fremde Herde vertreiben!" Übermütig kam auch Rotfohlen herübergesprungen. Seine Verletzung war so gut wie verheilt und er vollführte energiegeladene Bocksprünge vor den älteren Pferden. Seine Mutter Sommerlicht eilte hinter ihrem Sohn her, um ihn zu bändigen.

Belustigt schnaubend blickte Nachtstrahl zu dem Fohlen hinüber. Dann wurde sein Blick wieder ernst. „Auf unserer Reise trafen wir auf eine Stute aus der Salzherde."

Salzherde? Rabenbands Herz setzte einen Schlag aus. Was das der Name der fremden Herde? Irgendwie passend, immerhin stinken sie nach Salz und Algen.

„Wir halfen ihr, ein verlorenes Fohlen zu begraben und trennten uns in Frieden von ihr, dennoch ist die Zukunft ungewiss", fuhr Nachtstrahl fort. Finsternis hatte sich über das Lager der Bergherde gelegt. Die dichte Wolkendecke des Nachthimmels ließ nur einen winzigen silbernen Schein des Mondes hindurch, der die verbissenen Züge des schwarzen Hengstes modulierte. „Wir sollten uns ausruhen und neue Kräfte sammeln. Morgen sehen wir weiter." Der prächtige Hengst unterdrückte ein Gähnen. Gemeinsam mit seiner Gefährtin Bach, die ihn sorgenvoll beschnupperte, trottete er in deren Höhle. Auch Rabenbands Beine fühlten sich schlapp an. Er war noch immer ausgelaugt von der wilden Flucht vor den Berglöwen heute morgen. Hoffend, dass diese ihnen nicht zum Lager gefolgt waren, zog auch er sich gemeinsam mit Lärchenband und Hummelband in die Schülerhöhle zurück. Gleich Morgen würde er Wüste daran erinnern, Nachtstrahl von dem Rudel zu erzählen.

Im Schlaf warf sich Rabenband unruhig hin und her. Dank der turbulenten Ereignisse der letzten Tage kam er einfach nicht zur Ruhe. Ständig tauchten wirre Bilder von den fremden Pferden der Salzherde, dem Berglöwen oder Streuselband vor seinem inneren Auge auf. Er hatte die weiße Stute seit er sie damals vor Farnrost gerettet hatte nur einmal aus der Ferne bei einer Patrouille gesehen. Doch aus irgendeinem Grund hatte sich ihr Bild in seinem Kopf festgebrannt und wollte einfach nicht mehr verschwinden. Schwitzend als hätte er einen Sprint hinter sich, riss Rabenband die Augen auf. Das trockene Gras seines Bettes war feucht und seine Beine zitterten, als sei er tatsächlich die ganze Nacht gerannt. Schwer atmend blickte er um sich. Die anderen beiden Schüler schienen noch tief und fest zu schlafen. Im Zwielicht sah er, wie sich ihre Brustkörbe gelassen hoben und senkten und leises Atmen drang an seine empfindlichen Ohren. Doch er selbst war hellwach. Heißes Adrenalin pumpte durch seinen Körper. Seufzend wälzte sich der Rappe auf die andere Seite und zog die Hinterbeine unter den Körper, um sich aufzurichten. Schwankend kroch er aus der Höhle. Schwerer Dunst hing über dem Lager und über den Bergkuppen war bereits die Morgenröte zu erkennen. Ein flammender Streifen zog sich über den Horizont und wurde nur hier und da von Felsspitzen unterbrochen. Tief sog Rabenband die kühle Morgenluft ein. Seine Herde schien noch zu schlafen und der gestrige Sturm hatte sich wohl verzogen. Nurnoch vereinzelte Wolkenschwaden zogen über den Himmel in Richtung des großen Salzsees davon. Rabenband fragte sich, was Nachtstrahl wohl beschließen würde. Ohne den Rat des Sonnenkristalls hatte er keine Idee, was sie wegen der fremden Herde unternehmen sollten.

RivalenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt