Licht und Schatten

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Der Abend war angebrochen und die Männer machten sich nun langsam auf, um zu gehen. Christopher nickte mir kurz zu, Mike drückte meine Hand, doch David fiel mir regelrecht um den Hals. „Bitte keine Tränen! Das ertrag ich einfach nicht!"

Daraufhin kamen mir tatsächlich die Tränen, jedoch vor Lachen.

Er presste mich an sich und Dante hatte große Mühe damit, ihn von mir loszueisen. Als er dann jedoch endlich von mir abließ, zwinkerte mir David noch mal zu und folgte den anderen beiden in den Flur.

Dante begleitete die anderen noch und redete vor der Tür mit ihnen. Unruhig tigerte ich im Wohnzimmer auf und ab. Was gab es denn noch zu besprechen? War nicht alles geklärt? Was durfte ich nicht hören?

Ich kaute auf meinem Daumennagel herum und setzte mich im Schneidersitz auf das Sofa.

Nach guten zehn Minuten öffnete sich die Tür wieder und Dante kam zurück ins Zimmer. Er strich sein Haar zurück und streckte seine Arme.

„Alles okay?"

Er sah zu mir und nickte. „Natürlich." Dante schien einen Moment zu überlegen, setzte sich auf die andere Kante des Sofas und stützte sich auf seinen Knien ab. „Hör mal, ich weiß, dass ich dich mit den Jungs ziemlich überfallen habe. Danke, dass du es so gut aufgenommen hast."

Überrascht hob ich meine Brauen. „Dafür brauchst du mir nicht zu danken. Ich bin froh, deine Freunde kennengelernt zu haben. Aber wir sollten über eine Sache noch reden."

Er lehnte sich etwas erschöpft zurück und legte den Kopf schräg. „Das da wäre?"

Ich streckte den Rücken durch und verschränkte die Arme. „Ich brauche keine Babysitter."

Er lachte und schüttelte den Kopf. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich darüber mit dir diskutiere."

„Bitte?!", entfuhr es mir. „Wenn ich sage, dass ich keine brauche, dann brauche ich auch keine!"

Doch Dante reagierte nicht darauf, er schwieg vehement und legte seine Arme hinter den Kopf.

Das fachte nun meine Wut an. Ich war keinem Käfig entflohen, um in den nächsten gesperrt zu werden! Schnaubend erhob ich mich. „Ich werde in ein Hotel ziehen und wir sehen uns dann morgen früh bei der Arbeit."

Bevor ich gehen konnte, packte er mich am Handgelenk und sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. „Weder ziehst du in ein Hotel, noch tauchst du in der Firma auf."

Ich versuchte, ihm meine Hand zu entwinden, doch sein Griff wurde nur noch fester. „Dante, du kannst mich nicht zwingen, hier zu bleiben! Außerdem muss ich auch mal wieder bei der Arbeit auftauchen! Ich verstehe sowieso nicht, wieso du mich nicht einfach wieder, wie zuvor, zu deinen Meetings mitnimmst."

Dante seufzte. „Weil du keinen Job mehr hast."

Verdattert starrte ich ihn an. „Du... du... du hast mich gefeuert?"

Er ließ von meinem Handgelenk ab und rieb über sein Gesicht. „Du warst über drei Wochen ohne jede Meldung weg. Keiner konnte dich erreichen. Ich hatte keine Möglichkeit, dass noch vor der Personalabteilung zu rechtfertigen. Wenn das alles vorbei ist, können wir wieder über deinen Neueinstieg reden, aber jetzt ist es sicherer für dich, nicht in der Firma zu sein. Wir können nicht verhindern, dass Nikolaj R-Industries betritt, mein Penthouse ist etwas anderes."

Wie erstarrt sah ich auf meine Füße und wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Nikolaj hatte mir also nicht nur meinen Stolz genommen, er war dran schuld, dass ich mein Zuhause verloren hatte und jetzt auch noch meinen Job.

Meine Hand fuhr zitternd an meine Stirn, meine Lunge begann hektischer nach Luft zu schnappen. Ich begann tatsächlich, zu hyperventilieren. Was war ich denn noch? Was hatte ich denn noch? Das Zittern fuhr in meinen gesamten Körper und meine Beine gaben nun auch noch nach.

Mute (Band 2 der Chaise Reihe) (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt