20. Kapitel

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Ich öffne die Augen und erkenne im Dunkeln die steinernde Decke über mir.

Es geht weiter...

Ohhhh Gott, nein! Verzweifelt kneife ich die Augen wieder zu und hoffe, dass dieses angenehme Nichts mich erneut verschluckt. Doch meine dumpfen Kopfschmerzen sind das Einzige, was sich bermerkbar macht.

Genervt stemme ich mich hoch, weigere mich aber erneut diese Höhle wahrzunehmen. Angestrengt versuche ich mich an das kürzlich Geschehene zu erinnern.

"Oh Gott, Ellie! Ich hab mir solche Sorgen gemacht!"

Mein Verstand wird hellwach, diese Stimme schneidet gewalttätig meine Gedanken ab und ich hebe den Kopf etwas zu aprubt. Mein Nacken macht ein sorgenerregendes Geräusch, welches ich geflissentlich ignoriere.

Direkt vor mir kniet Josh und sieht mich besorgt an, er hat das Knacksen meiner Knochen anscheinend auch bemerkt. Unfähig zu reagieren, starre ich ihn an. Er sieht schrecklich aus...naja so schrecklich wie jemand Perfektes eben aussehen kann. Unter seinen Augen sind tiefe, dunkle Ringe, kleine Bartstoppel sind auf seiner Haut zu vernehmen und er hat einen Verband um seinen linken Oberarm gebunden. Wo der herkommt, werde ich ihn wohl später fragen müssen.

Er hebt zögerlich den Arm, doch ich bewege mich nicht und sehe ihm unverwandt in die Augen. Seine Fingerkuppen berühren leicht meine Wange und es scheint als würden kleine elektrische Impulse von ihnen ausgehen, die mich innerlich wärmen und die Taubheit des letzten Tages etwas verdrängen.

Da ich nach außen hin nicht reagiere, nimmt er langsam mein Gesicht in beide Hände und mir entgeht nicht, dass seine Lippen etwas zittern.

"Ich- ich dachte du wärst tot."

Er haucht diesen Satz so leise, so unsicher, als ob es ihm ehrlich wehtun würde ihn auszusprechen. Es ist herzzerbrechend. Aber jetzt erinnere ich mich wieder an das, was passiert ist. Ich reiße mich von seinem schmerzerfüllten Blick los und sehe kurz an meinem Bein herunter. Da ist ein Verband an meinem Fuß, da wo ich mich geschnitten habe. Ich drehe mich zur Decke um und erkenne ein kleines Glitzern daneben.
Josh scheint meinem Blick gefolgt zu sein.

"Die lag da schon als ich dich aus dem Wasser geholt habe...das ist das Ding, das dir den Fuß aufgeschlitzt hat, richtig? Wie hast du das nur geschafft?"

In seiner Stimme liegt keinerlei Ironie oder Belustigung, sondern nur pure Besorgnis. So wie es aussieht, hat er mich im Wasser gefunden... Und im Moment sage ich ihm lieber nicht, dass ich beim Versuch wegzulaufen genau auf diese riesengroße, unübersehbare Spiegelscherbe, die hier gar nicht hingehört, draufgetreten bin. Also gehe ich auf den Teil mit dem Wasser ein.

"Warum äh...also warum dachtest du ich sei t...t..."

Ich schlucke. Meine Stimme klingt heiser und ich höre mich fast schon selbst nicht, weil ich so leise spreche. Ich schätze, dass er weiß was ich sagen will und schweige.

"Also, ich bin gerade erst zurückgekommen und da sah ich halt, dass du nicht mehr in der Höhle bist. Also bin ich schnell zum Strand gelaufen, und als du nirgendwo zu sehen warst, dachte ich schon, dass du dich selbstständig auf den Weg zur Polizei oder den Halewoods oder zu wem-auch-immer gemacht hast. Ich wollte dich schon suchen gehen, weil ich weiß, dass du in deinem Zustand wahrscheinlich zu schwach wärst. Doch dann sah ich etwas halb im Wasser, halb auf dem Strand liegen und das warst eben du..."

Er macht eine kurze Pause, um durchzuatmen und sich das Gesicht zu reiben, bevor er weiterspricht.

"Ich holte dich sofort in die Höhle. Ich habe anfangs keinen Puls gefunden und du warst so blass und eiskalt deine Lippen blau und - "

The Secret Cove   // Josh Hutcherson FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt