Unbekannter Gegner (Drei Fragezeichen Fanfiction)

20 | IVETE

In der kleinen Küche herrscht reges Treiben. Es wird gemeinsam gekocht. Es ist das erste Mal, dass die Drei Fragezeichen-WG komplett ist, wenn ich da bin, und es gefällt mir schon jetzt. Die Stimmung ist ausgelassen. Zumindest bei Justus, Bob und mir.

Bob und Justus scherzen, erzählen Anekdoten aus ihrer bisherigen Detektivkarriere und ich höre aufmerksam und begeistert zu.

Peter ist wie immer in den letzten Tagen: mürrisch und wortkarg. Und er geht mir aus dem Weg, wo er nur kann. Dass er sich überhaupt zu diesem Abend hat überreden lassen, grenzt an ein Wunder. Ich möchte wissen, wie seine beiden Freunde ihn dazu überredet haben. Jedenfalls hat er gestern die Nachricht, dass ich in LA bleibe, mit wenig Begeisterung aufgenommen.

Es gibt Wraps mit allen möglichen leckeren Sachen, die reinkommen sollen. Und ich mache zusätzlich Pão de Queijo, kleine Käsebrötchen. Das ist eine brasilianische Spezialität und mein absolutes Lieblingsessen. Und so ziemlich das Einzige, was ich gefahrlos zubereiten kann. Meine Backkünste sind nicht so schlecht wie meine Kochkünste.

Während ich die Bällchen vorbereite und den Teig forme, mariniert Justus das Hackfleisch, Peter schneidet Gemüse und Bob ist vor ein paar Minuten noch einmal losgezogen, um Getränke zu besorgen. Eigentlich wollte er das schon früher machen. Aber in der Musikagentur ist die Hölle los und er musste Überstunden machen.

Justus erzählt von einer naturwissenschaftlichen Ausstellung, die er kürzlich mit seinem Freund Koby besucht hat. Ich habe ihn bisher als sehr sachlichen und ernsten Menschen erlebt, aber jetzt sprüht er vor Begeisterung, als er von den physikalischen Experimenten erzählt, die dort aufgebaut waren. Leider habe ich Koby noch nicht kennen gelernt, aber ich habe den Eindruck, dass er Justus sehr guttut. Zumindest kann man in seinen dunklen Augen einen deutlichen, sehr verliebten Glanz erkennen.

Nachdem ich das Backblech mit kleinen Bällchen gefüllt habe, fehlt nur noch der letzte Schliff: eine Parmesankruste. Die gehört eigentlich nicht zum Originalrezept, wird aber immer von unserer Haushälterin Sofia gemacht und gibt den Bällchen den besonderen Kick.

Suchend schaue ich mich um und entdecke die Packung auf der Küchenarbeitsplatte, genau dort, wo Peter gerade konzentriert Gemüse schneidet.

»Peter, gibst du mir mal den Parmesan?«

Er reagiert einfach nicht auf meine Frage und schneidet völlig in Gedanken versunken weiter.

Seufzend stehe ich auf und gehe auf ihn zu. Kaum haben meine Finger seinen Arm berührt, zuckt er heftig zusammen und funkelt mich böse an.

Okay, also kein Körperkontakt! Gut, dass ich nicht einfach über ihn gegriffen habe. Ich hätte ihn unweigerlich berührt und er hätte sich wahrscheinlich vor Schreck in den Finger geschnitten.

»Ich brauche den Parmesan«, sage ich betont freundlich und deute auf das Päckchen vor ihm.

Wortlos greift er danach und hält es mir hin, ohne mich anzusehen.

Ich nehme es ihm aus der Hand, bleibe aber stehen und warte geduldig. Eigentlich ist das hier der falsche Ort. Aber es ist mir egal, ob wir Publikum haben oder nicht. Justus ist gerade mit dem Anbraten beschäftigt und achtet nicht auf uns. Eine bessere Gelegenheit gibt es nicht!

Es dauert ein paar Augenblicke, bis ich eine Reaktion bekomme und er mich endlich ansieht.

»Ich komme mir vor wie eine alte Schallplatte«, murmele ich so leise, dass nur er mich versteht. »Was ist dein Problem?«

Er mustert mich, zuckt mit den Augenbrauen und tut so, als wäre er furchtbar desinteressiert und gelangweilt von mir. »Ich habe kein Problem«, sagt er.