Teil 2: Emily

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Als ich 17 Jahre alt war, fühlte ich mich wie neu geboren.

Endlich  alt genug meine Träume zu verwirklichen.

Ich ging oft mit Freundinnen  aus und genoss das letzte Schuljahr vor meinem Abitur. Eines Abends,  genauer am 5. Dezember 2009, gingen wir im Viertel in  Montparnasse zu einem Restaurant. Es war ein toller Abend doch dann  bekam ich eine Sms von meinem Dad:

Père <3 :

"Em, komm bitte bald heim. Deine Mutter spinnt wieder total..."

Was würde es denn diesmal sein? Sie hatte derzeit echt exteme  Stimmungsschwankungen und machte sich plötzlich totale Sorgen über mich. Chloé war  gerade zum Studieren nach London gezogen und so hatte sie keinen mehr,  auf die sie täglich stolz sein und rumkommandieren konnte.

Deshalb  sollte ich laut ihrer Meinung, nicht dauernd in meinem Kunstatelier  verbringen, sondern wenn möglich Schriftstellerin werden.

Sie  hielt Künstlerin oft für eine "totale Zeitverschwendung", mit der ich irgendwann noch bei den Straßenkünstlern landen werde, wie sie es ausdrückt.

Als Louise mich gerade zu einem zweiten Drink überreden wollte,  erklärte ich: "Sorry Mädels, ich muss jetzt heim. Aber wir könnten am  Montag nach der Kunstschule noch Eislaufen gehen?"

Jolie meldete sich  als erste zu Wort, sie war schon sichtlich angetrunken von ihrem Hugo:  "Ach Em, was ist nun schon wieder? Will deine Mutter nun schon, dass du  überhaupt nicht mehr ausgehst? Sag ihr, das nächste Mal nehmen wir sie  mit. Sie sollte sich einbisschen mehr entspannen."

Ich lachte nur, denn das wäre sicher keine gute Idee...

Louise und die anderen zwei Mädchen, Nora und Hannah, verabschiedeten  mich und ich umarmte jede von ihnen. Aber als ich noch etwas zu Jolie  sagen wollte, war die schon auf den Weg zu irgendeinem Typen, der für  meinen Geschmack schon etwas zu alt war. Bestimmt schon 24. Ich  zwinkerte Louise noch zu und erklärte: "Passt auf Jolie auf. Ich melde  mich morgen. Salut!"

Draußen war es kalt. Klar, was erwartete ich für einen Dezembertag.  Sicher nicht über 10 Grad. Doch heute war es besonders kalt. Die  Dämmerung setzte bereits ein und ich machte mich schneller auf den Weg  als sonst.

Als ich gerade zur Abkürzung in den Parc Montsouris einbog,  stoß ich aprupt unter einer Laterne mit einem jungen Mann zusammen.  Normalerweiße hätte ich sofort geschrien, aber da ja sogar noch einige  Spaziergänger mit ihren Hunden Gassi gingen, hielt ich es in dieser  Situation noch nicht für nötig.

Ich meckerte dennoch ein :"Hoppla, kannst du nicht aufpassen?" und starrte in seine schokobrauen Augen. 

Der junge Mann hatte ein hatte ein Jogger –Outfit an und trug  Ohrstöpsel, deshalb machte er nur eine fragende Geste. Ich zog ihm etwas  frech einen von seinen Stöpseln heraus.

" Ich fragte, ob du nicht aufpassen kannst? Was hast du dir nur dabei geda... "

Ups... warum war ich eigentlich so frech zu ihm? Er sah echt hübsch  aus und niedlich. Der fremde Typ stellte sich mir vor: "Oh, sorry. Hi  erstmal, ich bin Luc. Was machst du alleine um diese Uhrzeit hier im  Park?" Dasselbe könnte ich ihn ja auch fragen! Pff..

Warum war ich plötzlich so nervös? Ich entgegnete deshalb sehr  freundlich: „Es tut mir leid. Ich glaube ich bin einfach zu schnell  gerannt. Ja eigentlich wollte ich nicht so spät durch diesen Park gehen.  Aber um diese Uhrzeit geht keine Tram mehr." Luc lächelte mich an und  fragte richtig süß: "Wie ist dein Name, Mädchen?"

Ich lächelte verlegen und flüsterte in die eisige Luft hinein:  „Emily." Er sagte darauf: „Schöner Name. Du soll ich dich heimbegleiten?  Wo wohnst du denn?" Ich sagte ihm überglücklich meine Adresse. Doch er  stutzte: „Oh.. ich schätze es ist zu glatt so weit zu gehen. Es hat  bestimmt schon minus zehn Grad. Ich wollte gerade heimlaufen, weil mir  auch schon zu kalt ist. Willst du nicht zu mir? Wir können ja deinen  Eltern Bescheid geben, dass ich dich morgen sofort heimfahre. "

Ich fragte mich, ob ich wirklich mit ihm gehen sollte. Ich kannte ihn  doch seit gerade mal einer halben Stunde. Aber wenn ich meinen Eltern  Bescheid geben würde.. Ich bin ja keine 16 mehr.. Und meine Mutter,  würde sowieso meckern, egal ob ich in einer Stunde zu Fuß daheim wäre,  oder morgen. Wenn ich ihnen sage, dass ich bei Jolie übernachte? Dann  würden sie sich wenigstens keine Sorgen machen.

Gesagt getan, nachdem ich meinem Dad eine SMS geschrieben habe,  gingen Luc und ich zu seiner Wohnung. Ich fühlte mich schon etwas  leichtsinnig, aber dieser Luc war so freundlich und sympathisch, er  würde mir doch nie etwas antun. Da war ich mir ganz sicher.
Trotzdem fragte ich ihn.
"Du.. Ähm kannst du mir bitte deine genaue Adresse, Hausnummer, Wohnungsnummer sagen? Ich meine ich also.. Wir kennen uns nicht.."

Luc lächelte.
"Klar, natürlich wie blöd von mir dir das nicht gleich zu sagen."

Nachdem er seine Adresse in mein Handy gespeichert hat, leitete ich die Daten sofort meiner Freundin Jolie weiter. Sicher ist sicher.

Es dauerte schon eine Weile, bis wir an einem großen schönen Haus  ankamen. Während Luc seinen Haustürschlüssel suchte, fragte ich mich,  warum wir uns nicht schon früher getroffen haben. Wie kann es sein, dass  ich ihn noch nie in Paris gesehen habe? Er war echt freundlich und noch  dazu total hübsch. Er machte in diesem Joggingoutfit eine super Figur.  Seine türkisen Nikes passten genau zu seinem Joggingpully, das auch von  Nike war. Er hatte schwaze Haare, die ihm vorne an der Stirn leicht ins  Gesicht fielen.

Luc sah, dass ich ihn musterte und sagte leicht spielerisch:  „Pardon, Em, ich finde nie meinen richtigen Schlüssel." Verschwitzt sah  er mich mit seinen schokoladenbraunen Augen an.

Nachdem er mir seine rießige moderne Wohnungstür aufmachte,  überwältigte mich die Aussicht. Wo war ich bloß gelandet? Von unten sah  das Penthouse einfach normal modern aus, höchstens 2 Jahre alt. Und nun  stand ich neben Luc und glotzte auf das riesige Glasfenster dass sich  direkt vor uns bot. Ein Wahnsinn.. Solch ein Penthouse direkt mit  Aussicht auf den Nachthimmel über den Pariser Eiffelturm hätte ich mir  in meinen Träumen nicht vorstellen können.

Was machte er bloß, dass Luc so wohnen konnte?








Ich starrte ewig auf den Eiffelturm, während Luc uns noch Ratatouille kochte. Die Aussicht war einfach das fantastischte das ich je gesehen hatte. Durch die Nacht, sah es so aus, als würden alle Häuser von Paris in kleine schwarze Schatten verschwinden. Ich war echt beeindruckt. Noch nie, habe ich solch einen Blick über Paris gesehn. Die meiste Zeit, verbrachte ich in Bercy, wo ich mich oft eingeengt fühlte. Vor allem in den letzten Jahren, wurde meine Mutter immer ungeduldiger, nervöser und gefühlsloser. Meine Eltern wollten nie mit uns verreisen. Das heißt mein Dad schon, aber meine Mutter konnte nicht weg, wegen ihrer Firma. Und wenn wir alleine verreist wären, dann hätte es wieder bestimmt einen rießen Aufstand von meiner Mutter Lilou gegeben.

Ich sah auf die Uhr. Es war bereits 10 Uhr abends und ich saß kuschelig eingewickelt und frisch geduscht auf seiner riesigen Couch. Ich wusste, ich mochte Luc sofort. „Emily, willst du ein Spiegelei mit Croissant oder doch lieber Ratatouille?"

Er kam in das riesige Wohnzimmer zu mir geschlendert und grinste über beide Ohren, als er sah, dass ich es mir echt richtig gemütlich gemacht hatte. Ich lächelte ihn an: „ Oh, danke wie süß von dir. Hast du das jetzt alles für mich gekocht?" Er erklärte, dass es doch nicht viel dabei sei.

Dann grinste er noch weiter und sagte frech: "So ein hübsches Mädchen wie du hat man auch nicht jeden Tag hier auf der Couch. Reicht dir das Ratatouille? Oder willst du noch mehr? Sollen wir danach noch joggen gehen?" Das sagt er jetz bloß, weil ich ihm, als wir zu seinem Appartment gingen,  erzählte dass ich ein schlechtes Gewissen hatte, da er joggte und ich nicht.

"Haha, Luc, echt witzig von dir. Ich habe fünf Jahre Ballett getanzt, aber jetzt halt einfach nicht mehr. Dazu fehlt mir neben der Schule die Zeit..." Wir unterhielten uns noch einbisschen, über meine strenge Ballettlehrerin, die schon damals immer meine Schwester Chloé bevorzugte.

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