NOTFALL - OP

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Es sind bereits zwei Wochen vergangen seit dem beim Girokonto plötzlich einen Kontostand im sechsstelligen Bereich aufwies. Ich habe mich an meinen Plan gehalten, das Grundstück bereinigen lassen und das restliche Geld nicht angerührt.

Ich arbeitete wie üblich im Krankenhaus weiter und verdrängte schnell die Begegnung mit Danilo. Ich war froh, dass ich recht behielt und ich ihn wirklich nicht mehr sehen musste. Es war alles geregelt und es gab keinen Grund für ihn länger in LA zu sein. Oder war er am Ende gar nicht wegen dem Haus hier sondern wegen anderen Geschäften? Es sollte mir egal sein. Wer weiß wie lange er sich wieder in der Stadt herum treibt ohne dass ich was davon wusste.

Ich beendete gerade meine Schicht im Krankenhaus als mich Lola anrief. Ich trug noch meine OP Kleidung und meine Kopfbedeckung welches die Haare zusammen hielt als ich den Anruf entgegen nahm.

„Lola, was gibt's den?" sprach ich gestresst und müde in mein Telefon. „Romina du musst sofort kommen es ist was schlimmes passiert" antwortete sie direkt und völlig aufgelöst. „Beruhig dich Lola, wo bist du den und was ist los?" wollte ich direkt von ihr wissen. „Ich... ich habe Mist gebaut und keine Ahnung brauche deine Hilfe, bitte Romina" erklärte sie nun mit einer weinerlichen Stimme. Was hatte das zu bedeuten? „Wo bist du den verflucht?" wurde ich nun wütend, weil sie nicht deutlich sprach. „Zuhause, ich bin zuhause" entgegnete sie zittrig. „Okay ich bin auf dem Weg". „Bitte beeile dich Mina, ich weiß nicht wie lange Doby durchhält er hat große Schmerzen". What the Fuck was? Ich saß bereits im Taxi auf dem Weg nach Hause als ich zu Lola misstrauisch sagte: „Was meinst du damit das Doby schmerzen hat? Warum Doby? Lola was soll der scheiß?" Ich konnte es nicht fassen. „Er ist hier Mina und er ist verletzt, komm schnell" dann legte Lola auf. Das konnte sie mir nicht antun? War das ihr Ernst? Ich hatte keine Ahnung was mich zuhause erwartete? Ist Danilo etwa auch da? Und warum war Doby verletzt. Lola meinte am Anfang des Telefonates sie hätte Mist gebaut. Mir schießen 1000 Gedanken durch den Kopf als ich endlich die Verfluchte Türe unserer Wohnung erreichte.

Völlig abgehetzt kam ich in unserer Wohnung an und sah nur Blut. Viel Blut, eine weinende Lola welche über Doby kniet und Doby der am Boden liegt und vor Schmerzen sein Bein hält. Was zum Teufel? „Romina endlich" sofort stürmte Lola auf mich zu. Ich war wie in Schockstarre. „Du musst ihm helfen, ich habe ausversehen ihn angeschossen". Erklärte sie mir. „Du hast was?" schreite ich beinahe als ihre Worte endlich bei mir ankamen. „Es war ein Unfall wirklich" verteidigte sie sich sofort. „Und warum rufst du keinen Krankenwagen bist du bescheuert?" Schrie ich nun wirklich. „Das geht nicht" krächzte nun Doby. „Die Waffe ist nicht registriert, außerdem sollte ich mich von den Bullen fernhalten" sprach er schmerzerfüllt weiter. Unglaublich. „In was für eine Scheiße zieht ihr mich da rein?" fragte ich nun sichtlich wütend. „Und was zum Teufel macht Doby überhaupt hier? Seit wann habt ihr wieder Kontakt? Ich kann es einfach nicht fassen, dass du mich in so eine Situation bringst Lola" Ich war stinksauer. Ich könnte meine Zulassung verlieren durch diese Scheiße hier.

Als Doby wieder vor Schmerzen aufschrie, versuchte ich meine Wut beiseite zu schieben und kniete mich zu ihm runter. Vorsichtig untersuchte ich die Schusswunde. „Lola bring mir meinen Koffer". Ich hatte immer einen Notfallkoffer zuhause für kleinere Notfälle aber nicht verdammt noch mal eine Schusswunde. Dennoch muss ich mir einen Überblick verschaffen und reinigte erst mal die Wunde mit ordentlich Desinfektion, was Doby erneut aufschreien lies.

„Eine Hauptschlagader wurde durchtrennt, die Kugel sitzt dahinter im Muskel. Das muss schnellstmöglich operiert werden sonst verblutest du Doby. Ich kann die Blutung nicht durch einen Druckverband stillen. Damit kann ich nur etwas Zeit gewinnen" erklärte ich ihm ruhig. Er verstand. „Lola mein Handy" sprach er angestrengt. Sie reichte es ihm sofort während ich einen Druckverband über seinen Oberschenkel anlegte. Doby telefonierte mit einem anderen Mann. Sie sprachen auf Spanisch weshalb wir nichts verstanden. Als er auflegte sagte er: „er werden gleich meine Männer vorbeikommen. Sie bringen mich in unsere Lagerhalle. Dort befindet sich ein kleiner OP für Notfälle. Der Doc wird kommen. Aber bis dahin musst du mit Romina. Bitte".

Mein Mund stand offen. Habe ich das gerade richtig verstanden. „Ich komme mit" antwortete Lola direkt. Doby sah jedoch flehend zu mir. „Ihr könnt das nicht von mir verlangen. Meine Zulassung. Ich könnte alles verlieren" erklärte ich ehrlich. „Bitte Romi, ich bitte dich, ich schwöre dir, deiner Zulassung wird nichts passieren" versuchte er es weiter. Woher sollte er das wissen? Wie kann er das garantieren. Allerdings sein Leben war in Gefahr. Und ist das nicht eigentlich der Kodex eines jeden Arztes? In erster Linie Menschenleben retten?

„Okay" flüsterte ich nach einer Weile. Dann klingelte es bereits und mehrere Männer kamen herein. Sie hoben Doby hoch und brachten ihn in einen SUV der vor unserem Block parkte. Lola und ich stiegen ebenfalls ein, dann raste das Auto los. Wir kamen nach ca. zwanzig quälenden Minuten endlich an dem Ziel an. Es war wirklich eine abgelegene Lagerhalle. Ich erinnere mich an dem Ort. Oh mein Gott wir waren wirklich an „dieser" Lagerhalle. Damals hatten wir Leroy Geburtstag hier gefeiert. Es war die reinste Partymeile. Auch Lola erkannte den Ort wieder. Wir liefen den Männern und Doby hinter her in die Halle. Es sah jedoch komplett anders aus als damals. Überall standen Männer und Kisten als ob sie was Lagern würden. Sie sahen beschäftigt aus und beachteten uns gar nicht. Doby wurde in einen separaten Raum gebracht und tatsächlich befand sich darin ein kleiner Operationsraum. Unglaublich. Ich sah mich um, um festzustellen, dass sämtliche Geräte, Beleuchtung, Kleidung und OP-Besteck vorhanden waren. Es gab sogar einen Schrank mit Medikamenten für Infusionen und einen Kühlschrank mit Blut. Was ist das für eine kranke scheiße hier?

Doby lag auf dem OP-Tisch und abwartend sahen mich die Männer, die ihn herbrachten an. „was?" sagte ich barsch. „Der Doc hat Verspätung. Du musst anfangen" sprach einer von ihnen trocken. Ich find hysterisch an zu lachen. Niemals. „Romina bitte, ich brauche dich" flüsterte Doby kaum hörbar. Er wurde schwächer. Wütend stampfte ich in Richtung OP-Kleidung. „Raus alle" schrie ich nun während ich meine Hände ordentlich wusch und desinfizierte. Dann zog ich mir einen sterilen Schutzanzug an sowie eine Kopfbedeckung welches meine Haare zurückhielt. Die Männer folgten meiner Anweisung und verließen sofort den OP-Raum. Lola blieb geschockt in der Ecke sitzen und beobachtete mich ängstlich.

Ich nahm Dobys Unterarm, desinfizierte ihn und gab ihm eine Infusion. Ich verabreichte ihm ein starkes Schmerzmittel. Dann nahm ich die Maske, setzte sie auf seine Nase und schaltete das Gas an. „Schlaf gut Doby" sagte ich bevor er seine Augen schloss und in seiner Narkose war. Ich nahm eine Schere und zerschnitt seine Hose. Dann deckte ich alles ordentlich ab und desinfizierte wieder die Stelle. Ich richtete das Licht aus, nahm das OP-Besteck welches ich benötige und fing an die Kugel aus der Wunde zu entfernen. Gerade als ich die Kugel in einen Messingbehälter neben mir fallen ließ, öffnete sich die Türe. Es war der Doc. Gott sei Dank. Und hinter ihm erschien Danilo. Zum Teufel.

D A R K   R A C E | ci vediamoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt