Kapitel 6

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Unruhig tappte Echosplitter vor dem Lagerausgang auf und ab. Die Katzen, die mit Bienenstern in den Kampf aufgebrochen waren, waren noch immer nicht zurück. So langsam schienen sich auch die anderen Katzen Sorgen zu machen. 

Selbst Flammen – und Wirbeljunges kauerten eng neben ihrer Mutter, die ihnen versicherte, dass ihnen nichts passierte. Da endlich hörte sie das Getrappel von Katzen und spitzte die Ohren. Moosklang kam sofort mit einer Ladung aller möglichen Kräutern herbei, bereit verwundete Katzen zu versorgen. 

Doch als Bienenstern ins Lager rannte, gefolgt von den anderen Katzen, merkte auch Echosplitter schnell, dass keine der Katzen, die mit Bienenstern aufgebrochen war, Wunden hatte. Nur die Patrouille, die davor shon unterwegs war, hatte Kratzer und Schrammen, die sofort von der Heilerin und Regenpfote versorgt wurden. 

Niemand fragte nach, was geschehen war, jeder wartete geduldig auf das Wort von Bienenstern. Diese sprang mit hoch erhobenem Kopf auf den Hochfelsen, um alles zu berichten. Quellensprung trabte mit ihren Jungen dazu und setzte sich zwischen die Krieger. Echosplitter hielt sich eher am Rande, horchte aber genauso gut zu. 

„Der LichtClan hat versucht, uns Territorium zu klauen. Sie haben angegriffen wie räudige Füchse, aber als ich mit Verstärkung kam, waren sie bereits unterlegen. Es war mutig von Schlangenzweig Hilfe zu holen, wer weiß, hätte alles sein können." Nach einer Pause fuhr sie fort: „Und doch haben unsere Katzen gesiegt. Allerdings brauchen diese Katzen unsere Hilfe. Die Jungen einer Königin sind am verhungern, sowie der restliche Clan auch. Ich weiß, sie haben Beute gestohlen, aber wir sind dafür verantwortlich, dass dieser Clan überlebt." 

Gemurmel breitete sich auf der Lichtung auf, manche warfen der Anführerin abschätzige Blicke zu, aber niemand wiedersprach. „Ich befehle, dass täglich ein paar Beutestücke abgeben, zurzeit haben wir ohnehin zu viel Beute und es ist dumm, jede paar Tage die restliche, verdorbenen Tiere wegzubringen. Stattdessen können wir jeden Abend drei Stück dem LichtClan an die Grenze bringen. So werden sie überleben. Ist jeder einverstanden?" 

Echosplitter nickte, sie fand es vernünftig dem LichtClan zu helfen, obwohl er Beute in ihrer Not gestohlen hatte. Bienenstern tat das Richtige. Nachdem zumindest alle genickt hatten, ging Wieselfeder mit den zwei Schülern aus dem Lager, mit Beute im Maul. Zwei Spitzmäuse und ein fettes Kaninchen. Nachdem die Patrouille nicht mehr zu hören war und Bienenstern sich in ihren Bau verzog, brach auf der Lichtung unruhiges Gemurmel aus. 

„Es ist nicht gerecht, dass Bienenstern etwas von unserer Beute nimmt und sie einem anderen Clan gibt!", fauchte Rosendorn, die ihre langen Krallen in die Erde grub, um ihre Wut zurückzuhalten. Auch Rabenglanz teilte ihre Meinung. „Noch dazu einem Clan, der davor unsere Krieger verletzt hat! Wir haben den Kampf zwar gewonnen, aber seht euch Schlangenzweig an! Er ist schwerverletzt!" 

Immer mehr zustimmende Worte waren zu hören. Echosplitter wusste nicht wirklich, zu wem sie halten sollte. Die Katzen ihres Clans hatten zwar recht, aber sie würden doch an der Stelle des LaubClans genau dasselbe tun, oder? Außerdem war Beute verschwenden auch nicht richtig.

 Verwirrt und unentschlossen tappte sie wieder zurück zum Heilerbau. Moosklang hatte ihr kurz bevor die Patrouille von Bienenstern zurückgekommen war, mitgeteilt, dass sie sicherheitshalber noch eine Nacht darin bleiben sollte. Es dämmerte zwar noch nicht, aber Echosplitter brauchte ein bisschen Ruhe. Im Bau legte sie sich in ihr Nest. Neben ihr lag Schangenzweig, dessen Atem sich im Schlag ruhig hob und senkte. 

Regenpfote war gerade dabei, alte Kräuter auszusortieren. „Wie geht es dir?", erkundigte er sich. Echosplitter überkam ein schlechtes Gewissen. Sie hatte ihn am Vortag ziemlich ruppig behandelt, aber sie war nicht bereit sich zu entschuldigen. Außerdem störte er mit seinen verwirrenden Träumen ihren Schlaf. Wahrscheinlich hatte sie sich über Regenpfotes Worte zu sehr den Kopf zerbrochen und nun selbst davon geträumt. Aber keinesfalls konnten diese Worte vom SternenClan stammen. 

„Es geht mir besser", antwortete sie deshalb knapp und rollte sich eng zu einem Ball zusammen. Regenpfote horchte auf. „Das hört sich gut an", schnurrte der junge Kater. Echosplitter zuckte als Antwort leicht mit dem Ohr. Es verwunderte sie etwas, dass der Schüler trotz ihrer nicht so netten Art mit ihm umzugehen so freundlich zu ihr war. Vermutlich, weil er Heiler werden wollte.

 Seufzend versuchte Echosplitter etwas Ruhe zu finden, es war ihr aber einfach noch zu früh. So beschloss sie wieder den Bau zu verlassen und sich außerhalb des Lagers die Beine zu vertreten. 

Echosplitters ZukunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt