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Ich hatte das Gefühl wie fest gefroren zu sein und dachte an meine Begegnung mit Traver vor einigen Stunden, als er mich zum Essen eingeladen hatte.

»Kannst du vorbeikommen?«, fragte Finnie mich. Sie schluchzte herzzerreißend auf. »Bin gleich da!«, versprach ich ihr.

Es war während wir zu Lily gegangen waren, noch mehr Schnee gefallen, wie mir ein Blick nach draußen verriet. Also beschloss ich lieber zu Fuß zu gehen. Ich fühlte noch einmal in meiner Jackentasche nach, ob ich auch wirklich mein Handy und meinen Hausschlüssel hatte und machte mich auf den Weg. Ich sagte den anderen nicht Bescheid, denn jetzt gerade brauchte Finnie mich, und zwar dringend. Eystein würde einfach eine Whatsapp von mir bekommen, mit meinem Standort und einer Erklärung.

Ich ging an dem wirklich leuchtenden Haus von Mrs. Below vorbei. Während Santa Claus aus ihrem Garten mir winkte und leise How Hows von sich gab. Was echt kein Stück gruselig war.

Ich verstand die Aufregung um Weihnachten nicht, in die unsere Nachbarn von Jahr zu Jahr zu verfallen schienen. Die meisten Häuser waren bunt beleuchtet und mit diversen Formen von Rentieren geschmückt. Ein großer ach was riesiger Rudolph mit roter Nase sang eine wirklich schreckliche Version von Last Christmas. Schnell lief ich weiter und bog in die Salt Street ein. Selbst im Dunkeln schaffte ich die Abkürzung durch Miss Tiffies Garten zu nehmen und wich ihrem abgedeckten Pool aus, in dem wir als Kinder im Sommer immer hatten Schwimmen dürfen.

Kletterte über den Zaun zum angrenzenden Gebiet von Mr. Paulson, der eine Lichterkette durch den ganzen Garten gezogen hatte und die Eisenbahn aufgebaut hatte, die den Baum umrundete und immer wieder Tschu Tschu Geräusche von sich gab. So wie jedes Jahr. Ich musste leicht lächeln, als ich kurz anhielt, um der Eisenbahn zuzusehen, bevor ich schnell weiter lief.

Das Haus in der Falls Street in dem Finnie mit ihrem Mann Traver wohnte, hatte keine Deko draußen. Dafür war jedes Zimmer hell erleuchtet und schien mir wie ein Warnfeuer entgegenzublitzen. Ich musste hart schlucken.

Ich drückte auf die Klingel, nachdem ich mich zur Tür vorgewagt hatte, meine Hose war inzwischen durchnässt und ich war auch ziemlich durchgefroren. Zu meinem Erstaunen öffnete Blue die Tür. Sie umarmte mich kurz als ich eintrat. Während ich die Schuhe auszog, erklärte sie mir flüsterleise, was geschehen war. »Traver und der kleine Sam sind tot.«, ich erstarrte. Ich wusste von Traver aber das auch der kleine tot war? Ich hatte das Gefühl als müsse ich gleich kotzen.

»Was ist passiert?«, fragte ich leise. Blue zuckte mit den Schultern. »Das hab ich noch nicht rausbekommen. Die Polizei war allerdings hier und Finnie ist einfach nur durch.« Ich musste hart schlucken, auf einmal musste ich daran zurückdenken, wie Mom gestorben war. Der Laster war über das Glatteis der Brücke geschlittert, genau in das Auto meiner Mom rein, oder besser gesagt oben drüber, zumindest wenn man danach gehen konnte wie das Auto danach ausgesehen hatte. Ich hatte Fotos gesehen, die der Polizist auf dem Tisch hatte, liegen lassen, als sie meinen Vater auf die Wache gebeten hatte, um die Leiche zu identifizieren. Er war nicht da gewesen, also hatte ich hin gemusst, die Bilder hatten sich für immer in mein Gehirn eingebrannt.

Sie war mit Dads Auto unterwegs gewesen, da ihrer noch Winterreifen brauchte. Das Auto schien nur noch ein schwarzer Fleck auf dem Asphalt zu sein. Ich schüttelte schnell den Kopf, um die Gedanken wieder loszuwerden.

Finnie saß auf dem Sofa, auf dem wir mehr als einmal eine Mädelsnacht gemacht hatten. Sie trug einen von Travers Hoodies und versank förmlich darin. Ihre blonden, fast weißen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, aus dem sich allerdings schon viele Strähnen gelöst hatten. Ihre braunen Augen waren, verquollen. Und Mrs. Bale, ihre Mutter saß zu ihrer Linken, Mrs. Penton ihre Schwiegermutter saß zu ihrer Rechten, beide schienen zu versuchen meine hysterische Freundin zu beruhigen. Als sie mich sah, sprang sie auf und schmiss sich in meine Arme. »Hey«, flüsterte ich. »Ich hab dich«, Finnie heulte, wenn möglich noch schlimmer und krallte sich an mir fest.

The Troublemaker Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt