SCHUTT UND ASCHE

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Die Stimmung im Club war sehr gut, es waren viele Gäste gekommen um zu feiern und Lola strahlte den gesamten Abend über. Ich lächelte während ich sie beobachtete wie sie zwei neue Cocktails von einem Tablett für uns abnahm. Wir waren nicht alleine in der Lounge. Lola lud noch weitere Bekannte und Freunde von ihr ein. Die meisten kannte ich jedoch war ich bekannt dafür nicht der beste Gesprächspartner zu sein. Viele von Ihnen dachten ich sei überheblich oder Arrogant, dabei hatte ich einfach keine Lust zum Sprechen. Was vielleicht an meinem stressigen Alltag lag und an meinem Desinteresse an Menschen im Allgemeinen. Ich hatte Onkel Paul, Lola, meinen Arbeitskollegen Jack, welcher in den letzten vier Jahren zu einem ebenfalls engen Freund wurde sowie Joe vom Diner. Ich arbeitete nicht mehr bei ihm aber ich kam dennoch oft um mein Abendessen bei ihm zu nehmen. Schließlich gab es dort immer noch den Romina Spezial.

Es war halb Fünf morgens und der Club würde gleich schließen. Meine Gedanken kreisen immer wieder zu Dobys Haus. Ich nenne es nicht meines, da ich es nie wollte. Ich konnte es jedoch nicht verkaufen da ich hierfür die Zustimmung von Doby gebraucht hätte, der natürlich vom Erdboden verschluckt war. So hatte ich es an der Backe bis heute. Ich fragte mich jedoch wie viel Schaden es genommen hatte? Ob es wohl Brandstiftung war? Ich habe ganz vergessen den Officer zu fragen. Spontan stand ich auf und verabschiedete mich von Lola. „wir gehen nicht zusammen nach Hause?" fragte sie mich verwirrt. „Nein ich muss noch was erledigen" sagte ich trocken, gab ihr einen Kuss auf die Wange und verließ die Lounge bevor sie anfangen konnte Fragen zu stellen. Ich eilte zu einen der Taxis die bereits vor dem Club sehnsüchtig auf ihren nächsten Gast warteten.

Ich gab die Straße durch: „Mayfield Ave 8th, bitte". Es ließ mir keine Ruhe. Nach all den Jahren kehrte ich zu dem Haus zurück. Ich musste sehen, wie die letzte Erinnerung an „ihn" in Schutt und Asche lag. Keine zwanzig Minuten später erreichten wir die Straße. Es wurde langsam Hell jedoch ging noch nicht die Sonne auf. Diese typische Morgendämmerung war zu sehen, sie reichte jedoch um mir genug Licht zu spenden. Ich reichte dem Taxifahrer 30$ und stieg schließlich an meinem Ziel aus. Es war ruhig unglaublich ruhig. Als ich die Zufahrt und Garagen sehe musste ich sofort an die Zeit von damals denken. An meinen Abbat. Meinen schwarz matten Abbat.

Ich habe ihn damals, als ich realisiert habe, dass es endgültig ist, das Auto für einen sehr guten Preis verkauft. Ich konnte es nicht mehr ertragen darin zu fahren. Mit dem Geld habe ich die restlichen Schulden für das Studium abbezahlt. Erst wollte ich das Geld nicht annehmen aber dann dachte ich mir was soll dieser stolz? Dieser Mistkerl hat mich im Stich gelassen und in seinem Abschiedsbrief geschrieben, dass er mir wünscht, dass ich eine gute Ärztin werde. Schuldenfrei zu sein war schon mal ein guter Anfang.

Das Grundstück war mit einem Bauzaun abgesperrt und das Siegel der Polizei prangte groß an der Haustüre. Ich lief entlang des Zaunes und entdeckte am Rand eine kleine Öffnung. Praktisch. Ich schlupfte hindurch und betrat die Einfahrt. Das Haus stand noch, jedoch war der Dachstuhl komplett ausgebrannt. Ebenso wies die Fassade starke Schmauchspuren auf. Die Fenster waren alle zersprungen und das zersplitterte Glas lag am Boden. Gab es eine Explosion? Vorsichtig näherte ich mit dem Wohnhaus. Immer wieder schossen alte Erinnerungen durch meinen Kopf. Ich konnte nicht durch den Haupteingang da das Polizeiband sonst durchbrochen wäre und ich wollte auf keinen Fall auffallen.

Also lief ich um das Haus in den Garten. Es gab eine Terrasse und eine Tür welche von dort ins Wohnzimmer führte. Jackpot die Türe war offen. Vorsichtig stieg ich mit meinen schwarzen Lack Highheels die Treppen hinauf zur Terrasse. Ein leichtes schmunzeln kam über meine Lippen als ich in das Wohnzimmer blickte. Die vielen Partys die hier immer stattfanden. Es war unordentlich Möbel lagen kaputt auf dem Boden, jedoch hat es hier nicht gebrannt bzw. die Feuerwehr konnte vorher den Brand löschen. Leise schlich ich weiter in das Innere. Es sah noch genauso aus wie damals. Nichts hat sich verändert bis auf die Schmauchspuren und das alles unordentlich und teilweise zerstört auf dem Boden lag. Dieselben Tapeten, derselbe Dielenboden, die Küche, die Möbel. Ein Schauer zog sich über meinem Rücken. Hier muss seit Jahren niemand mehr gewesen sein. Vorsichtig lief ich weiter die Treppen hinauf ins Obergeschoss. Hier musste ich höllisch aufpassen da deutlich mehr Brandspuren zu sehen waren. Teilweise hingen abgebrannte Balken herunter und es sah einsturzgefährdet aus. Ich hatte keine Ahnung was mich antrieb ich hatte jedoch ein Ziel. Als ich mich bis zu diesem durchkämpfte öffnete ich die Türe und stand in Danilos altem Schlafzimmer. Es roch stark nach Ruß aber es störte mich nicht. Das Bett, der Kleiderschrank, er hat nichts mitgenommen. Ich strich mit meinem Finger über die Kante des Bettes bis ich plötzlich ein Klicken vernahm. Ein Klicken als ob jemand eine Waffe entsicherte.

Mir stockte der Atem, ich wagte es jedoch nicht mich zu drehen. Ich spürte den kalten Lauf an meinem Hinterkopf. Mein Körper fing an zu zittern. Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu kontrollieren. Beherrsche dich, sagte meine innere Stimme. Bleib ruhig Romina dröhnte es in meinem Kopf und tatsächlich blieb das Zittern aus. Ich atmete tief ein und aus.

„Umdrehen" vernahm ich barsch eine unbekannte Stimme. Ich tat was man mir sagte und drehte mich zu der Person mit der Waffe um. Nun sah ich mit meinen Augen direkt in den Lauf der Pistole. „Wer bist du?" knirschte der Kerl sichtlich wütend. Ich kannte ihn nicht. Er war kein Officer. Er sah südländisch aus. Schwarze Haare, dunkle Augen, gebräunte Haut, Tattoos. Ich tippe auf Mexicaner und ein ungutes Gefühl schleicht sich mir ein. Ich verzog keine Miene, versuchte mein kaltes Gesicht zu bewahren welches ich mir die letzten Jahre antrainiert habe.

"Was zum Teufel machst du hier" spottet der Typ vor mir weiter mit nun deutlich erkennbaren Akzent. Ich hob mein Kinn und sah ihm direkt in die Augen, dabei hielt er seine Waffe aufrecht auf mich gerichtet. "Die Frage ist wohl eher: was du hier machst? In meinem Haus?" Antwortete in einer abgebrühtheit die mich selber überraschte. Er knirrschte hörbar mit den Zähnen. Eine Ader trat auf seiner Stirn hervor und er wurde noch wütender. "Was bildest du dir ein Puta" schrie er mich an.

Ich blieb ruhig und behielt meine Maske auf. Innerlich tobte ein Sturm, was wenn er abdrückt? Was wenn er mich gleich schlägt. Ich bin ihn körperlich unterlegen er könnte alles mit mir tun. Dennoch war ich still, starrte ihn an und wartete auf eine Vernünftige Antwort. Dad schien meinen Gegenüber nur noch mehr zu provozieren und er schwang seinen Arm mit der Waffe in der Hand um sie gegen meinen Kopf zu donnern.

Doch bevor er mich treffen konnte brachte ihn ein Wort zum stillstand: "detener". Der Mann hielt inne.... und mir gefror das Blut...

Ich erkannte seine Stimme sofort... ich würde Sie in Millionen Jahren wieder erkennen. Es konnte nicht sein... Er durfte nicht in Amerika sein... Wie ist das möglich.

Ich atmete hastig ein. Starrte immer noch den Kerl vor mit an und wagte es nicht zur Türe zu sehen.

"afuera Ermando" sein Ton war dunkel und bestimmend. Der Mann vor mir, Ermando hieß er wohl, steckte seine Pistole in den Hosenbund und lief in eiligen Schritten davon ohne dabei ein Wort zu sagen.

Nun stand ich alleine in Danilos Zimmer. Mein Herz raste. Ich habe bisher nur seine raue Stimme vernommen und dennoch konnte ich kaum meine Maske aufrecht erhalten.

Ich spürte aus dem Augenwinkel heraus wie ein großer, breit gebauter Mann das Schlafzimmer betritt. Noch immer starrte ich gerade aus zur Wand um meine Augen anschließend zu schließen. Ich spürte wie er näher kam. Wie ein Raubtier schlich er sich an.

Ich atmete tief ein, versuchte innerlich ruhiger zu werden. Dann öffnete ich meine Augen und starrte direkt in die dunklen, Iriden von Danilo. Heilige Mutter Maria... Diese Augen, dieser Blick... Gefährlich, Dominanz aber unglaublich atemberaubend. Er stand nur wenige Zentimeter von mir entfernt und ich spürte sein Atem, sein Geruch, seine ganze Existenz auf meiner Haut.
Verflucht seist du Danilo Martinéz.

"Romina, mi pequeña inocente" hauchte er wie in Trance...

D A R K   R A C E | ci vediamoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt