17. Kapitel

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"-auf"

Hm?

"Ellie, wach auf, wir haben nicht so viel Zeit!"

W-was?

"Ich mein's ernst, Süße, wach verdammt nochmal auf!"

Süße?!

Langsam realisiere ich das energische Schütteln an meiner Schulter und entgleite meiner Traumwelt. Verschlafen blinzele ich ein paar mal, bevor ich direkt in zwei unmwerfend schöne Augen sehe. Ich kann nicht anders, ich muss ihn einfach anstarren.

"Guten Morgen, Schlafmütze. Ich hoffe du bist ausgeruht."

Ein kleines Lächeln breitet sich auf seinem, ohnehin schon perfekten, Gesicht aus. Hastig setze ich mich auf.

AUTSCH

"Woah, pass auf, dein Hals ist noch nicht verheilt und anscheinend hast du dich irgendwie auch am Kopf verletzt. Deine Stirn hat eine starke Rötung. Was hast du nur gemacht?"

Ich fasse mir an den Kopf und muss leicht zusammenzucken. Prima, noch eine Verletzung...

Ich lächele ihn entschuldigend an. Hinter ihm steht eine gepackte blaue Reisetasche. Anscheinend hat er wirklich alles vorbereitet.

"Dann mal los."

Er hält mir helfend die Hand entgegen, um mich hochzuziehen und ich nehme sie dankbar. Plötzlich schießen wieder tausend kleine Elektroschocks durch meinen Arm in meinen gesamten Körper, wie am ersten Schultag in LA.

Nachdem er mich hochgezogen hat, stehen wir noch eine Weile voreinander. Ich starre auf meine Zehen, doch ich spüre den intensiven Blick, der sich auf mich legt. Auf einmal nimmt er mich vorsichtig am Kinn und hebt meinen Kopf, bis ich ihn ansehen muss. Seine Hand wandert an die Seite meines Halses und bleibt dort sanft liegen, während er mit dem Daumen vorsichtig über meine Wange streicht. Ein angenehmer Schauer fährt über meinen Körper und ich wage es nicht meinen Blick von seinem Gesicht abzuwenden.

"Ellie...ich habe dich hier reingezogen, aber ich verspreche dir, ich schwöre es bei meinem Leben: Ich hole dich hier raus. Du kannst zu den Halewoods und zu deinen Eltern zurückkehren! Ich verspreche es."

Er sieht mich intensiv an, spricht mit fester Stimme, doch am Schluss bricht sie kaum merklich. Ich kann nichts tun, außer dazustehen.

Ich bin so überwältigt von dem, was er gesagt hat. Die Art, wie er sein Versprechen gegeben hat, als würde die Existenz der Welt davon abhängen. Er hat so viel Kraft in seine Worte gelegt, dass sie vor Überzeugung zu explodieren schienen.

Plötzlich zieht er seine Hand weg und dreht sich um, um die Tasche zu öffnen und darin herumzuwühlen. Ich fühle mich auf einmal so leer, als wäre soeben ein Teil meiner selbst verschwunden.

Er nimmt etwas raus und wendet sich mir wieder lächelnd zu. Kritisch mustere ich den Bündel Stoff.

"Hier, zieh das an. Wir wollen doch nicht, dass du nur in Unterwäsche durch die Nacht rennst."

Schlagartig schießt mir das Blut in die Wangen und ich greife peinlich berührt nach den Klamotten. Ich hatte total vergessen, dass ich nur meine Pyjama-Hose und meinen BH anhabe. Die Sachen bestehen aus einem einfachen T-Shirt, einer Baumwolljacke, einer ziemlich abgenutzten Jogginghose und überraschenderweise frischer Damenunterwäsche. Ich frage lieber nicht, wo er sie her hat.

Ich warte, dass er sich umdreht und sehe wohl ziemlich unbeholfen aus. Er steht erwartungsvoll vor mir, die Arme verschränkt, den Blick auf mein Gesicht gerichtet. Ich räuspere mich leise.

The Secret Cove   // Josh Hutcherson FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt