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Jungkook

Mit wippenden Bein saß ich an dem Esstisch und starrte auf das Essen, welches Jimin nach und nach auf den Tisch stellte. Ich hatte das Gefühl, dass es immer mehr wurde. Yoongi saß neben mir und füllte mir Wasser in mein Glas, mich dabei aufmunternd anlächelte, ehe er sich selbst welches einfüllte und den Blick von mir nahm. Leise atmete ich durch und knetete meine Hände, ich war unglaublich nervös. Sollte ich das alles essen? Das doch viel zu viel.

„Jungkook? Können wir bitte noch einmal wegen gestern reden?", fragte Jimin plötzlich, klang dabei vorsichtig und setzte sich gegenüber von mir auf den Stuhl, schaut mich schon fast flehend an. Ich wich seinem Blick aus und blickte auf meine Hände die ich in meinem Schoß verschränkt hatte. Ich wollte darüber nicht reden. Was gab es darüber auch zu reden?

„Können wir das nicht einfach vergessen?", seufzte ich leise und krallte mich in meine Oberschenkel. Es wurde mir gerade alles zu viel. Ich sollte essen, anscheinend eine Menge und dann sollte ich mit Jimin über seine - was war sie? Seine Freundin, vielleicht doch nur ein einzelnes, missglücktes Date?- reden. Es war nicht viel, doch waren es große Themen in meinem Leben. Warum musste sich so viel verändern? Könnt Yoongi mich nicht einfach in Ruhe lassen? Und könnte ich Jimin nicht einfach reichen?

Warum versuchte Yoongi mir zu helfen, wenn ich das gar nicht wollte? Das ist doch kontraproduktiv, wenn ich es nicht einmal wirklich möchte. Er zwingt mich doch förmlich, droht mir, es Jimin zu erzählen, denn dann wäre das alles viel schlimmer. Er machte sich immer viel zu viele Sorgen um mich, er konnte da nicht so langsam wie Yoongi vorgehen.

Und Jimin holte einfach jemanden in sein Leben, ohne an mich zu denken. Was wenn, sie hier eingezogen wäre? Ich wollte nicht mit einem wildfremden Menschen zusammen wohnen und Jimin teilen erst recht nicht. Er wollte ihn nur für mich, auch wenn das egoistisch klang. Jimin hätt doch warten können, bis ich ausgezogen war. Dann wäre mir das egal gewesen.

Zögernd legte sich Yoongis Hand auf meine und löste diese von meinem Oberschenkel, nahm auch die andere in seine große Hand, strich beruhigend über den Handdrücken. Als ich langsam aufsah, konnte ich sein sanftes Lächeln erkennen, er sah ,ich auffordernd an. Auf den Weg nach unten, hatte er mir gesagt, wenn es zum Gespräch kommt, solle ich darauf eingehen und auch an meinen Bruder denken.

Seufzend wandte ich mich zu meinem großen Bruder, welcher mich ebenfalls anlächelte. Noch immer blickte er mich flehend an, spielte mit seinen hängenden Ohrringen herum, was er immer tat, wenn er nervös war.

„Es tut mir leid, ich hab gestern ein bisschen übertrieben", murmelte ich, auch wenn ich meine Reaktion eigentlich gerecht fand, doch ich wollte mich mit meinem Bruder nicht streiten. Das machte mich immer fertig, ich hasste es. Er war der wichtigste Mensch in meinem Leben, weshalb ich Streit zwischen uns immer zu vermeiden versuchte.

„Nein, Jungkook. Ich verstehe es ja, ich habe dich damit ganz schön überrumpelt. Ich hätte dir das in Ruhe erzählen sollten, ich weiß doch, wie sehr du große Veränderungen hasst. Nur ist das im Moment noch nichts sichereres, wir beide wissen nicht, wohin uns das noch führt. Dennoch hätte ich mit dir reden sollen. Es tut mir leid", sagte Jimin liebevoll, hatte seine Hände zu mir ausgestreckt, damit ich diese ergreifen konnte, doch ich stand auf und lief um den Tisch herum, um mich auf seinen Schoß zu setzen und ihn zu umarmen.

„Ich hab dich lieb", flüsterte ich ihm zu und drückte meine Gesicht gegen seine Schulter. Kichernd erwiderte er meine Worte und streichelte mir über den Rücken. Mir war egal, was Yoongi gerade davon hielt oder sich dachte. Ich brauchte das im Moment von meinem Bruder. Leider war es schneller vorbei, als ich wollte. Jimin hob mich vom Stuhl und klopfte mir auf den Hintern, um mir zu sagen, ich sollte zurück auf meinen Platz, was ich auch sofort tat.

Als ich wieder saß, griff Jimin nach dem Essen, um sich etwas zu nehmen, was Yoongi ihm gleich tat. Unschlüssig schaute ich mir das Essen an, hoffte, dass Yoongi mich einfach machen ließ oder das nicht bemerkte. Leider traf das nicht zu, denn nur kurz darauf spürte ich seine Hand erneut auf meinem Oberschenkel und wie er mich von der Seite ermutigend anschaute.

Ich ließ meinen Blick erneut über den Tisch gleiten und nahm mir schließlich etwas Reis und ein Spiegelei dazu, was ich in meine Schüssel tat und daraufhin zu Yoongi schaute, irgendwie Bestätigung erwartete. Der Ältere lächelte mich stolz an und formte plötzlich einen Kussmund, wodurch mir die Hitze in den Kopf stieg und ich meinen Blick schnell wieder abwendete.

Warum reagierte ich so? Wir hatten doch schon viel mehr gemacht.

𝐒𝐂𝐇𝐎𝐎𝐋 𝐇𝐎𝐄;taegikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt