Eine Einladung nach Russland

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„Ich hätte es früher merken müssen. Vielleicht habe ich es ja sogar gemerkt, wollte es aber einfach nicht sehen... oder verstehen. Weißt du, was ich meine?"
Dante stellte einen Kaffee neben mich und nickte kurz. „War es denn wirklich so offensichtlich? Ich meine, du bist nicht die erste Frau, die auf seine Masche hereinfällt."
Ich griff nach meinem eigenen Becher und nippte daran, um etwas Zeit zu schinden und mir eine Antwort zu überlegen.
Schlussendlich musste ich jedoch offen zugeben, dass ich wohl absichtlich die Augen vor der Wahrheit verschlossen hatte. „Es gab wenige Wochen, nachdem er bei mir eintraf eine Sache, bei der ich Reißaus hätte nehmen können und müssen. Er bot es mir sogar an... Ich tat es jedoch nicht."
Nun wurde mein Gegenüber hellhörig. „Er bot es dir an?"
Schulterzuckend nickte ich. „Wenn man so will. Er stellte alles in Frage und meinte, er wäre sich dieser Sache nicht mehr sicher. Er bot an, es zu beenden..."
„Erzähl mir davon."
Zweifelnd zog ich die Augenbrauen zusammen und überlegte eine Weile. „Willst du das wirklich hören?"
Humorlos lachte Dante kurz auf. „Eigentlich nicht. Aber ich möchte verstehen, wie er es angestellt hat."
Meine Fingernägel kratzten gedankenverloren über die Tasse bis ich schlussendlich nickte. „Gute drei Wochen nach seinem Auftauchen in New York, bat er mich, eine Woche Urlaub zu nehmen, damit ich ihn nach Russland begleiten konnte. War ich aufgeregt? Klar... Hatte ich auch Angst?" Ich seufzte kurz und nickte. „Ziemliche sogar... Nichtsdestotrotz saß ich mit Nikolaj an meiner Seite dann im Flieger, auf dem direkten Weg nach Sankt Petersburg..."

- - -
Am Flughafen angekommen, wartete auch bereits eine lange Limousine auf uns. Auf meinen fragenden Blick hin, zwinkerte Nikolaj mir nur zu und zog mich gleich hinter sich in den Wagen.
Das gewaltige Herrenhaus wirkte wie aus einer völlig anderen Epoche. Unwillkürlich musste ich direkt an die Zarenzeit zurückdenken. Die gesamte Einrichtung wirkte beinahe antik.
Am Abend sollten Freunde von Nikolaj zu Besuch kommen, weshalb er mich bat, etwas Schönes anzuziehen. Es mangelte auch nicht an der Auswahl. Nichtsdestotrotz stand ich zweifelnd im großen begehbaren Kleiderschrank und hatte noch einen Bademantel an, als Nikolaj hineintrat.
„Du bist noch nicht fertig?"
Zweifelnd sah ich zu ihm und schüttelte mein glattes Haar auf. „Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Ich meine, was wäre denn passend?"
Er grinste schief und ließ seinen Blick schweifen. Bei einem kurzen schwarzen Kleid blieben seine Augen hängen. „Probier das mal an."
schluckend beäugte ich den kleine Fetzen Stoff, atmete tief durch und tat, was er sagte. Wohl fühlte ich mich jedoch nicht. Der vordere Ausschnitt reichte beinahe bis zu meinem Bauchnabel. Der hintere legte auch den gesamten Rücken frei. An beiden Hüftseiten waren vertikale Schlitze eingelassen, die das Bein hinab gingen. Zweifelnd blinzelte ich in den Spiegel und erblickte Nikolaj hinter mir. „Ich denke, das ist eher etwas für zweisame Stunden..."
Doch er schüttelte nur langsam den Kopf. „Es ist perfekt."
Mit roten Wangen drehte ich mich perplex zu ihm um. „Bitte? Du willst doch nicht wirklich, dass ich so vor deinen Freunden auftauche!"
Er grinste jedoch nur schief und küsste kurz meine Lippen. „Vergiss Scham, meine Schöne. Du hast den Körper dafür, dann kannst du ihn genauso gut zeigen. Ich warte unten in der Lobby auf dich."
Damit drehte er sich weg und lief einfach aus dem Zimmer.
Mit panischen Blick sah ich in den Spiegel und drehte mich noch mal. Vielleicht würden Schuhe das Ganze etwas abschwächen?
Doch weit gefehlt. Mit den High-Heels sah es sogar noch nuttiger aus.
vergiss die Scham... pah! Der hatte gut reden, er musste ja nicht mit so einem Fetzen da raus!
Doch etwas anderes anzuziehen traute ich mich nun auch nicht. Er wollte, dass ich das trug, und es waren seine Freunde. Demnach konnte er wohl am besten einschätzen, was okay war und was nicht. Oder?
Die Angst, ihn am heutigen Abend zu enttäuschen, war enorm.

Also raffte ich alles, was an Mut in mir schlummerte, zusammen und trat aus dem Schlafzimmer. Als ich die Treppen herunterkam, entdeckte ich auch Nikolaj, bereits im Gespräch mit drei anderen Männern und einer Frau, die jedoch etwas abseits stand.
Als einer der Männer zu mir sah und die Augen weit aufriss, folgte der Blick eines zweiten. Dessen Pfiff ließ Nikolaj den Kopf zu mir drehen und ein Grinsen trat auf seine Lippen. Mit wenigen Schritten griff er nach meiner Hand und küsste sie kurz. „Du bist wunderschön. Mach dir keine Sorgen. Okay?"
Nach meinem kurzen Nicken führte er mich zu den Männern, die mich noch immer beäugten wie eine verdammte Attraktion.
Doch das Gefühl verflog, als nach einer halben Stunde Nikolaj und ich mit gut acht anderen Männern am großen Esstisch saßen. Einige von ihnen hatten auch Frauen dabei. Die saßen bei dem jeweiligen Partner jedoch auf dem Schoß oder knieten neben ihnen auf dem Boden. Nun war mir auch klar, wieso dieses Outfit niemanden schocken würde. Ich hätte wissen sollen, dass seine Freunde auch etwas extremer in ihren Vorlieben waren.

An sich verlief der Abend ganz gut. Den meisten Unterhaltungen konnte ich aufgrund der Sprachbarriere zwar nicht folgen, aber das Wichtigste übersetzte mir Nikolaj oder erinnerte seine Freunde daran, dass ich Amerikanerin war. Sie bemühten sich dann, in gebrochenem Englisch weiter zu reden, verfielen jedoch schnell wieder in alte Muster.
Als ich nun einige Stunden nur schweigend neben Nikolaj saß, und begann mich zu langweilen, erhob ich mich mit meinem Glas und lief zum angrenzenden Balkon, während drin etwas erzählt wurde, das schallendes Gelächter zur Folge hatte.
Draußen angekommen, sog ich die Luft tief in meine Lunge und versuchte, mir einen Plan für den Abend zurecht zu legen. Würde Nikolaj sauer sein, wenn ich mich frühzeitig verabschieden würde?
Vielleicht konnte ich Kopfschmerzen vom Jetlag vortäuschen?
Während ich meinen Gedanken nachhing, landete plötzlich ein langer Mantel aus Leder auf meinen Schultern. Verwirrt sah ich mich um und entdeckte Roman. Der ruhigste aus der Gruppe. Seine kurz geschorenen dunklen Haare ließen sein Gesicht hart wirken. Nichtsdestotrotz war er eindeutig ein Frauenschwarm. Der muskulöse Körper und die geschmeidige, coole Art wirkten sicher wie ein Magnet. Doch auf mich wirkte er nur sympathisch, weil er der Einzige war, der mich nicht ganz so offen angaffte.
Da ich nichts gesagt hatte, begann er zu schmunzeln und nickte in den Hof hinaus. „Hier kalt."
Weil ich ihm noch immer nicht antwortete, begann er leise zu lachen und rieb über seinen Kopf. „Sorry, mein Englisch ist scheiße. Hier kalt, du wirst krank. Dafür Jacke."
Nun begann ich, zu lächeln und zog den Mantel enger um mich. „Danke, das war sehr aufmerksam von dir."
Er nickte und zog eine Schachtel Zigaretten aus der Hosentasche. Nachdem er mir eine anbot, die ich dankend ablehnte, zündete er sich selbst eine an und sah kurz in die Nacht hinaus. „Du schon lange in Russland?"
Lächelnd schüttelte ich den Kopf und nippte an meinem Glas. „Nein, erst seit heute. Nikolaj hat mich zum Besuch mitgenommen."
„Ahhh. Du sein neues Lieblingsspielzeug", antwortete er gedehnt und zog wieder an der Zigarette. „Dir gefallen hier?"
Stockend starrte ich ihn an. Neues was?!
Mein Herz begann, zu rasen und mein Blick glitt direkt durch die Scheibe zu Nikolaj, der drinnen immer noch kräftig am feiern war.
Bitte Gott... lass es an der Sprachbarriere liegen.
Ich überging Romans Frage und trat einen Schritt auf ihn zu. „Sein Lieblingsspielzeug?"
Der hob jedoch nur fragend die Brauen, überlegte kurz und begann dann zu nicken. „Da."
Da ich darauf nichts sagen konnte und stumm an meine Stirn griff, berührte er mich am Arm. „Alles ok? Was los?"
Meine Lunge stand kurz davor, zu hyperventilieren, daher hielt ich kurz die Luft an und stieß sie ganz langsam aus. „Ich bin nicht sein Spielzeug!", entgegnete ich scharf.
Mein Gesprächspartner hob darauf nur beide Brauen und blickte wieder hinein. „So ist Kolja. Er nur haben Spielzeug."
Unwillkürlich fragte ich mich, ob es nur an seinem Ruf lag oder seine Freunde ihn tatsächlich besser kannten, als ich ihn zu kennen glaubte. War Nikolaj so ein Mann? Der einer Frau den Kopf verdrehte, mit ihr spielte, bis er genug hatte?
Kopfschüttelnd rieb ich über mein Brustbein und stürzte den Hochprozentigen in einem Hieb runter.
Daraufhin lachte Roman plötzlich auf. „Hab zu viel geredet, da?"
Tja, schön, dass es bei meiner Begleitung hier Klick gemacht hatte. Wütend schüttelte ich den Kopf. „Viel zu viel Roman."
Der nickte nur und schnippte seine Zigarette in den Hof. „Komm rein. Hier kalt."
Meine Augen glitten wieder auf Nikolaj, der mich auch gerade ansah. Er streckte eine Hand in meine Richtung, was mich den Mantel abstreifen ließ und wieder nach innen bewegte.

Bei ihm angekommen, zog er mich auch direkt auf seinen Schoß und küsste meinen Hals.
„Nikolaj..."
„Hm?"
Ich drückte ihn von mir, um ihm ins Gesicht zu sehen. „Als was hast du mich deinen Freunden vorgestellt?"
Verwirrt sah er zu mir auf und zog seine Brauen zusammen. „Wieso?"
Die Augen verengend musterte ich ihn. „Weil einer deiner Freunde mich eben, als dein neues Spielzeug bezeichnet hat."
Doch anstatt erbost zu reagieren oder wenigstens etwas erschüttert, lachte er schallend los.
Das versetzte mir gleich den nächsten Stich und ich wollte mich erheben, doch er hielt mich an der Hüfte fest und schüttelte den Kopf. „Das sind Arschlöcher. Glaub nicht alles, was die sagen. Du bist meine princessa. Meine Königin. Glaub, was ich sage."
Schnaubend zog ich die Brauen zusammen. „Ist das so?"
Verständnislos warf er die Hand zur Seite. „Natürlich."
Da ich ihm noch immer zynisch ansah, schüttelte er nun den Kopf. „Willst du mir den Abend jetzt vermiesen, princessa?"
Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Natürlich nicht. Es war nur so verletzend."
Er nickte kurz und strich mit seiner Hand meinen Ausschnitt entlang. „Verstehe. Aber wie gesagt, glaub nicht alles, ja?"
Ich wollte gerade etwas erwidern, als seine Hand plötzlich unter mein Kleid glitt und auf meiner Brust landete.
Panisch packte ich seine Hand und zog sie wieder hervor. „Was machst du da?"
Er hob verwundert eine Braue und begann, zu grinsen. „Princessa, was habe ich gesagt? Wie oft noch? Vergiss Scham."
Schnaubend erhob ich mich nun doch. „Doch nicht hier vor deinen Leuten!"
Als er in die Richtung seiner Freunde nickte, ließ ich meinen Blick schweifen und musste feststellen, dass die meisten von ihnen selbst mit den Frauen beschäftigt schienen und das sehr schamlos...
Dennoch sperrte sich in mir etwas. Das ging einfach zu weit.
Ich schüttelte den Kopf und wollte das Esszimmer verlassen, doch Nikolaj ergriff meine Hand und zog mich wieder an seinen Körper. Mittlerweile war er selbst aufgestanden, um mich noch erwischen zu können.
„Ich mach das nicht", zischte ich ihm entgegen.
Davon ließ er sich nicht beeindrucken. Seine Hand glitt unter den kurzen Rock und direkt in mein Zentrum. „Ohne Wenn und Aber", flüsterte er leise.
Doch meine Nerven lagen blank. Wütend schubste ich ihn weg. „Ich sagte nein!"
Der Schlag traf mich unerwartet, hart und schnell. Er ließ mich einige Schritte zurück taumeln, bis eine Wand auf meinen Rücken traf. Das Pochen auf meiner linken Wange brannte höllisch und ließ Tränen in mir aufkommen, doch weniger aus Schmerz. Mehr vor Wut.
Als ich nun mein Gesicht hob, um zu seinen Freunden zu sehen, stockte mir der Atem. Keiner kümmerte sich darum, dass ich soeben vor ihren Augen eine Ohrfeige kassiert hatte. Alle machten völlig unbekümmert weiter. Als ich nun zu Nikolaj sah, blickte er mir völlig ruhig entgegen. Nach zwei kurzen Schritten stand er vor mir und griff in meinen Nacken. Ich wollte zurückzucken, doch das hatte nur zur Folge, dass mein Kopf nun auch noch gegen die Wand stieß.
Plötzlich legte sich Nikolajs noch freie Hand auf meinen Hinterkopf, als wolle er ihn schützen.
Er sah mir fest in die Augen. „Ohne Wenn und Aber. Du tust, was ich sage."
Ich begann, zu zittern und schüttelte langsam den Kopf. „Aber das hier ist keine Session..."
Er atmete tief durch und schien sich zu fassen. „Es wurde eine, als du auf meinem Schoß saßt. Willst du dein Safeword benutzen?"
Schluckend sah ich an ihm vorbei. „Was wäre, wenn?"
Nikolaj holte tief Luft und zuckte mit den Schultern. „Dann gehst du wieder nach oben. Einer meiner Jungs hat sicher noch jemanden zum Spielen übrig."
Fassungslos sah ich in diese ruhigen Augen und stieß gegen seine Brust. „Hast du mir gerade gesagt, du würdest dann einfach eine andere Frau nehmen?!"
Er schnaubte genervt und packte mich fester an den Haaren. „Was sagte ich über Respekt? Willst du ernsthaft eine weitere Ohrfeige?"
Keuchend riss ich die Augen auf und schluckte gegen den Kloß an. „Aber du... du hast eben gesagt, du würdest mich einfach betrügen..."
„Princessa. Ich sagte, dass du mich dazu zwingst, wenn du gehen solltest. Du gehörst jetzt an meine Seite, wenn du bleibst, brauch ich keine andere."
Keuchend griff ich an meinen Hals und sah wieder zu seinen Freunden. „Ich weiß nicht, ob ich das kann."
Seufzend nickte er. „Dann geh hoch. Morgen besorge ich dir einen Flug zurück."
Schockiert griff ich nach seiner Hand. „Nein! Du... ich meine... ich kann hier nicht vor den anderen... nicht das mit dir. Ich will ja zu dir gehören."
Zweifelnd hob er eine Braue. „Du weißt, dass ich dich liebe. Du weißt, dass ich dich an meiner Seite will. Bei dir bin ich mir da nicht so sicher. Vielleicht wäre es besser, wenn du..."
Verzweifelt klammerte ich mich an ihn. „Nein... bitte... ich... ich liebe dich ja auch..."
Er hob fragend eine Braue und musterte mein Gesicht. „Tust du das? Tust du das wirklich Sascha?"
Energisch nickte ich. Die Angst, ihn zu verlieren, ließ meinen Magen zusammenkrampfen. Ich wollte ihn in meinem Leben. Ganz egal, was es mich kosten würde. Wir mussten uns einfach noch aufeinander einstimmen. „Ich liebe dich wirklich..."
Plötzlich presste er mich an die Wand und begann meine Lippen zu küssen. Diese Küsse wurden immer leidenschaftlicher, bis mir selbst ein leises Stöhnen entfuhr.
„Du gehörst zu mir Sascha..." keuchte er leise an meinen Lippen.
Auf mein keuchendes „Ja" hin presste er sich noch fester an mich und hob ein Bein von mir an.
„Vergiss das nicht. Du gehörst zu mir. Endgültig."

- - -

Ich beendete meine Erzählung und hob meinen Blick vom Kaffee, um Dante anzusehen. Er schien wie erstarrt, blickte aus der Fensterfront, auf New York hinunter und zeigte nicht eine Gefühlsregung.
„Dante...?"
Nun atmete er tief ein und ließ seinen Blick auf mich fallen. „Er hat dich emotional erpresst. Das soll nichts beschönigen, du hättest an diesem Abend die Beine in die Hand nehmen sollen..." Er atmete noch mal tief durch und schüttelte den Kopf. „Aber wie ich das sehe, hätte er dich nicht gehen lassen. Entweder, er wusste bereits, wie du reagieren würdest... oder er hatte einen Plan B. Wer weiß? Vielleicht wäre es an diesem Abend bereits eskaliert, wärst du auf das Angebot eingegangen."
Der Kloß in meinem Hals ließ mich laut schlucken. „Ich hätte von Anfang an auf dich hören sollen..."
Doch anstatt mir tröstend entgegenzukommen, nickte er nur. „Ja, das hättest du."
Ein Lächeln breitete sich zaghaft auf meinen Lippen aus.
Es tat gut, seine altbekannte Arroganz wieder zu sehen. „Danke, dass du mir dann trotzdem mit dem ganzen Mist hilfst. Ich schulde dir was."
Dante schien einen Moment zu überlegen, öffnete die Lippen und schloss sie kopfschüttelnd wieder. Setzte jedoch zu einem neuen Versuch an. „Mach dir keine Gedanken darüber."
Ruckartig erhob er sich vom Tresen und stellte seine Tasse in die Spüle. „So, ich hole jetzt deine Sachen."
Stockend riss ich die Augen auf. „Du holst meine Sachen? Du meinst doch wohl, wir."
Er schüttelte den Kopf und lief um den Tresen herum. Mit wenigen Schritten stand er im Wohnzimmer und griff nach seiner Lederjacke.
„Dante! Du sagtest doch, dass wir zusammen zurückfahren würden!"
Er warf die Lederjacke über seine Schultern und schüttelte den Kopf. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich nach dem gestrigen Anruf wieder dahin mitnehme?"
Mit zusammengezogenen Augenbrauen griff ich an meinen Hals. „Aber... aber..."
Er griff mit beiden Händen nach meinem Gesicht und sah mir fest in die Augen. „Alex, er lässt deine Wohnung bewachen. Ich nehme dich nicht dahin mit. Keine Diskussion."
Frustriert kniff ich die Augen zusammen. Ich verstand ja seine Sorge, ich wusste auch, dass er recht hatte... dennoch fühlte sich das falsch an. Ich sollte diesen Schritt selbst gehen und nicht Dante für mich gehen lassen.
Seine Lippen drückten sich kurz an meine Stirn, bevor er wieder von mir abließ und den Kragen seiner Jacke richtete. „Du kannst mir eine Liste an Dingen machen, die ich nicht vergessen soll."
Zweifelnd blickte ich zu ihm auf. „Aber wenn es für mich nicht sicher ist, dahin zu fahren, dann darfst du das auch nicht! Was ist, wenn Nikolaj seine Leute zu der Wohnung schickt?"
Ein Grinsen breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus. „Du denkst doch wohl nicht, dass ich da allein hinfahre. Mach dir keine Sorgen. Ich habe an alles gedacht", damit drückte er mir einen kleinen Notizblock in die Hand.

Mute (Band 2 der Chaise Reihe) (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt