Kapitel 9

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„Warum kommst du nicht rein? Ist es nicht zu kalt hier draußen?", fragte Tränensprung plötzlich. Erschrocken fuhr Echosplitter herum. 

„Ich... ja, klar ich wollte nur kurz raus", stammelte die Kätzin und setzte ein gespieltes Lächeln auf. Tränensprung nickte und Echosplitter folgte ihr wieder zurück in den Bau. 

„Was denkst du, wird der LaubClan es mit unserer Hilfe schaffen?", fragte sich Tränensprung besorgt. Echosplitter, dessen Gedanken gerade ganz woanders waren, mussten sich erstmal an alles erinnern. 

Bienenstern, die erlaubt hatte, dass der LaubClan Beute von ihnen bekam, damit sie nicht verhungerten. 

„Ich denke schon, ich meine, hoffentlich. Sie sind unsere Feinde und gleichzeitig auch ein Teil von uns." Echosplitter war überrascht über ihre lockere, solide Antwort und Tränensprung schien nicht zu bemerken, dass sie eigentlich gerade nicht sprechen wollte. Seufzend ließ Echosplitter ihren Kopf sinken und lauschte dem sanften Regen, der auf das Blätterdach prasselte. 

„Ich denke, dass Bienenstern das Richtige getan hat. Sie wird sich dabei zwar innerhalb ihres Clans fast Feinde machen, aber die werden sich auch wieder einkriegen. Schlangenzweig wird auch bald wieder auf den Beinen sein", stimmte die silberne Kätzin zu. 

Da dachte Echosplitter an Schlangenzweig. Fast schämte sie sich dafür, sich nicht um ihn zu sorgen. Der Kater war der einzige, schwer Verletzte aus dem Kampf. Unruhig fing Echosplitter an sich zu putzen. „Ja, bestimmt", gab sie noch knapp ab. 

Da hörte sie es draußen plötzlich laut Krachen. Ein Donner. Mit angelegten Ohren nahm sie das erschrockene Kreischen der Jungen war, versuchte aber selbst ruhig zu bleiben. Gewitter hatte sie in ihrem Leben schon viele erlebt, auch wenn sie das beklemmende Gefühl hatte, dass etwas nicht stimmte. So beschloss sie doch wieder nach draußen zu gehen, im strömenden Regen und krachendem Himmel. 

Auf der Lichtung bildeten sich Lacken, fast keine Katze war mehr hier. Nur Regenpfote, der gerade ein Bündel Ringelblume zum Heilerbau trug. Als sein Blick auf Echosplitter fiel, sah er schnell wieder zu Boden und trabte weiter. Die Älteste legte den Kopf schief und bekam ein schlechtes Gewissen, so folgte sie dem Schüler in den Heilerbau, wo es wesentlich trockener war. Erschrocken drehte sich der kleine Kater um und sah sie an. Verlegen knete die Kätzin den Sand unter ihren Pfoten, bis sie ihr Wort erhob. 

„Ich denke, wir müssen sprechen", presste sie nun doch noch hervor. Regenpfote nickte und setzte sich. „Du glaubst mir?", fragte er nun hoffnungsvoll. 

Echosplitter atmete geräuschvoll aus und wieder ein. „Nein. Ich denke du warst durcheinander und hast eben von einer Katze geträumt, die mir ähnlich war. Und mich hat es dann ebenfalls verwirrt und mein Unterbewusstsein hat mir auch solche Träume geschickt!" 

Fast kam sie sich selbst absurd vor, sie nahm aber nichts zurück. Es war die einzige logische Erklärung. Enttäuscht sackte Regenpfote nun zusammen. 

Einige Augenblick sagte niemand etwas, bis er doch das Kinn hoch hob. „Du willst mich also für dumm verkaufen? Du denkst ich bin ein unerfahrener Schüler, ein Mäusehirn, richtig?"

 Echosplitter schüttelte den Kopf. „Nein, nein, so war das nicht gemeint, ich will damit nur sagen, dass..." 

„Dass du unzufrieden bist, Älteste zu sein? Dass du zu viel trauerst?", fauchte er sie leise an. 

Nun mischte sich erneut Wut in ihre Gefühle. „Niemand hat mir vorzuschreiben, ob ich nun noch immer trauere oder nicht!" 

Der Schüler legte die Ohren an, war verzweifelt, was er noch sagen konnte. Sie glaubte ihm einfach nicht, egal wie sehr er es versuchte. „Bitte! Versteh mich doch! Das ist der SternenClan, der mir diese Botschaft überbracht hat!" 

Echosplitters ZukunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt