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Die Leggings war etwas zu knapp geraten. Ich war dabei meine alten Kleidungsstücke auszusortieren um einen passenden High School Look zu bekommen.

"Was meinst du mit Undercover?", erinnerte ich mich zu gut an die letzte Unterhaltung mit Thorsten.
"Highschool Schüler unter den Menschen, um an den Jungen ran zu kommen?"
"Und man kann nicht einfach ihn zur Seite nehmen und die Informationen rausprügeln?", hatte Carlson wieder ohne zu Überlegen gefragt.

Er hatte von mir einen Klatsch auf den Hinterkopf erhalten. Es wurde teilweise zur Gewohnheit.
Mein Magen knurrte. Die etwas knappe Leggings und der rote Sweatshirt musste reichen. Ich zog noch schnell rote Sneakers dazu an und trottete aus unserem Schlafzimmer. Ich hatte keine Ahnung ob ich mit dem Outfit als Schülerin durchkam, aber laut Thorsten würde ich weniger auffallen als mein Carlson.

"Ich habe jetzt mehr Muskeln oben als früher, Thorsten. Okay, meine Frau kommt als 16 Jährige durch, aber nicht ich"

Da hatte ich Carlson mal ausnahmsweise zu gestimmt. Er war zu einem Muskelprotz mutiert, dafür hatte er aber ettliche Stunden gebraucht. Im Flur unseres Hauses warf ich einen letzten Blick auf mich, ehe ich mich in die Küche begab. Das erste was mir auffiel war mein Ehemann, der kein Shirt hatte.

Er hatte seine Brusthaare rasiert und schien auch keine Bartstoppeln aufzuzeigen. Meine Augen landeten auf mein Frühstück. Meine Açaibowl war mit verschiedene Arten von Beeren verziert worden, worüber ich sichtlich froh war. Ich konnte Mangos, wie Carlson nicht ausstehen.

"Hallo, Streber. Ich hatte total vergessen, dass ich darauf abfahre"
Ich verdrehte meine Augen und nahm am Küchentresen Platz. Dabei richtete ich meine Brille zurecht.
Ich musste mich festhalten, als Carlson entschied meinen Stuhl näher an sich zu ziehen.
"Carlson", ermahnte ich ihn laut, was ihn zum Schmunzeln brachte. Irgendwie erahnte ich, was nun kommen könnte.
"Gestöhnt klingt mein Name besser"
Ich schüttelte meinen Kopf und wandt mich meinem Essen zu. Carlson konnte ja weiter versuchen mir auf die Nerven zu gehen.

"Ist die Brille, die Strebertarnung?", fragte er aufrichtig nach. Sie war meine Strebertarnung, brauchen tat ich sie aber auch. Es hatte lange gebraucht mich an Kontaktlinsen zu gewöhnen und jetzt? Musste ich mich entwöhnen.
"Dachte, dass passt besser zu meinem alten Highschool Look" Carlson kicherte, ehe er sich einen weiteren Löffel seiner Cornflakes gewährte.

"Müssen wir jetzt wieder Essen mitnehmen?", fragte ich mich, obwohl ich vage in Erinnerung hatte, dass man auch in der Cafeteria etwas kaufen konnte.
"Will mir meine Frau eine schön hergerichtete Lunchbox machen?", hielt er sich spielerisch seine Hand über sein Herz. Ich hätte ihm zu gerne eine in seine Fresse verpasst. Stattdessen grinnste ich ihn teuflisch an.
"Was wäre deine Antwort, wenn dich jemand fragt, wer das für dich gemacht hat? Schon vergessen?", neigte ich meinen Kopf und klärte weiter auf.
"Wir sind Undercover"
"Schon klar. Thorsten hat nur gemeint, dass unsere Identität geheim bleiben sollte. Doch hat er nicht erwähnt, dass ich eine Freundin haben könnte mit jungen 18 Jahren" Auch wenn ich es ungern zugeben tat, doch stellte mich seine Erkläring zufrieden, bevor mir einfiel.

"Hey, wieso darfst du schon 18 sein und ich erst 16?"
"Weil ich weitaus älter als du aussehe" Ich schnaubte auf, doch musste schlussendlich zustimmen. Er hatte Recht.

20 Minuten später saßen wir schon in Carlsons Truck, da ich ja mit 16 noch nicht Auto fahren konnte bzw. durfte. Kleine Wassertropfen landetem auf die Windschutzscheibe  und deuteten auf Regen hin..
"Wenn dich jemand nach deiner Nummer fragt, bist du vergeben", sprach er unaufgedordert auf.
"Carlson wer glaubt mir das?"
"Das interessiert mir nicht, wer das glaubt. Du bist vergeben, Clementine", wandt er sich bei einer roten Ampel in meiner Richtung.
"Ich muss das leider machen" Ich zog meine Augenbrauen zusammen in Verwirrung.

Er ergriff meine rechte Hand und entzog mir meinen Ehering. Ich fühlte mich dabei maßlos elend, doch konnte ich seine Handlung nachvollziehen. Ich beobachtete wie er eine Kette aus seiner Chinotasche rausfischte und mein Ring auf dieser  raufädelte. Seiner baumelte bereits daneben. Still legte er es sich um seinen Hals und versteckte es in sein rotes Shirt, dass er sich vorhin übergezogen hatte.

Das Hupen eines Autos hinter uns erschrack mich. Carlson fluchte und zeigte dem Fahrer hinter uns seinen Mittelfinger ehe er den ersten Gang einschlug.
"Wird das nicht jemand bemerken?", zeigte ich auf sein Shirt.
Carlson zuckte mit seinen Schultern.
Anscheinend war es im Gleichgültig, doch nach einer Weile nahm er das Gespräch wieder auf.

"Ich werde sie bei Sport wohl abnehmen müssen, doch sonst werden sie bei mir bleiben"
"Die Makierung?" Dabei meinte ich meinen Biss auf seiner rechten Brust, dass sich zu unseren Initialien verformt hatte.
"Ein Tatoo", beantwortete er mir die Frage und hielt einen guten Kilometer vor der Schule an. Er bückte sich zu mir runter und hinterließ einen Kuss auf meinen Lippen.

"Ich muss dich hier leider absetzen. Sonst würde man noch unsere Beziehung hinterfragen" Meine Gesichtszüge fielen. Es hatte zu Regnen begonnen.
"Das ist nicht dein Ernst"
Carlson grinnste mich an.
"Oh doch, mein voller Ernst"
"Du genießt das förmlich"
Er begann zum Kichern, während ich langsam aus dem Auto stieg.
"Vielleicht", hörte ich ihn noch, bevor ich die Tür zu knallte und er davon fuhr.

Klitschnass erreichte ich 15 Minuten später die Schule. Aus dem Seitenwinkel bemerkte ich die Blicke der Schulkamaraden und Kamaradinnen. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was für einen Anblick ich anbot. Seufzend wischte ich mir über meine Brille und striff dabei einige Strähnen aus mein Gesicht, ehe ich mit quietschigen Solen weiter schritt.

Ich musste wohl zu lange auf den Boden gestarrt haben, als ich gegen jemanden lief und diese Person mich vorm Fallen auffing.
"Pass auf wo du hinläufst!", schnauzte mich ein Junge an, der zu meiner Verwunderung neben Carlson stand. Seine Augenbrauen waren zusammen gezogen. Ich konnte mich zu gut an diese Miene erinnern. Nachdem ich seine Augen folgte, verstand ich auf warum. Ein Junge mit einem blonden Lockenkopf hielt mich gerade vorm Fall auf, dabei lagen seine Hände um meiner Hüfte. Um irgendein Missverständnis zu vermeiden, schob ich seine Hände weg und trat einige Schritte zurück.

"Danke, aber ich..." Meine Augen trafen auf die meines Mannes, der mich mit einem Kopfnicken deutete, weg zu gehen. Ich mied es ihm zu zu nicken, ehe ich ohne weiteres weg von der Gruppe trat.
"Wer war den die Komische?" hörte ich eine Zicke nach mir Fragen.
"Niemand" Und das kam von Carlson.

Beta's undercover enemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt