Es war kalt. Und dann irgendwie doch nicht. Es war weder warm noch heiß. Mehr lauwarm wie ein Becher Joghurt bei Zimmertemperatur. Nicht gerade poetisch, aber Luis hatte sie immer damit in Verbindung gebracht. Damals, er konnte sich noch genau daran erinnern, als er das erste Mal mit ihr in Berührung gekommen war, hatte es ihn verwundert. Er hatte sie sich anders vorgestellt. Brennender. Zu viel, flüsterten die Leute immer, wenn es um sie ging. Nicht bei ihren Geschwistern, aber bei ihr. Immer nur bei ihr.
Sie hatten unrecht. Jeder von ihnen. Luis hatte es schon mit sechs erkannt und auch die letzten zwanzig Jahre hatten seine Überzeugung nicht gemindert.
Auch jetzt war sie nicht zu viel. Dennoch: Er konnte kaum etwas ausmachen, Spinnenweben tanzten in seinem Blick, Braun und Gold lagen in dem Schwarz seiner Sicht. Dann aber doch. Etwas drang durch den Nebel. Durch die Dunkelheit zwischen Schlaf und Bewusstsein. Schmerz, so überraschend das auch klang, war es nicht. Es war eine Hand. Leicht und schwer zugleich, direkt auf seinem Bauch. Die Finger zuckten gerne einmal. Es kribbelte. Luis wusste sofort, wer es war.
James Monroe.
Natürlich. Er hielt dieselbe Macht in seinen Fingern. Schwächer, aber dennoch die ihre. Dieselbe nicht-Kälte. Kein Wunder, so lief das System hier. Es machte Sinn und doch: als er durch verschleierte Augen blickte, kurz bevor die Dunkelheit ihre Krallen um ihn legen konnte, meinte er in James' Augen, jemand anderen zu sehen.
Ein Hauch ihres Namens fiel von seinen Lippen, so leise, dass selbst sein Atem dagegen wie ein Orchester hallte.
"Olivia."
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Als er seine Augen wieder öffnete, lag er in einem Bett. Einem stinknormalen Bett. Nicht einmal auf einem Krankenbett, nein, Luis war sich ziemlich sicher, dass er sich in seinem designierten Zimmer befand.
Je länger er sich in dem Raum umsah, desto sicherer wurde er in seiner Beobachtung. Vor dem Kleiderschrank hing eine Uniform, ungefähr seine Größe. Eine braune Stoffhose, ein beiges Hemd, eine hellblaue Krawatte und der passende Blazer. Kontrolles Symbol leuchtete ihm als Anstecknadel entgegen. Selbstgefälligkeit machte sich in ihm breit.
Das Schicksal selbst schien wohl auf seiner Seite zu stehen. Auch wenn das Schicksal ihn ausgeknockt hatte. Sieht so aus, als würde doch nicht immer alles so laufen, wie Mr. James Monroe es wollte.
Luis ließ seinen Blick weiter wandern. Sein Rucksack hang über einem Stuhl, daneben ein kleiner Schreibtisch. Eine kleine Kommode stand ein paar Schritte entfernt. Und das war es auch schon. Das Bett, auf dem er lag, der Kasten, die Kommode, Stuhl und Tisch. Oh, und natürlich noch der pretty Boy mit dem Schwert neben der Tür. Schräge Ausstattung.
Es dauerte ein paar Atemzüge, ein paar Ticks der Wanduhr - viel zu nah an seinem Bett, wenn er sie hören konnte. Welcher Sadist war bitte auf die Idee gekommen? - und dann noch mal ein bisschen, bis er realisierte, dass 'Pretty Boy mit Schwert' nicht gerade zur Grundausstattung gehörte.
Luis war schneller aus dem Bett, als die Uhr ihre Zeiger bewegen konnte. Schlechte Entscheidung. Vertigo ließ ihn zurück auf das Bett klappen. James beobachtete ihn nur mit einem belustigten Funkeln auf der Miene. Er musterte ihn eindringlich. Luis wollte erst gar nicht wissen, wie lange er dort schon stand.
Dennoch fragte er.
"Ähm...Hi?", begann er. Antwortend hob James eine Hand halb zum Gruß, die ohne Schwert zum Glück. "Nicht um komisch zu klingen, aber wie lange stehst du schon hier?"
Er zuckte mit den Schultern. "Ich bin auf dem Weg zu Rhyllis. Hier hindurch ist es am schnellsten. Beim Vorbeigehen habe ich deine Atmung bemerkt, du warst am Aufwachen."
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Dreams of Greed
ФэнтезиUpdates jeden Freitag! Luis ist ein Arsch und das ist noch glimpflich ausgedrückt. Er spuckt Vorurteile mit jedem Wort. Für ihn ist Magie das größte Übel. Die einzige Ausnahme? Olivia, tote Halbgöttin und Kontrolle in Menschenform. Freude ist für ih...