Sui Tengo

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Als Yoritomo über seine Gegner, die Anhänger der Taira-Familie, endlich einen entscheidenden Sieg erfochten hatte, gab Munemori, der Sohn Kiomori's, des kürzlich verstorbenen Häuptlings der Taira-Partei, die Hoffnung nicht auf, dereinst noch einmal obzusiegen, und so sammelte er die Flüchtlinge des geschlagenen Heeres in der festen Stadt Fukuwara, in der Provinz Settsu. Von hier aus verkündete er allen seinen Parteigenossen, er wolle seinen Gegnern den äußersten Widerstand leisten und lieber untergehen, als sich ihrer Gnade ergeben.

In Folge davon kamen von allen Seiten zahlreiche Heerhaufen herbei, die sich ihm anschlossen und sein festes Vertrauen auf einen endlichen Sieg theilten. Am meisten aber entflammte es den Muth seines Heeres, daß ein junger Prinz aus dem Kaiserhause, der von vielen als rechtmäßiger Thronfolger anerkannt ward, ebenfalls zu ihnen kam. Dieser Prinz, Antoku mit Namen, war nur sechs Jahr alt und der Sohn einer Tochter des Kiomori. Er war von den Anhängern Yoritomo's entthront und in Gewahrsam gehalten; seine Mutter, eine Frau von hohem Muthe und entschlossenem Charakter, war indessen mit ihm der Gefangenschaft entronnen und suchte in Fukuwara Zuflucht. Das ganze Heer jubelte ihr und ihrem Sohne zu, als sie anlangten, und vermeinte schon, den Feinden aufs neue mit Erfolg entgegen treten zu können. Die Hoffnungen Munemori's und seiner Anhänger waren indessen nur trügerisch; die kurze Zeit der Ruhe, welche ihnen vergönnt war und es ihnen ermöglichte, sich wieder gehörig zu rüsten und zu verstärken, war nur die Folge davon, daß Uneinigkeit unter ihren Gegnern ausgebrochen war. Sobald dieselbe durch den großen Sieg Yoschitsune's über seinen Vetter Yoschinaga und durch dessen Tod ein Ende gefunden, eilte Yoschitsune, die Festung Fukuwara anzugreifen. Schon nach kurzer Frist ward sie erstürmt und durch Feuer zerstört.

Die meisten der Krieger und mit ihnen Prinz Antoku, dessen Mutter und Munemori entkamen und setzten nach der Insel Schikoku über; aber rastlos verfolgte sie Yoschitsune, erstürmte auch dort die Festung, in welche sie geflüchtet waren und vertrieb sie abermals.

Als letzte Zuflucht blieb ihnen nun noch eine Flotte; diese war jedoch so zahlreich, daß man berichtet, sie sei der, welche dem Yoschitsune zur Verfügung stand, an Menge der Fahrzeuge weit überlegen gewesen. Fest vertraute Munemori darauf, daß diese Flotte allen Angriffen der Feinde Stand halten und daß es ihm gelingen würde, die Reste seiner Partei, für welche im Vaterlande ihres Bleibens nicht war, in die Fremde zu retten. In dieser Absicht hatte er auch bereits zehn mit Silber und Gold beladene Schiffe nach dem Festlande gesandt, um dort Land für sich und die übrigen Flüchtlinge anzukaufen.

Yoschitsune aber griff mit seiner gewohnten Kühnheit trotz ihrer Ueberzahl die feindliche Flotte an, welche dicht gedrängt in der Meerenge von Schimonoseki, bei Dannoura, lag. Anfangs hatte er schlechten Erfolg, bald aber richteten die Pfeile, welche der Feldherr selbst und sein Gefolge ohne Unterlaß in die Reihen der Gegner sandten, solche Verheerungen an, daß Unordnung unter den Taira-Kriegern einriß und bald ein blutiges Gemetzel folgte, in welchem kaum Einer dem Tode entrann. Munemori gerieth in Gefangenschaft, als er sich in das wilde Getümmel der feindlichen Krieger stürzte, welche schon ihre gierigen Hände nach dem Prinzen Antoku und seiner Mutter ausstreckten. Durch seine Aufopferung ward Antoku's Mutter in den Stand gesetzt, zu entweichen, doch sah sie bald, daß an eine erfolgreiche Flucht nicht zu denken war; sie sprang, ihr Kind fest in den Armen haltend, in die See, und beide ertranken. Im Uebrigen fielen alle Schätze, alle Weiber in die Hände der Sieger; Munemori selber ward gefangen vor Yoritomo geschleppt und in dessen Residenz Kamakura enthauptet.

Als die Nachricht von der Schlacht bei Dannoura nach dem Festlande gelangte, trauerten die Soldaten Munemori's, welche auf seinen Befehl die zehn mit Schätzen beladenen Schiffe in Sicherheit gebracht hatten, tief um ihren tapferen Feldherrn und bestimmten das Geld, das sie in Verwahrung hatten, dazu, dem Munemori zu Ehren einen Tempel zu erbauen.

Noch größere Ehre aber widerfuhr dem Prinzen Antoku, der in den Wellen des Meeres bei Schimonoseki den Tod gefunden hatte. Auch ihm ward in der Nähe der Stelle, wo er ertrank, ein Tempel errichtet, und sein Bildniß ist in demselben noch jetzt auf dem Altare zu sehen. Viele Gläubige beten zu ihm, ähnlich wie zu dem Meergotte Kompira, der im Gefolge Buddha's verehrt wird, oder zu den Meergöttern, die einst der Urgott Isanagi schuf, und er ist unter dem Götternamen Sui Tengo ein Schutzpatron der Schiffer und Krieger, dem sie nie versäumen, ihr schuldiges Opfer darzubringen, sobald sie seinem Tempel nahen.




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