Kapite 2

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Die Abendsonne tauchte die Lichtung in ein magisches Licht, der rote Himmel wirkte bezaubernd auf die Katzen, im Lager kehrte eine angenehme und gemütliche Stimmung ein. 

Die letzten Patrouillen kehrten zurück, die Schüler berichteten von ihrem aufregenden Tag, besonders Felspfote prahlte mit seinem ersten Fang. „Ich habe sofort gerochen, wie fett das Eichhörnchen war und habe mich angeschlichen. Ich könnte schwören fast so hoch wie ein Frosch gesprungen zu sein und zack – war es tot!" 

Seine Geschichte brachte seine Schwester Sumpfpfote zum Stauen, die dem hellgrauen Kater einen bewundernden Blick zuwarf. Von außen würde man niemals erkennen, dass die beiden Geschwister waren. Felspfotes Fell war fahl und grau, während das seiner Schwester hellbraun war. Ihr Charakter war ebenfalls gänzlich unterschiedlich. Sumpfpfote mochte zwar etwas ruppiger wirken, aber ihr Herz war weich und mitfühlend, während Felspfote vor nichts zurückwich. 

„Und war es wirklich so groß wie ein Kaninchen?", fragte Wirbeljunges staunend, dicht gedrängt an seinen Bruder, die dem Schüler bewundernd in die Augen blickten. 

Felspfote nickte und schnurrte, seine Brust weit hinausgestreckt. „Vielleicht sogar noch größer!" Die Augen des Jungen weiteten sich begeistert. 

„Wow...", murmelte Flutjunges, wobei Quellensprung, die hinter den beiden saß, die Augen verdrehte. 

Sie hatte das winzige Eichhörnchen auf dem Beutehaufen bereits erspäht und fand es nicht so reizend von dem Schüler solche Lügen aufzutischen, um im Mittelpunkt zu stehen. 

Echosplitter sah dem Schauspiel schweigend vom anderen Ende der Lichtung zu, wo sie vor dem Ältestenbau auf einem kleinen Moosfleck saß, als sie leise Pfotenschritte vor sich wahrnahm und aufhorchte. Regenpfote, der Heilerschüler trat vorsichtig vor die Älteste. Echosplitter legte den Kopf schief. 

„Gibt es etwas wichtiges?", fragte sie, als sie die besorgten blauen Augen des Schülers sah. #

Sein hellgrau gestreiftes Fell wirkte nicht wie sonst glänzend, eher stumpf und wild durcheinander. „Ich muss mit dir sprechen Echosplitter, es ist dringend." 

Die Kätzin war überrascht. „Mit mir? Ich meine, ja klar!" Mit klopfendem Herzen winkte Regenpfote die Kätzin mit zum Schmutzplatz, wo sich der junge Kater unruhig setzte.

 Echosplitter tat es ihm gleich und blickte dann auf seine schneeweißen Pfoten, die nervös im Sand kneteten. Sie drängte ihn jedoch nicht zu sprechen, sondern blieb einfach ruhig, bist er leise begann: „Ich habe von einer Katze geträumt. Sie hat mir erzählt, dass es eine Katze in unserem Clan gibt, dessen Herz verloren in der Vergangenheit liegt..." 

Echosplitter stockte, sagte aber nichts, während ihr Herz noch schneller klopfte. Der junge Kater holte tief Luft und sah ihr fest in die Augen. „Das seltsame war nur, dass die Katze genauso aussah wie du, Echosplitter." 

Bei diesen Worten sträubte sich das Fell der Ältesten, sie war sichtlich verwirrt. „Das, das kann nicht sein!", fauchte sie leise, fast sogar wütend. 

Regenpfote schreckte leicht zurück und murmelte: „Es scheint, als ob du irgendwelche Sorgen hättest, Echosplitter, sonst würde mir der SternenClan nicht solche Träume schicken!" Schwer atmend schüttelte Echosplitter den Kopf. „Nein! Du irrst dich! Warum sollten sie das ausgerechnet einem Schüler überbringen? Wenn, dann hätten sie diese Botschaft Moosklang überbracht!" 

Stur blickte Echosplitter in den Himmel, in ihr stieg ein leises Grollen auf, als sie daran dachte, wie Regenpfote erwähnte, dass sie Sorgen habe. Von wegen – sie war Älteste, lebte ein gutes Leben, niemals hätte sie Sorgen! Innerlich stach ihr jedoch bei dieser eigenen Lüge eine Nadel ins Herz. 

„Am besten gehen wir beide jetzt und vergessen das, ich denke das ist das einzig Richtige", beschloss Echosplitter kühn. 

Regenpfote ließ den Kopf hängen, widersprach allerdings nicht, sondern folgte ihr nur wieder zurück ins Lager. 

Quellensprung und ihre Jungen waren bereits im Bau und auch bei Felspfote und Sumpfpfote war die fröhliche Stimmung vergangen, so als ob ein unsichtbarer Schatten sich über das ganze Lager gelegt hatte.

                                                                                   ***

Diese Nacht schlief Echosplitter noch schlechter als in der letzten. Die ganze Zeit sah sie eine schimmernde Kopie von sich, die sie mit Worten zusprach, die die Kätzin nicht verstand, so als ob sie eine andere Sprache sprach. 

Unruhig wälzte sie sich in ihrem Nest, bis sie irgendwann aufgab und den Bau auf leisen Pfoten verließ. Der wolkenlose Himmel zog sie wie schon früher magisch an. Direkt vor ihrem Bau blieb sie sitzen und blickte in die tiefe Nacht. 

Die Kälte war ihr dabei egal, Hauptsache sie träumte nicht. Statt Träumen dachte sie an ihre junge Kriegerzeiten, in denen sie sich immer wieder Nacht um Nacht hinausgeschlichen hatte um zur Lichtung mit dem großen Baum zu gehen, um die Sterne zu bewundern. Anfangs alleine, irgendwann dann mit Tannenpelz zu zweit. An ihn angekuschelt schlief sie manchmal sogar ein, voller Zufriedenheit und Ruhe. 

Schmerzhaft wollte Echosplitter nun diesen Gedanken loswerden, schaffte es aber nicht und dachte nur immer wieder an die Worte ihres Gefährten. „Irgendwann werden wir selbst Sterne dort oben sein", hatte er gemurmelt. 

„Ja, aber solange wir es gemeinsam sind, ist alles gut!", erinnerte sich Echosplitter an ihre leisen, geschnurrten Worte. 

Solange wir es gemeinsam sind. 

Als ob jemand ihr Herz immer weiter und tiefer zerreißen würde und niemals aufhörte weiter zu graben. Sie wollte gemeinsam mit ihm in den SternenClan wandeln und nun lag sie alleine, mitten in der Nacht vor dem Ältestenbau. 

„Oh, Tannenpelz, wo bist du nur, wenn ich dich am meisten brauche..." Mit leerem Herzen schloss sie die Augen. 

„Ich werde immer bei dir sein, immer", hörte sie seine Stimme in Gedanken, in ihrer Erinnerung.

 Der kalte Wind blies ihr um die Ohren und sie beschloss wieder in den Bau zu gehen. Es lohnte sich für sie sowieso nicht mehr, irgendwie zu versuchen sich abzulenken. 

Echosplitters ZukunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt