Mein

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Beflügelte mich mein Sieg? Ja, durchaus.

Und dennoch zerriss es mich innerlich, diese Frau so zu sehen, sie sollte aus Trauer um mich so leiden und nicht wegen dieses verdammten Bastards! Was hatte Romero nur an sich, dass sie sich so an seine Liebe geklammert hatte? Aber ganz gleich, was es war, sie hatte nur noch mich und ich würde gottverdammt alles daran setzen, seinen Platz einzunehmen. Ihr kleiner Körper erschlaffte zunehmend in meinen Armen, weshalb ich in meiner Hosentasche nach einem Schlüssel für die Ketten suchte und ihre Handgelenke befreite, da ich diese Fesseln nicht mehr an ihrem Körper ertragen konnte. Sanft hob ich sie auf meine Arme und drückte sie an mich. Sie schien mir noch viel schwächer und zierlicher als heute Früh. Ich musste sie aus diesem Loch rausbringen, ich selbst brachte es kaum noch fertig, täglich diesen verdammten Keller zu betreten. Sie verdiente mehr als das und innerlich hoffend, dass sie dieser Zeitungsartikel aufgerüttelt hatte, trug ich sie in mein Schlafzimmer, durchschritt diesen bis ins angrenzende Badezimmer. Vorsichtig setzte ich sie auf den Wannenrand und ließ heißes Wasser ein, das ich mehrmals mit meinem Handrücken prüfte. Die Ärmel meines Hemdes hochkrempelnd beobachtete ich jegliche Regung, die von ihr ausging, doch da war nicht viel. Eine Leere schrie mir stumm entgegen und verengte meine Brust ein Stück weit mehr.

Da sie noch immer abwesend schien, bückte ich mich erneut, um sie langsam in das Wasser zu setzen. Doch bis auf ein kurzes, tiefes Luftholen blieb jegliche Reaktion aus. Mit verkrampften Händen nahm ich den weichen Schwamm von einer Anhöhe an der Wand und begann, sie sanft mit kreisenden Bewegungen zu waschen. Angefangen an ihren Händen, Armen, Rücken. An ihrem Hals angekommen, verharrte ich kurz vor ihrem Brustansatz. Sie bemerkte mein Zögern, denn nur langsam bewegten sich ihre leidenden Augen auf mein Gesicht. „Wieso...", flüsterte sie krächzend.

Unschlüssig seufzte ich. Wieso badete ich sie? Wieso holte ich sie aus dem Keller? Wieso sorgte ich mich um sie? Wieso tat Romero, was er nun mal tat? Um nicht antworten zu müssen, nahm ich ihre Waschung wieder auf und fuhr nun ihre Brüste nach, ohne jegliche sexuelle Anspielung. Sie folgte mit den Augen jeder Regung in meinem Gesicht, bevor sie mein Handgelenk plötzlich packte und ihre Nägel hineintrieb. „Wieso hast du mir das angetan? Wieso musstest du mir das zeigen?!"

Was das ihr Ernst? Knurrend hob ich eine Braue und beugte mich ihr entgegen. „Weil du die Wahrheit verdienst! Wärst du lieber weiter einer Lüge aufgesessen wie die letzten Tage, bevor du wieder zu mir kamst?"

„Welcher...Lüge'?", hauchte sie bebend.

„Hätte er dich jemals wirklich geliebt, wäre er jetzt nicht verlobt!", donnerte ich.

„Du kennst ihn nicht! Vielleicht-"

Weiter ließ ich sie nicht kommen. Meine Hand presste sich fest gegen ihre Lippen. „Vielleicht was?! Was brauchst du denn noch?! Du hast Recht! Ich kenne diesen Bastard nicht wie du! Aber ich für meinen Teil würde lieber sterben, als ein Leben ohne dich zu führen! DAS! IST! LIEBE!", brüllte ich fassungslos über diese Verblendung in ihren Augen.

Sie schrak zusammen bei jedem einzelnen Wort und begann, trotz des warmen Wassers, dass sie wie eine Decke umfing, zu zittern. Das kühlte meine Gemüter wieder ab und ließ meine Hand von ihrem Gesicht sinken. Ihr flehender Blick ließ jeglichen Ärger in mir wieder verpuffen. Schwer nach Atem ringend sah ich sie an und wartete auf ein Wort von ihr, als nichts mehr kam, packte ich nach ihrem Kinn. „Sprich mit mir."

„Berühre mich..."

Schwankend verharrte ich für einen Moment, glitt dann jedoch mit den Armen wieder in die Wanne und hob sie hinauf an meine Brust. Dass sie mich völlig nass machte, störte mich nicht im Geringsten. Nackt wie Gott sie schuf, legte ich sie aufs Bett und beugte mich über ihren zierlichen Körper. Sanft strichen meine Finger über ihre Wange, solange bis ihre Hand sich erneut fest um meine legte. „Fester!"

Mute (Band 2 der Chaise Reihe) (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt