Prolog: 5.12.2016: Sieben Jahre später...

231 17 30
                                    

Wir vergessen zu lieben und zu leben. Wir vergessen, auf was es im Leben tatsächlich ankommt.


Luc
Die meisten Menschen sind glücklich, wenn sie die Aufmerksamkeit, Achtung und die Liebe anderer Menschen bekommen. Wenn sie nicht alleine sind und sie wissen, dass zu Hause jemand auf sie wartet. Doch viele wissen dieses Glück erst zu schätzen, wenn es längst zu spät ist. Wenn die Person weg ist. Vergeben ist. Vergeben an andere Menschen, vielleicht auch Dinge, die die heutige Welt so verändern. Seien es Computer oder die neuesten Smartphones. Oder ganz einfach der schreckliche Alltag.

Ich habe gelernt, dass man an Augenblicken festhalten soll. An Menschen, denen man etwas bedeutet und bei denen man sein kann, wie man will.
Doch Menschen verändern sich und bleiben auch nie dieselben, die sie einmal waren. Die Gesellschaft verändert die Menschen. Wir werden von ihr gefordert, Dinge zu tun, um dem Allgemeinkonzept zu gefallen, aber auch um Anerkennung zu bekommen.
Und wir wissen dabei oft selbst nicht,  dass wir mehr Möglichkeiten hätten. Mehr Chancen unsere Taten selbst zu  lenken. Doch wir haben Angst zu versagen. Das ist der einzige Grund,  warum wir nicht viel mehr im Leben wagen wollen. Dinge einfach  ausprobieren um zu sehen ob es uns gelingt. Ich glaube, das Glücksrezept  im Leben finden nur die wenigsten Menschen. Die Menschen mit Mut und  Neugier vor dem Unbekannten. Ich habe es damals verloren.

Menschen trauen sich nicht, anders zu sein. Von meinem Dad lernte  ich, dass ich funktionieren muss. Anderssein war schon immer für ihn  eine Bezeichnung für etwas, das man einfach nicht macht. Es gehörte sich  schließlich nicht. Schickes großes Haus, toller Mercedes, viel Geld. Das sind die drei Dinge, die mich von klein auf erfüllen sollten. Doch das taten sie nie.

Ich schäme mich dafür, dass ich immer so egoistisch gegenüber der  Gesellschaft war.   Aber noch mehr gegenüber ihr. Ich nutzte die  einzigartige Chance damals nicht. Ich könnte mich noch heute dafür  schlagen.

Wenn man das Allgemeinkonzept als eine Falle betrachtet, dann hat sie es geschafft, dass so ziemlich jeder in diese Falle hineinfällt, egal ob er will oder nicht.
Und genau in diese Falle, in dieses leere Loch, falle ich jeden Tag von Neuen. Ohne Widerspruch. Es ist fast wie in Trance. Ohne dass ich je wirklich gelebt hätte.

Einzig allein sie war es, die mir das Gefühl gegeben hat, dass ich wirklich lebe.

Doch nun ist es zu spät. Ich habe es verpatzt. Ich verdiente sie nicht. Habe ich sie je verdient? Ich habe es gelernt, von klein auf mein Ziel zu verfolgen. Gegner in der Arbeitswelt zu bekämpfen, lernte ich schon sehr früh von meinem Dad. Doch gegen die Gefühle für diesen Menschen konnte ich nie kämpfen. Sie waren da. Vom ersten Moment an.

Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass ich sie je wiedersehen würde. Nicht, nach alldem.

Emily
Und nun stand er plötzlich da. Wie ein wehender Hauch umfuhr mich die kalte Winterluft, die meinen Atem genau in diesem Moment stocken ließ. Doch es war nicht nur die bitter kalte, drängende Luft, es war er, der mich komplett verrückt spielen ließ. Ich konnte keinen Ton herausbringen, alles war so unwirklich. Dass er plötzlich da war, und mich mit seinen großen braunen Karamelaugen durchdringend und verlangend ansah. Wie sehr habe ich mir diesen Moment herbeigesehnt.

"Hallo Luc", brachte ich leise heraus.

"Emily..", sagte er schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit. "Ich kann nicht glauben, dass du tatsächlich hier bist... Es tut mir alles so leid.." Mehr brachte er nicht mehr hervor. Sollte er auch gar nicht, ich war immer noch verletzt dass er mich vor ein paar Tagen einfach wegen Aleksa sitzengelassen hatte. Es war unser siebtes Treffen am fünften Dezember und er kam nicht. Ich fühlte mich verarscht. Er wirkte nun schüchtern und traurig.

Da kam Lucie vom Spielplatz herüber gerannt, betrachtete Luc, und zeigte auf ihn: "Mama, wer ist das nochmal?"
Luc reagierte als erster: "Emily, wieso hat sie dich gerade Mama genannt?"

Mir wurde schwindelig und ich merkte, dass meine Füße immer leichter wurden.
Ich verlor die Kontrolle über meinen Körper.
Aber auch über mein Leben.

Ich hoffe die Einleitung gefällt euch! Bitte VOTET und KOMMENTIERT fleißig wenn ihr die Kapiteln lest !! ❤️

One Day Per YearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt