Ookuninuschi.

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aus den Trümmern seines Hauses heraustrat und die Verfolgung begann, da sah er Ookuninuschi in weiter Ferne den Fluß, welcher die Unterwelt abschließt, durchschreiten, und als er sah, wie er gleich darauf die große Treppe zur Oberwelt hinanklomm, da rief er ihm mit lauter Stimme nach: »Trotzdem du mich überlistet, Ookuninuschi, bin ich dir gewogen, denn du hast Muth und Verstand. So zieh denn hin und bekriege mit dem guten Schwerte, das du mitgenommen, mit dem Bogen und den Pfeilen deine Brüder so lange, bis sie die Unterwelttreppe herunter laufen müssen und in meinen Grenzfluß gerathen. Dann wirst du, Schelm, Gebieter des Landes Japan werden; meine Tochter mache zu deiner ersten Gemahlin und baue dir ein Wohnhaus am Fuße des Uka-Berges.«

Ookuninuschi hörte die Worte Sosanoo's und vergaß sie nie. Mit dem wunderbaren Schwerte und den Pfeilen ging er seinen verrätherischen Brüdern zu Leibe und jagte sie schließlich in den Fluß der Unterwelt.

Nun begann er sein Reich einzurichten und machte die Prinzessin Yakami zu seiner zweiten Gemahlin. Suserihime aber ward darüber sehr aufgebracht und so eifersüchtig, daß es Yakami für gerathen hielt, das Feld zu räumen; sie ließ ihr Söhnchen zurück und kehrte in ihr Reich Inaba heim. Ookuninuschi ließ sie freilich ziehen, doch kümmerte er sich um Suserihime's Eifersucht sehr wenig, sondern zog aus, um sich eine andere Frau zu holen. Zu diesem Zwecke ging er ins Land Koschi, das weit im Norden liegt. Hier wollte er um die Prinzessin Nunakawa werben und langte auch glücklich vor deren Palaste an. Es war zur Nachtzeit, und da er vor Sehnsucht brannte, sich mit der Prinzessin ins Einvernehmen zu setzen, so sang er vor der Thür des Palastes ein rührendes Liebeslied. Die Prinzessin hörte es und sang nun ihrerseits ein Lied, in dem sie ihm antwortete und Hoffnung auf ihre Hand gab. Ookuninuschi freute sich darüber sehr, doch mußte er sich bis zum nächsten Morgen gedulden, wo dann auch die Hochzeit gefeiert wurde.

Als er mit dieser Gemahlin heimkehrte, erwachte aufs neue Suserihime's Eifersucht und zwar dergestalt, daß sie Ookuninuschi sehr lästig fiel, und so beschloß er, sich von Suserihime zu trennen, von Idzumo fortzuziehen und sich in die Landschaft Yamato zu begeben. Suserihime sah dem gleichmüthig entgegen; als aber ihr Gatte nun wirklich Abschied nahm, die Hand auf den Sattel legte und den Fuß schon in den Steigbügel setzte, da überkam es ihn doch wie Wehmuth, und er sang Suserihime noch einmal ein Abschiedslied. Er sagte darin, wenn sie jetzt auch gegen ihn gleichgültig thue, so werde doch bald die Zeit kommen, wo sie ihn entbehren und über seinen Verlust klagen würde. Dies Lied rührte Suserihime so sehr, daß sie gleich darauf mit einer Schale Sake2 aus dem Hause trat; sie reichte ihrem Gatten diese zum Zeichen, daß sie sich auf immerdar versöhnen wollten. Auch bat sie ihn wegen ihrer Eifersucht um Verzeihung und gelobte, dieselbe abzulegen. Man sagt, sie habe die Sakeschale, aus der sie den Versöhnungstrank getrunken, in ihrem Gemache aufgehängt, und jedesmal, wenn ihre alte Eifersucht zurückkehren wollte, brauchte sie nur einen Blick auf die Schale zu werfen, und ihre guten Vorsätze kehrten wieder.Nun heiratete Ookuninuschi in der Folge noch eine der Göttinnen, welche Amaterasu bei Gelegenheit des Wettstreites mit Sosanoo geschaffen und auf die Erde gesandt hatte, und von dieser stammt Ajischiki, der schönste der Söhne Ookuninuschi's, und eine ebenfalls durch Schönheit hochberühmte Tochter Schitateru. Da er noch andre Göttinnen zu seinen Gemahlinnen machte, so bekam er noch viele Landesgottheiten zu Kindern, und eine lange Reihe edler Geschlechter stammt von Ookuninuschi ab.

Als er aber dem ferneren Rathe Sosanoo's zufolge damit umging, das Land schön zu bebauen und es herrlich auszustatten, da wußte er nicht recht, wie er das zu Stande bringen sollte. Rathlos ging er einher, und als er eines Tages am Strande von Idzumo spazierte und sich gerade anschickte, seine Mahlzeit zu halten, da hörte er eine Stimme vom Meere her deutlich zu ihm herüber tönen; als er aber aufblickte, sah er nichts. Da ihm dies unheimlich vorkam, sah er unverwandt auf die Fluthen und endeckte endlich eine ganz kleine Gestalt; sie war in Federn gekleidet und saß in einem Schiffchen, das aus einer gespaltenen Bohnenschote gemacht war. Das winzige Boot schaukelte auf den Wogen und landete endlich. Ookuninuschi nahm den kleinen Insassen heraus und setzte ihn auf seine Hand, um ihn in der Nähe zu betrachten; aber das verdroß ihn und er biß Ookuninuschi ins Gesicht. Dieser aber fragte den großen Himmelsgeist um Rath, was er mit dem kleinen Geschöpfe anfangen solle, und da ward ihm der Bescheid, daß der Kleine einer der Söhne des großen Himmelsgeistes sei, der wegen seiner Kleinheit abhanden gekommen wäre. Man möge ihn mit Liebe hegen und pflegen, dann werde der kleine Gott helfen, das Land in Ordnung zu bringen. Der Zwergprinz hieß Sukunabikona und wurde nun der treue Bruder und Genosse des Ookuninuschi. Mit einander bauten sie das Land zweckmäßig und immer besser an; ferner gaben sie Unterweisung, wie man Krankheiten heilen könne, und da sie auch die Menschen belehrten, wie man Unglück verhüten und vorherzusagen im Stande sei, so wurden sie damit die Erfinder der Heil- und Wahrsagekunst. So lebten sie lange Zeit zusammen und förderten mit einander ihr Werk. Als sie aber einstmals mit einander darüber redeten und Ookuninuschi dasselbe sehr rühmte, da sprach der kleine Prinz Sukunabikona zu großer Verwunderung seines Freundes: »Das Werk ist noch lange nicht vollkommen eingerichtet, daran fehlt noch viel!« Und wie er so gesprochen, da lief er eine Anhöhe hinauf, stellte sich auf eine der Hirsestanden, die dort wuchsen, und schnellte sich in die Wolken empor. So entschwand er, um von nun an auf den glückseligen Inseln zu wohnen, wo Niemand altert und stirbt, wo ein steter Frühling herrscht, und wohin die Schwalben und die Wildgänse ziehen, wenn sie uns verlassen.

Nun war Ookuninuschi wieder allein und konnte den Verlust des kleinen Freundes nicht verschmerzen. »Wie soll ich allein in diesem Lande mein Werk fördern und alles fertig machen, was noch unvollkommen daliegt?« rief er verzweiflungsvoll aus. Da erglänzte plötzlich die See und ein herrlicher Gott stieg daraus hervor. »Wer bist du?« fragte Ookuninuschi. »Ich bin dein guter Geist,« war die Antwort; »nur weil ich dir beistand, dir immerfort half, ist dir alles wohlgerathen, und ohne mich kannst du dein Werk nicht vollenden.« »So bleibe bei mir!« sprach Ookuninuschi. »Das will ich,« entgegnete der Geist, »aber nur dann, wenn du mir versprichst, mir eine schöne Ruhestätte zu bauen; sonst ist mein Verbleiben bei dir unmöglich.« Und als Ookuninuschi darauf fragte, wohin er die Ruhestätte bauen sollte, da entgegnete der Geist: »Verehre mich, indem du mir einen Tempel auf dem Berge Mimoro in Yamato erbauest. Dahin will ich kommen und dort rasten.« Ookuninuschi erfüllte augenblicklich den Wunsch seines Schutzgeistes, der der Gott Omiwa war. Er baute den Tempel an die Stelle, die der Gott bezeichnet, und dieser zog dort ein. Er vermählte sich und ward der Vater vieler wohlthätigen Landesgottheiten. Er ließ nie ab, Ookuninuschi in allen seinen Anschlägen beizustehen und förderte dessen Werke, bis die Herrschaft desselben ein Ende erreichte.


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