"Also, damit ich das jetzt richtig verstehe. Du hast ein Mädchen kennenglernt und Dad zwingt dich nach New York zu gehen?"
"Ja Finn, es war genau so." Er hatte schon früher immer sofort meine Gedankenfetzen die ich in größtem Stress von mir gab, sofort zusammenfügen können.
Finn glich vielleicht vom äußeren eher wie mein Vater, aber er war schon immer charaktermäßig wie meine Mutter. Beide eine ruhige Persönlichkeit und immer darauf bedacht, dass es allen Recht ist. Im Gegensatz zu mir. Ich machte mir über all den ganzen Mist immer zu viele Sorgen. Damals, als meine Mum erfuhr, dass mein Dad Bastien eine neue Frau heiraten wird, war ich der, der nicht für sie da war.
Ich konnte es einfach nicht, weil ich selbst zu verwirrt war und es nicht ertragen konnte, meine sonst so immer gut gelaunte Mutter weinen zu sehen. Das eine Mal, als ich sie von unserem Haus mit den sämtlichen Umzugskartons abholte, reichte es mir schon.
Finn versuchte sie abzulenken, und das konnte er für seine damals siebzehn Jahren erstaunlich gut.
Sie hatten diese gewisse Eigenschaft, das Leben mit Gelassenheit zu nehmen. Ich betrachtete es schon immer eher kritisch. Wahrscheinlich, kam ich da leider nach meinem Vater.
Ich hatte nicht viele Freunde und Finn dagegen massenweiße Kumpels. Er versuchte immer sofort, wenn es jemanden nicht gut ging, sie aufzuheitern. Wahnsinn, wie sehr mein Vater sich oft wünschte, sein kleiner Sohn wäre etwas mehr wie er. Bei mir hatte er es geschafft, Finn aber war stärker als ich.
Ich war schon immer stolz auf meinen kleinen Bruder. Und jetzt brauchte ich unbedingt seine Hilfe.
"Du ich weiß, du hast jetzt viel Klausurstress und so. Aber kannst du heute für mich den Firmentermin mit Golon, der Tochterfirma übernehmen? Es wäre nicht stressig, ein paar Kleinigkeiten mit der Planung eines Hauses in der Innenstadt."
Finn war nie sonderlich an der Firma unseres Vaters interessiert. Bald hatte er sein Abi, und dann wollte er erst einmal nach Neuseeland und dort arbeiten und reisen.
"Och, nee. Heute is es schlecht, ich habe noch ein Fußballspiel. Dann sag einfach ab, wenn du eh schon heute Abend nach New York fliegen musst... Also was ist jetzt mit dieser Emily?"
"Bitte, Bro. Ich will sie nicht verlassen, aber ich muss nach New York sonst bekomme ich die Firma nicht. Was soll ich tun Finn? Was würdest du vorschlagen?"
Ich war gerade in Starbucks um etwas Frühstück für mich und Emily zu kaufen. Ich hoffte, sie war noch da, wenn ich wieder ins Penthouse komme. Eigentlich wollte ich sofort zur Firma, aber ich brachte es einfach nicht über mich, sie so ganz allein in meiner Wohung zurückzulassen. Nur mit diesem Zettel. Das wäre echt nicht fair.
"Es ist doch ganz einfach. Wenn sie dir so wichtig ist, fliegst du eben nicht. Das verkraftet Dad schon, und wenn er dir dann immer noch nicht die Firma überlässt...Ach der soll sich echt mal entspannen.. "
"Finn, wie stellst du dir das vor?" Also echt, was dachte er sich eigentlich? So einfach war es nicht. Vielleicht in seiner Vorstellung.
"Es geht nicht. Ich MUSS, verstehst du? Wenn ich die Firma haben möchte, muss ich morgen zu diesem komischen Meeting nach New York kommen.. Und ich will sie."
Am Handy rauschte es, und Finn war immer schlechter zu hören.
"Jaa, ich versteh schon. Aber Luc, ich an deiner Stelle würde sofort das Mädchen nehmen und nicht die Firma.", scherzte er.
Aber mir war gerade echt nicht nach Lachen zumute. "Finn.."
"Gut hör zu, ich übernehme heute für dich diesen Termin. Kenne mich ja noch etwas aus, in dem ganzen Kram nach dem blöden Firmenpraktikum und Dads ständigen Vorträgen. Alles klar, kümmer du dich um sie."
Genau das wollte ich hören. "Danke Bro, viel Spaß im Fußball!"
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One Day Per Year
Romance"Genau einmal im Jahr.", war seine Antwort. Er sah mir nun direkt in die Augen. Ich spürte, dass er Mühe hatte, diese Worte ausgesprochen zu haben. Ihre Stimme zitterte. "Was genau meinst du damit, Luc?" "Emily wir treffen uns genau einmal im Jahr...