Prolog

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Die Pfoten der jungen Kätzin führten zu einem alten, knorrigen Baum mitten auf einer Lichtung. Der Mond beschien den Wald in ein helles, wunderschönes Licht, das die Kätzin anzog. Leicht fröstelnd betrachtete sie die zahlreichen Sterne am Horizont und ließ sich staunend an der Wurzel des Baumes nieder. 

Eine Weile war es stumm, bis sie ein Rascheln in den Büschen hörte. Mit gespitzten Ohren sah sie sich um. 

„Echosplitter?", fragte eine raue, tiefe Stimme vor ihr. Ein drahtiger, brauner Kater kam auf sie zu, in seinen Worten war ein Schnurren zu erkennen. 

Echosplitter sah ihn belustigt an. „Wer sollte ich denn sonst so spät nachts noch sein? Ein Fuchs oder Dachs vielleicht?" Der Kater grinste und legte sich dicht an Echosplitter. Ihre Felle berührten sich und die Luft zwischen ihnen schien zu knistern. 

„Man kann nie sicher sein!", gab der Kater zurück. Seine Schnauze berührte kurz die von Echosplitter, was ihr Herz schneller schlagen ließ. Die bernsteinfarbenen Augen der anderen Katze zogen sie magisch an und sie riss sich zusammen, um wieder in den Himmel zu blicken.

 „Deine Art zu verbergen, dass du mich magst, macht dich noch besonderer", flüsterte der Kater ihr schmunzelnd ins Ohr und Echosplitter zuckte leicht verlegen zurück. 

„Wenn es dich stört, kannst du ja gehen", war die einzige Antwort, die sie herausbrachte. 

Der Kater schüttelte den Kopf und seufzte. „Wenn es das würde, wäre ich schon längst nicht mehr hier." Diese Worte brachten Echosplitter zum Schweigen. In ihr tobten tausende Gefühle. Tannenpelz mag mich. Die Gedanken der Kätzin waren voller Bilder von diesem für sie so bedeutendem Kater. 

„Weißt du, dass ich für dich alle Berge und Wiesen dieser Welt durchqueren würde, um zu dir zu kommen, wenn du nicht da wärst?", murmelte Echosplitter. 

Tannenpelz schnurrte noch weiter. „Ich würde dasselbe für dich tun. Immer, Echosplitter immer. Für mich bist du nicht nur irgendeine Kätzin. Für mich bist du die Kätzin, der ich mein Herz schenken möchte!" 

Echosplitter sah ihm tief in die Augen und schmiegte sich voller inniger Freude an ihn. 

„Ich liebe dich, Tannenpelz!", rutschte es ihr heraus. So lange hatte sie auf diesen Moment gewartet, so lange. Und nun ging er in Erfüllung. Ihr Leben war perfekt, so wunderbar perfekt. 

„Ich dich auch", hauchte Tannenpelz in die wolkenlose, tiefe Nacht hinein, die Echosplitters Leben für immer veränderte. 

Echosplitters ZukunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt