Die AfD

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Ich rede eigentlich gerne mit meinen Eltern über politische Dinge. Aber als ich gestern Abend mot meiner Mutter geredet habe, war ich einfach nur verletzt und wütend bei dem, was sie gesagt hat. Einer ihrer Aussagen war zum Beispiel:"Die AfD ist doch gar nicht so schlimm." Ja klar. Nachdem, was ich dir so über sie erzählt habe, kommst du mit sowas. Da rollen sich meine Gedärme doch schon zusammen, wenn ich nur daran denke, dass die Afd in manchen Teilen Deutschlands schon stärkste Macht ist. Wir leben in einer Zeit, in der jeder eine Meinung haben darf – und soll – aber manchmal geht das ganze zu weit.

Zum Beispiel der Klassiker: "Ich würde lieber die AfD wählen als die Grünen." Puh. Was für eine Wahl. Einerseits eine Partei, die sich für Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Klimapolitik einsetzt. Andererseits die AfD, deren Programm durchzogen ist von Nationalismus und populistischen Parolen, und das eine Gefahr für Menschenrechte darstellt. Aber gut, warum sollte man sich ja auch für saubere Luft oder soziale Gleichheit interessieren, wenn man stattdessen mit diffusen Ängsten und Vorurteilen stimmen kann?

Aber damit hört es nicht auf. Wir gehen einen Schritt weiter: "Die Kriminalitätsrate steigt wegen den Ausländern." Als ich diesen Satz gehört habe, ist mein Geduldsfaden entgpktigt gerissen und ja, ich gebe zu, dass auch ich dann etwas lauter geworden bin. Was hier völlig ignoriert wird, ist, dass Kriminalität nicht durch Herkunft, sondern durch soziale Umstände, wie Armut oder Perspektivlosigkeit, gefördert wird. Tatsächlich zeigt die Forschung immer wieder, dass diese Panikmache, die auf Nationalitäten basiert, völliger Quatsch ist. Ja, Kriminalität gibt es, und ja, auch bei Menschen mit Migrationshintergrund. Aber sollten wir uns als Land dann nicht eher Gedanken darum machen, wieso das so ist anstatt die Probleme einfach zu ignorieren? Man sollte sich hier potentielle Gründe für Kriminalität ansehen. Und siehe da: auf die Ausländer scheinen genau solche Gründe zuzutreffen - und warum? Weil Deutschland zwar mit offenen Armen Flüchtlinge empfing, aber dann? Da passiert nicht viel. Schauen wir mal auf die Abschiebungen nach Afghanistan. Diese Leute sind Verbrecher, die nach Afghanistan mit 1000€ geschickt wurden. Für einen gut verdienenden Deutschen mögen 1000€ nicht viel sein, aber für jemanden, der es gewohnt ist, mit sagen wir mal fünf Euro (wenn überhaupt) im Monat zu überleben, ist das eine Menge. Er bekommt in Afghanistan, einem der gefährlichsten Länder der Welt, Lebensmittel und eine Unterkunft. Währenddessen leben viele geflüchtete Menschen, die keine Straftaten begangen haben, in Deutschland unter katastrophalen Bedingungen. Sie warten jahrelang in überfüllten Unterkünften auf Entscheidungen, dürfen nicht arbeiten, haben keinen Zugang zu Bildung oder Gesundheitsversorgung. Es wird erwartet, dass sie "dankbar" sind, obwohl sie wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Ein Verbrecher, der abgeschoben wurde, hat es besser als ein Asylbewerber, der auf eine positive Entscheidung seines Antrags hofft. 

Ist das Gerechtigkeit?

Seht ihr den Fehler?

Der Fehler liegt demnach nicht bei den "Ausländern" an sich. Er liegt darin, wie unser Land mit diesen Menschen umgeht. Das Problem ist nicht, dass sie kriminell sind, sondern wie sie von Anfang an in Strukturen gefangen sind, die Kriminalität fast schon provozieren. Fehlende Perspektiven, Rassismus, staatliche Ignoranz – all das trägt dazu bei. Wenn man Menschen jahrelang in eine Warteschleife steckt, ihnen keine echte Chance auf Teilhabe gibt, und sie von allen Seiten signalisiert bekommen, dass sie hier nicht erwünscht sind, ist es nicht überraschend, dass einige von ihnen straffällig werden. Aber statt darüber zu reflektieren, wird die einfache Antwort gewählt: "Es war ein Ausländer." Damit hat man die Schuldfrage geklärt und braucht sich nicht weiter mit den komplizierten gesellschaftlichen Ursachen auseinandersetzen.

Und wenn dann irgendwo jemand vergewaltigt wird oder ein Raub geschieht, ist der Täter in den Köpfen vieler schon klar: "Das war bestimmt ein Ausländer. Wer denn sonst?" Weil der gute Deutsche doch niemandem ein Haar krümmen würde, oder? Das Bild des "bösen Ausländers" ist so tief in vielen Köpfen verankert, dass die tatsächliche Statistik kaum noch zählt. Es ist völlig irrelevant, dass die überwältigende Mehrheit der Flüchtlinge und Migranten nie straffällig wird. Ein Einzelfall reicht aus, um alle in den gleichen Topf zu werfen.

Living queer - Homophobie, Vorurteile, etc.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt