Kapitel 8

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Sanfter Wind umspielte Echosplitters Fell, als sie zu dem großen Baum vor sich blickte. Die große Buche. Der mächtige Stamm, um den sich Ranken schlangen und das Sternenlicht, was die kleine Lichtung erhellte. Der schwere Duft der Blüten lag in der Luft und die Kätzin schüttelte sich. Ihre Knochen fühlten sich plötzlich so leicht und... jung an. 

Wo war sie bloß? Tot? 

Nein, das war nicht der SternenClan. Das war ihr Territorium im TauClan. Ihr Zuhause. Aber warum fühlte es sich dann so anders an. Ehe sie weiter nachdenken konnte, hörte sie hinter sich ein lautes Rascheln. Erschrocken drehte sie sich um. Nein. Das musste der SternenClan sein. Das war Tannenpelz! 

Mit großen Augen trat sie einen Schritt näher, doch der braune Kater schien geradewegs durch sie hindurchzusehen. Echosplitter drehte sich um und erschauderte. 

Da lag sie selbst. Unter dem Baum auf den Wurzeln, den Blick auf den Kater gerichtet. 

„Ich dachte schon, du kommst nie!", schnurrte die Kätzin, die Echosplitter so ähnelte. 

Der Kater schnurrte. „Ich dachte mir, ich versuche mein Glück bei der Jagd... wie du siehst, ohne Erfolg." 

Echosplitter sah die beiden an, horchte ihren Gesprächen zu. Es schien, als ob die beiden sie gar nicht sehen könnten. Als ob sie bloß ein Traum wären. Eine Erinnerung in ihrem Herzen, die weit in der Vergangenheit lag. Zu weit weg, um sie je wieder zu erreichen. 

Mit dem nächsten Windstoß wurde Echosplitter davongetragen, an einen anderen Ort. Sie hörte das laute unnatürliche Fauchen. Ein Fauchen eines fremden Tieres. Ein Dachs. Als sie sich panisch umsah, bemerkte sie, dass auch dies nicht real war. Sie sah sich selbst kämpfen, gegen den Dachs, an der Seite von Tannenpelz. 

Er wird sie beide töten, dachte Echosplitter, während sie sich selbst zusah. 

Nein. Du selbst wirst nicht sterben. 

Sie kauerte sich klein zusammen. Es brachte nichts, wenn sie versuchte zu kämpfen. Sie war für alle anderen gar nicht da. „Tannenpelz!", hörte sie sich selbst in der Vergangenheit aufkreischen, als der Dachs sich auf den braunen Kater stürzte und ihn zu Boden stieß. 

Ein lautes Heulen ging aus seiner Kehle empor, der Dachs war zufrieden und wandte sich grunzend ab. Zurück blieb Echosplitter, dessen Herz viel zu schnell schlug. 

Nein, nein, nein. Echosplitter beobachtete sich, dessen Vergangenes – Ich sich über den Kater beugte. Sie wollte das nicht erneut erleben, so wandte sie den Kopf ab. 

„Echosplitter... ich... liebe dich!", war das letzte, was der Kater hervorbrachte, ehe er leblos zusammensank. 

„Nein!", schrie sie und sah mit aufgerissenen Augen auf den Körper ihres Gefährten, während die ältere Echosplitter, die das ganze nicht noch einmal spüren konnte zusammensank. Der Schmerz, der Kummer, die Sehnsucht war zu groß. 

Wie eine riesige Welle übermannte sie die Älteste und riss sie in die unendliche, schwarze Tiefe.

                                                                                                 ***

Wie in Trance ließ Echosplitter ihren Kopf hochfahren. Schon seit einigen Tagen verfolgten sie diese Träume, in denen sie sich selbst sah, mit Tannenpelz. Wie immer zog sich ihre Brust vor Kummer zusammen, wenn sie an ihn dachte. 

Warum musstest du nur sterben, warum so früh? 

Kraftlos sank sie wieder in ihr Moosnest im Ältestenbau. Seit sie den Heilerbau verlassen hatte, schlief sie schlechter. 

Vielleicht sollte ich Moosklang vor dem Einbruch der nächsten Dämmerung nach Mohnsamen fragen... 

Auf wackeligen Beinen stand Echosplitterauf, nur um draußen von kalten Regentropfen begrüßt zu werden. Genervtschüttelte sie ihren Pelz und sah sich auf der Lichtung um. Überall liefen geduckte Köpfe, die meisten Katzen verachteten den Regen, nur um ihn sich in dernächsten Dürre zu wünschen. Die Älteste hatte es früher nicht verstanden, aber mittlerweile taten ihr besonders bei Regen die Gelenke weh. 

Seufzend sah sie Sumpfpfote und Felspfote dabei zu, wie sie an ihrer Jagdstellung feilten.Wirbel - und Flutjunges wie immer mit großenAugen an ihrer Seite. Wie sehr die beiden Schüler die alte Kätzin an sie undihren Bruder Federglut. Immer voller Eifer und Stolz. 

Verträumt setzte sie sichhin und schloss ihre Augen. Die Regentropfen prasselten auf ihr Fell, doch sieignorierte es, genauso wie die Kälte. Wie sehr sie sich wünschte, Federglut nunbei sich zu haben. 

„Du bist viel zu früh von ihr gegangen. Genau wie Tannenpelz...",flüsterte sie. 

Vage erinnerte sie sich an die Sonnenstrahlen ihres letzten Schülertages. Aufgeregt und dicht aneinander gedrängt waren sie vorgetreten. Alle Katzen waren bei der Versammlung anwesend. Krähenstern, der damalige Anführer hatte sie liebevoll angesehen. Bienenstern – damals Bienenstreif –hatte ebenso wie alle anderen als Kriegerin zugesehen, während der Anführer Echosplitter und Federglut ihre Kriegernamen verlieh. Nachdem sie dem Schwur zugestimmt hatten, bekamen sie ihre Namen. 

„Federpfote, Echopfote. Von heute an werdet ihr Federglut und Echosplitter heißen. Ihr seit zwei Katzen voller Energie und Treue, ehrt eure Clangefährten und kümmert euch um sie!" 

Jaulend hatten ihre Clangefährten ihre Namen gerufen. Freude hatte Echosplitters Körperdurchströmt, ihr Herz voller Glück und Freude. 

Damals war alles so einfach. Bedrückt öffnete die Älteste nun ihre Augen. 

Es fühlte sich so an, als ob sie aus einem guten Moment herausgerissen wurde, der viel zu schön war, um wahr zu sein. 

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Echosplitters ZukunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt