Zeit ist brutal.
Zwei Wochen ist es her. Zwei Wochen seit dem Vorfall mit David in meiner Wohnung. Seit dem habe ich nichts mehr von Emily gehört. Kein Anruf, keine Nachricht. ich hatte sie einmal in der Uni gesehen. Da war Sie mit David und Mikail unterwegs. Als Sie mich sah wendete Sie ihren Blick sofort ab. Mikail schenkte mir ein kurzes Lächeln, ich erwiderte es prompt. Das war alles was ich von Emily gesehen und gehört hatte. Es ist traurig zu sehen, dass ein Mensch, der dir einst so nah war dir auf einmal so fern sein kann. Ich hätte nie gedacht, dass uns so etwas passieren könnte. Am liebsten würde ich David die Schuld dafür geben und ich weiß auch, dass er ganz sicher nicht ganz unschuldig an der ganzen Sache ist, aber Emily ist eine eigenständige Person. Sie muss wissen was sie tut.
Ich hatte heute endlich mal wieder eine Schicht im Café. Zwei Leute waren heute hier gewesen. Innerhalb von vier Stunden. Es ist traurig mit anzusehen, dass hier nichts passiert. Die Stunden der Schicht ziehen sich somit auch bis in die Unendlichkeit und ich könnte vor Langeweile fast sterben. Ich habe gefühlt jeden Winkel geputzt, alles gefegt und geschrubbt. Habe alle Vorräte beschriftet und sortiert. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich sah auf die Uhr. Noch zwei Stunden. Diesen Satz sagte ich mir wie eine Art Gebet. Immer und immer wieder.
Ich griff gerade nach einem Donut, als die Tür des Ladens sich heute zum dritten öffnete. Ausgerechnet als ich mir eine kleine Pause gönnen möchte. Ich lege den Donut zur Seite und blicke direkt in die grünen Augen von Mikail. Er strahlt mich mit seinen makellosen Zähnen förmlich an.
"Hi" murmele ich leise und lächele ihn sanft an. Jetzt ist es mir doch etwas unangenehm. "Wie geht es dir?" fragt er mich sofort prüfend. Ich weiß worauf er aus ist. Es ist kein beiläufiges 'Wie geht's dir?' Ich würde am liebsten rennen und ihm nicht antworten. Blöd nur, dass ich im Café bin, welches ich nachher auch abschließen muss. Ich antworte ihm nicht. Ich will ihm nicht antworten und wenn ich ehrlich bin, ich habe einfach keine Antwort auf diese Frage. Warum ich nicht einfach lüge und sage, dass es mir gut geht, weiß ich in dem Moment auch nicht. Es wäre wahrscheinlich die einfachste Lösung gewesen aber irgendwas hält mich ab. Ich habe so oft in meinem Leben bei dieser Frage gelogen, viel zu oft.
"Was kann ich dir gutes tun?" frage ich lächelnd und überspiele damit gekonnt die Tatsache, dass ich seine Frage einfach links liegen gelassen habe.
"Wieso habe ich nie was von dir gehört?" sagte er anstatt wie zu erwarten einen Kaffee zu bestellen. Ich glaube mein Gesichtsausdruck in diesem Moment sprach Bände. Wieso soll er was von mir hören? Wir kennen uns doch gar nicht und wenn ich ihn sehe dann immer nur mit David und Emily zusammen. Ich wusste wieder nicht was ich auf dies Frage antworten sollte. Ich hatte wieder keine Antwort parat. Diesmal war es aber der Überrumpelung geschuldet und nicht meiner fehlenden Einschätzung meines eigenen Befindens.
Ich sah ihn immer noch an als ob er drei Köpfe hätte und spätestens nach heute müsste er wirklich zu Einhundertprozent denken, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe.
"Was meinst du damit?" brachte ich heraus und hatte nicht nur tausend Fragezeichen im Kopf, sondern auch im Gesicht stehen. "Ich hatte dir vor einigen Wochen mal meine Nummer in die Hand gedrückt. Du hast dich aber nie bei mir gemeldet." sagte er prompt. Aha. Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich wusste genau was er meinte. Er hatte mir vor ein paar Wochen einen Zettel mit seiner Nummer gegeben und anstatt mich bei Ihm zu melden habe ich den Zettel noch hier im Café in den Müll geworfen. Kratzte das etwa an seinem Männerstolz?
Ich zuckte mit den Schultern und wendete mich der Kaffeemaschine zu. Da er nichts bestellt hatte machte ich ihm einen ganz normalen Kaffee to go. Ich wollte nicht das er seinen Kaffee hier trinkt. Ich brauchte keine Gesellschaft auch wenn mir mega langweilig war.
"Ich hätte gerne mehr über dich erfahren, Lia." sagte er nahm mir den Kaffee aus der Hand und legte mir viel zu viel Geld auf die Theke. "Ich date nicht." sagte ich schnell drehte mich von ihm weg und begann einige Kaffeespritzer mit einem Tuch aufzuwischen. Ich hörte wie seine Schritte sich entfernten. Die Glocke an der Tür ertönte und einige Sekunden später fiel die Tür wieder ins Schloss. Erleichtert atmete ich auf.
Ich hatte keinen blassen Schimmer wieso ich in seiner Nähe immer so angespannt war aber ich war heilfroh als er aus dem Laden ging. Sein viel zu hohes Trinkgeld steckte ich ein und begann langsam alle Stühle hochzustellen. Ich müsste eigentlich noch eine halbe Stunde arbeiten, aber so wie ich den Laden und die Gegend hier kenne, wird sich keiner mehr hier hin verirren. Jetzt als ich alleine im Laden war, merkte ich erst wie dumm meine Antwort auf ihn wirken musste. Ich date nicht. Super Antwort Lia. Vielleicht wollte er auch mit dir befreundet sein und so mehr über dich erfahren, aber ich ließ nichts zu. Ich wollte auch nichts zu lassen. Ich hatte weder Interesse an Freundschaften noch an irgendeinen Typen der sich aufspielt und meinte er würde gerne mehr über mich erfahren wollen. Wir kennen dieses Spiel doch alle. Sobald die Typen das Interesse an dir verlieren lassen sie dich links liegen, so war es immer. Ich hatte genug mitgemacht um klar denken zu können wenn ein attraktiver Mann vor mir stand. Ich hatte mir förmlich verboten Liebe zu empfangen. Genauso wenig wollte ich sie fühlen. Ich hatte es akzeptiert mein Leben alleine zu verbringen und ein Leben ohne Liebe und das damit verbundene Drama zu verbringen.
Denn eins weiß ich. Liebe ist brutal und wer sich verliebt, der hat ab dem Augenblick alles verloren.
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Hellooooooooo,
hier ein neues Kapitel für euch. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel.
Habt ihr Vermutungen wieso Lia nicht mehr lieben will? Lasst es mich wissen.
All the love, ann_kathrien <3
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Love is brutal.
RomanceTausende Liebesfilme, hunderte Liebesromane. Jeder hatte seine eigene Vorstellung von der perfekten Liebesgeschichte und vor allem von seiner eigenen Liebesgeschichte. Jeder wollte etwas individuelles, eigenes und perfektes. Aber Liebe war brutal. H...