Alles begann genau heute, den 5. November vor 6 Jahren, als ich ihn zum ersten Mal traf.
Damals war ich siebzehn Jahre alt und war gerade dabei mein Abitur zu machen. Ich wohnte in einem eher wohlhabenden Viertel von Paris, dass sich Bercy nannte.
Ich denke, ich war ein gewöhnliches Mädchen. Nichts besonderes eben. Ein Mädchen von Millionen auf dieser Welt.
Mein größtes Vorbild war abgesehen von einigen Künstlern wie Neira Brochs oder Frida Kahlo, meine Schwester. Chloé.
Vielleicht klingt das verrückt, aber so war es nun mal. Vieles versuchte ich immer, ihr nachzumachen. Wenn mich heute Menschen nach meiner Kindheit fragen, würde ich es als eine schwierige Zeit betrachten. Ich bekam alles was ich wollte. Doch die Zuneigung und Liebe meiner Mutter fehlte mir sehr.
Meine Mutter war eine angesehene Bauunternehmerin in Pairs und sie gründete noch kurz vor meiner Geburt eine Firma. Ich hatte oft Schuldgefühle, dass ich dann "dazwischenkam" und sie somit für eine längere Zeit eine Babypause machen musste.
Ich erinnere mich noch bis heute an Sätze wie: "Als ich mit dir schwanger wurde, Emily, verpasste ich eine große Chance mit einer anderen angesehenen Firma zu kooperieren. Aber nun gut, vielleicht will Chloé ja mal meinen Posten übernehmen. Gute Nacht, schlaf gut."
Dann marschierte sie immer mit funkelnden Augen zu meiner Zimmertür, machte den Lichtschalter aus und ging aus meinem kleinen Rückzugsort vor der trügerischen Welt.
Doch ich und mein Dad passten nicht zum Schema der Familie Dupont. Noch nie haben wir dorthin gepasst. Deshalb hatte ich mit dreizehn Jahren eine Phase, in der ich gegen alles rebellierte, das meine Mutter Lilou mir aufdrängen wollte.
Ich saß stundenlang in meinem Zimmer und begann eines Abends ganz plötzlich zu malen. Meine Bilder wurden von Stunde zu Stunde immer besser. Ich begann, eine Leidenschaft dafür zu entwickeln.
Ich weigerte mich in den teueren Ballettunterricht zu gehen, ich weigerte mich ja sogar Klavier zu spielen.
Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, an dem bei einem Psychologen vorgestellt wurde. Es fühlt sich heute noch immer an, als wäre es gestern gewesen. Als wäre ich noch das Kind mit den selbstbemalten Chucks und den ganz und gar nicht dazupassenden schicken Klamotten, die meine Mutter mir immer aufdrängte. Der Arzt hieß Pierre und ich musste jede Woche zweimal dorthin.
Ich hasste es und sprach so gut wie nie mit ihm...
Im Gedanken war ich immer bei meinen Zeichnungen. Ich liebte schon damals extreme Farbkontraste. Ich denke das war eine Trotzreaktion gegenüber meiner Mutter.
Freunde hatte ich kaum. Brauchte ich auch nicht, die Zeichnungen gaben mir alles was ich brauchte.
Mein Leben veränderte sich, als mir mein Dad eines Tages vorschlug, mich bei einem Kurs in einem Kunsthaus anzumelden. Dort fand ich dann auch schnell neue Freunde. Louise und Jolie. Sie liebten genauso wie ich die Kunst, und sie hatten ein einzigartiges Zeichentalent.
Von dieser Zeit an, strahlte ich. Jeden Tag. Ich blühte auf, wie meine Oma Zamia immer zu sagen pflegte. Vielleicht war es das, was mich damals erfüllte.
Nur meine Mutter, beabsichtigte häufig, mir einen Strich durch die Rechnung zu machen und verhinderte mehrmals dass ich an Zeichenwettbewerbe teilnehmen durfte.
Viele Tage war ich nicht mehr das fröhliche Mädchen. Ich war erschüttert.
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One Day Per Year
Romance"Genau einmal im Jahr.", war seine Antwort. Er sah mir nun direkt in die Augen. Ich spürte, dass er Mühe hatte, diese Worte ausgesprochen zu haben. Ihre Stimme zitterte. "Was genau meinst du damit, Luc?" "Emily wir treffen uns genau einmal im Jahr...